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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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junge Frau.
    »Motiv?«, rief eine Männerstimme.
    Mit einer abwehrenden Geste versuchte Tannenberg die Meute zu beschwichtigen. Doch die hatte Blut geleckt und war kaum mehr zu bändigen. Es kam zu einer Rangelei zwischen Fotografen und Kameraleuten, bei der er, obwohl er schützend seine Hände vor den Kopf hielt, ein Mikrofon überbekam.
    »Haben Sie bitte Verständnis dafür, dass ich Ihnen zum gegenwärtigen Zeitpunkt aus ermittlungstaktischen Gründen keine weiteren Auskünfte geben kann«, schrie er, während er sich mit den Armen rudernd einen Weg durch die brodelnde Menge bahnte.
    Die zumeist zwangsrekrutierten Mitarbeiter der SOKO ›Sniper‹ trauten ihren Ohren nicht, als Tannenberg mit den spektakulären Neuigkeiten aufwartete. Damit war eine aufreibende und arbeitsintensive Verbrecherjagd bereits beendet, bevor sie eigentlich richtig begonnen hatte. Die allseits befürchteten Überstunden fielen nun nicht mehr an, die gestrichenen oder verschobenen Freizeitaktivitäten konnten wieder ins Auge gefasst werden und die Ehepartner und Kinder der Beamten würden erleichtert aufatmen.
    Selbstredend musste diese überaus positive Entwicklung gebührend gefeiert werden. Sie bestellten bei einem Pizzaservice Essen und einige Polizeibeamte besorgten im nahegelegenen Supermarkt Getränke.
    Tannenberg zog sich eine Weile in sein Büro zurück. Er telefonierte zuerst mit Hanne und dann mit seiner Familie, die ebenfalls sehr erleichtert reagierte. Tobias sprang vor Freude fast an die Decke, denn nun konnte er bereits morgen wieder mit der intensiven Vorbereitung auf den am Samstag abgebrochenen Wettkampf beginnen.
    Sein Ziel hatte sich trotz der dramatischen Ereignisse nicht verändert: Nach wie vor wollte er so bald wie möglich den uralten Zehnkampf-Pfalzrekord des ehemaligen FCK-Profis Hans-Peter Briegel knacken. Und wenn er sich etwas in den Kopf gesetzt hatte, gab er nicht eher Ruhe, bis er das erreichte, was er sich vorgenommen hatte. In dieser Beziehung stand er seinem Onkel Wolfram in nichts nach.
    Johannes Zörntlein hatte sich zum Frischmachen in sein Hotel verabschiedet, kehrte aber in Begleitung der Kriminalpsychologin rechtzeitig zur Pizzalieferung wieder in die Dienststelle am Pfaffplatz zurück.
    »Na, meine liebe Eva, das mit deinem Geo-Profiling-Schnickschnack war wohl doch nix«, konnte sich Tannenberg nicht zurückhalten, als die beiden im großen Konferenzzimmer erschienen. »Von wegen ›Lebensmittelpunkt Kaiserslautern‹ – alles Psychologen-Quark! Die Wohnung des Snipers befindet sich in Alzey – und Alzey liegt meines Wissens noch nicht einmal in der Pfalz.«
    Selbstverständlich hatte es sich Tannenberg nicht nehmen lassen, höchstpersönlich seine Vorgesetzten und die Staatsanwaltschaft von dem Selbstmord Thomas Rettlers und der erdrückenden Indizienlage gegen ihn zu informieren. Vor einer Viertelstunde hatte Susi Rimmel den Fernseher im Konferenzzimmer eingeschaltet. Bei einem Nachrichtensender flimmerte nun schon zum dritten Mal das Interview mit dem SOKO-Leiter über die Mattscheibe. Dr. Hollerbach siedete innerlich vor Wut angesichts dieser provokativen Bilder, doch er versuchte zähneknirschend gute Miene zum bösen Spiel zu machen.
    Tannenberg hatte sich gerade sein zweites Weizenbier eingeschenkt, als er zum Telefon gerufen wurde. »Ich verstehe Sie kaum«, schrie er in den Hörer. »Warten Sie bitte, ich lege das Gespräch in mein Büro.«
    »So, da bin ich wieder«, sagte er, nachdem er in seinem Ledersessel Platz genommen hatte.
    Eine leise, gedämpfte Männerstimme, der man anmerkte, dass sie der Sprecher mit irgendeinem Tuch oder ähnlichem zu verfremden bemühte, meldete sich erst mit einer zeitlichen Verzögerung.
    »Sind Sie der Chef-Ermittler in dieser ›Sniper‹-Sache?«, fragte der Anrufer. Diese Worte waren ihm nur sehr zögerlich über die Lippen gekommen.
    Tannenberg gewann den Eindruck, als ob der Mann am anderen Ende der Leitung nicht so recht wusste, wie er fortfahren sollte. »Ja, der bin ich. Und Sie?«, fragte er in freundlichem, ruhigem Ton. »Mit wem spreche ich denn bitte?«
    Nach einer Pause, in der Tannenberg lediglich ein knackendes Geräusch hören konnte, antwortete der unbekannte Anrufer mit zitternder Stimme: »Mein Name tut vorläufig nichts zur Sache.«
    »Nun gut«, entgegnete der Kriminalbeamte. »Was haben Sie denn auf dem Herzen?«
    Lautes, mehrmaliges Schnaufen.
    »Der Mann, von dem die Medien gerade berichten, ist nicht der Sniper«, kam es

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