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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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gepresst aus der Hörmuschel.
    Tannenberg war so perplex, dass er unwillkürlich lachen musste.
    »Das ist wirklich nicht zum Lachen, sondern eher zum Heulen«, sagte die Männerstimme.
    »Entschuldigung. Aber wie kommen Sie denn auf so etwas?«
    »Sie nehmen mich anscheinend nicht ernst«, beschwerte sich der Anrufer. »Aber das sollten Sie, denn ich kenne den richtigen Täter.« Es entstand eine Pause, in der am anderen Ende der Leitung schmatzende Geräusche und dazwischen schnelle Atemzüge hörbar wurden. »Und das bringt mich in Lebensgefahr.«
    Wieder verstummte der Mann für ein paar Sekunden.
    »Sind Sie noch da?«
    »Ja«, kam es gehaucht zurück.
    »Wie kommen Sie denn darauf, dass ein anderer Täter hinter der Mordserie stecken könnte?«, wiederholte Tannenberg seine Frage.
    »Das kann und will ich Ihnen am Telefon nicht sagen. Wir müssen uns unbedingt treffen.«
    »Wann und wo?«, gab der SOKO-Leiter zurück.
    »Sofort. Sind Sie alleine in Ihrem Zimmer?«
    Reflexartig blickte sich Tannenberg um. »Ja, ja, das bin ich.«
    »Gut. Sie müssen mir versprechen, dass Sie niemandem auch nur die kleinste Andeutung über unser Treffen machen. Und Sie dürfen den Ort, den ich Ihnen jetzt gleich nennen werde, nicht laut wiederholen. Kann ich mich darauf verlassen?«
    »Ja«, erwiderte der Leiter des K 1.
    Er wusste nicht, warum, aber dieser Mensch machte ihn neugierig. Wie so oft gehorchte er seinem Bauchgefühl, mit dem er in der Vergangenheit schon sehr oft richtig gelegen hatte. »Sie werden sicherlich verstehen, dass ich, bevor ich mich in mein Auto setze und was weiß ich wohin fahre, Sie um ein konkretes Indiz für Ihre Vermutung bitten muss.«
    »Es ist keine Vermutung, sondern es ist die sehr konkrete Befürchtung, dass der Serienmörder weitermachen wird.«
    »Dann werden Sie nun doch bitte mal konkret.«
    Der Mann räusperte sich und senkte die Stimme ab. »Ich kenne eine Person, die sich John nennt und Fan der Möwe Jonathan ist. Diesem Buch hat sie übrigens ihren Kampfnamen entliehen. Diese Person, deren richtiger Name ich allerdings nicht kenne, hat mir vor ein paar Wochen exakt die Textstelle gezeigt, die bei dem Toten gefunden wurde. Und außerdem die aus dem Zarathustra, die bei dem anderen Opfer entdeckt wurde.«
    »Weiter!«
    »Ich muss aufhören. Es ist zu gefährlich.«
    »Mir reicht das aber noch nicht«, beharrte Tannenberg.
    »Diese Person war lange Zeit bei mir in Therapie. Sie leidet an PTBS.«
    »Woran?«
    »An einer posttraumatischen Belastungsstörung.«
    »Wo können wir uns treffen?«
    »In Bingen. Und zwar direkt am Zusammenfluss von Nahe und Rhein, dem sogenannten ›Rhein-Nahe-Dreieck‹. Haben Sie ein Navigationsgerät im Auto?«
    »Ja.«
    »Geben Sie einfach ›Bingen, Museumstraße‹ ein. Ich warte dort auf Sie. Und bitte keinen Ton zu irgendjemandem. Versprochen?«
    »Versprochen.«
    Gedankenversunken kehrte der SOKO-Leiter ins große Konferenzzimmer zurück, in dem nach wie vor eine ausgelassene Stimmung herrschte und wo inzwischen auch zu lauter Musik getanzt wurde. Er schlenderte zu einem Tisch, an dem Zörntlein und Eva saßen. Sie hatten ihm den Rücken zugewandt und plauderten angeregt miteinander. Tannenberg trat hinter die beiden, ging in die Hocke und legte beiden seine Hände auf die Schultern.
    Zwei Köpfe fuhren herum zu ihm.
    »Entschuldigt, dass ich euch störe, aber ich muss dringend weg«, erklärte er. »Ich habe gerade einen sehr interessanten Anruf erhalten.«
    »Von wem denn?«, fragte Zörntlein.
    Tannenberg beugte sich ein wenig weiter nach vorne und flüsterte: »Von einem, der behauptet, dieser Rettler sei gar nicht der Täter. Er aber kenne den wahren Sniper. Der sei bei ihm in therapeutischer Behandlung gewesen. Behaltet das aber bitte für euch. Wahrscheinlich ist der Mann ja nur ein Spinner, der sich aufspielen will. Trotzdem möchte ich mir lieber Gewissheit verschaffen.«
    »Und wer war der Anrufer?«, wollte Zörntlein wissen.
    »Mehr kann ich dir dazu leider nicht sagen, Johannes, ich hab’s dem Mann hoch und heilig versprochen«, wisperte Tannenberg und verschwand daraufhin still und leise aus dem K 1.

11
    Während seiner rasanten Fahrt über die A 63 in Richtung Mainz ließ Tannenberg den Inhalt dieses seltsamen Telefongesprächs noch einige Male gedanklich Revue passieren. Je mehr er darüber nachdachte, umso unsinniger erschien ihm sein überhasteter Aktionismus, der ihn mitten in der Nacht über die Autobahn jagte.
    Welche angeblichen

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