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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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herumgestöbert. Mit einem Büchlein in der Hand kehrte er in die Küche zurück.
    »Hier ist sein Tagebuch«, verkündete er. »Der letzte Eintrag, datiert mit heute, 14 Uhr, lautet: ›Nun wissen sie, dass ich der Sniper bin. Aber sie kriegen mich nicht. Schade, denn ich war eigentlich noch nicht fertig.‹«
    »Da hörst du’s, Michael«, sagte Tannenberg.
    Er nahm das braune Büchlein entgegen und las kopfschüttelnd die Einträge der letzten Tage. Sie schilderten weitgehend den Kenntnisstand, den mittlerweile auch die Kriminalpolizei besaß.
    »Hier liegen auch die beiden Bücher herum, aus denen die Zitate stammen: ›Die Möwe Jonathan‹ und ›Also sprach Zarathustra‹«, ertönte Mertels Stimme aus dem Wohnzimmer. Dann vernahm man ein Bohrgeräusch und anschließend ein helles Quietschen.
    Neugierig kamen die anderen zu ihm.
    »Einen Waffenschrank hat der Kerl auch«, sagte der Kriminaltechniker. »Die Tatwaffe scheint jedoch nicht darunter zu sein.« Mertel hielt ein Päckchen in die Höhe. »Dafür aber das hier: Kaliber 7.62, Scharfschützenmunition.« Danach trat er zur Seite, damit seine Kollegen den Inhalt des massiven Metallspindes genauer inspizieren konnten.
    »Das war ein richtiger Waffennarr«, bemerkte Zörntlein mit Blick auf das Arsenal vor seinen Augen.
    »Gedopt hat er anscheinend auch«, rief Schauß aus dem Badezimmer heraus. »Da stehen Unmengen Anabolika und alles mögliche andere Zeug rum.«
    Wolfram Tannenbergs Blick schwebte hinüber an die gegenüberliegende Wand, wo mehrere Poster mit muskelbepackten, eingeölten Bodybuilder-Körpern hingen. »Passt alles haargenau zusammen. Wie hat der Professor so schön gesagt: Es existiert ein unmittelbarer kausaler Zusammenhang zwischen der Einnahme von Dopingmitteln und der Durchführung schwerer Gewaltverbrechen«, zitierte er den Doping-Experten, bei dem er vor ein paar Tagen telefonisch Informationen eingeholt hatte. »Dieses Teufelszeug kann extreme psychische Veränderungen auslösen.«
    »Damit haben wir nun endlich eine schlüssige Erklärung für diesen ganzen Wahnsinn gefunden.«
    »Richtig, Johannes, die haben wir. Kommt, Jungs, dann lasst uns mal schleunigst nach Hause fahren und die frohe Botschaft verkünden.«
     
    Auf Anweisung seines Chefs steuerte Michael Schauß das Zivilfahrzeug direkt vor den Eingang der Kriminalinspektion am Pfaffplatz. Sofort scharte sich ein Pulk Journalisten um den Leiter der SOKO ›Sniper‹. Seine beiden Kollegen konnten dadurch unbehelligt ins Gebäudeinnere entfleuchen.
    Tannenberg hatte Zörntlein vorgeschlagen, gemeinsam mit ihm vor die Presse zu treten und den überraschenden Ermittlungsdurchbruch zu verkünden, doch der BKA-Beamte lehnte dankend ab. »Dann muss ich nur wieder diesen Clooney-Quatsch über mich in der Zeitung lesen, und dazu hab ich zurzeit einfach keine Lust«, gab er als Begründung an.
    Seit vielen Jahren kultivierte Tannenberg eine tiefsitzende Aversion gegenüber Journalisten und vermied deshalb normalerweise jeglichen Kontakt mit ihnen. Doch diesmal verhielt es sich völlig anders. Zum einen deshalb, weil er aufgrund der erfreulichen Wende in seinem aktuellen Fall derart von einer euphorischen Stimmung beseelt war, dass er seine Erleichterung über diesen völlig unerwarteten Ermittlungsdurchbruch am liebsten bereits während der Rückfahrt per Megafon lauthals herausgeschrien hätte. Und zum anderen, weil er sich dazu entschlossen hatte, seinem Erzkontrahenten, dem profilneurotischen Oberstaatsanwalt genüsslich in die Suppe zu spucken und ihm die Selbstdarstellungsshow gründlich zu verderben.
    »Meine sehr verehrten Damen und Herren, ich freue mich, Ihnen und Ihren Zuhörern bzw. Zuschauern mitteilen zu können«, posaunte er in einer geradezu staatsmännischen Pose hinaus, »dass der Spuk ein Ende hat.«
    Ein Raunen ging durch die Menge, die Mikrofone und Diktiergeräte schoben sich so nahe an seinen Mund heran, dass er mühelos hätte in sie hineinbeißen können. Da ihn die grellen Halogenscheinwerfer der Kameramänner stark blendeten, musste er seine Augen mit der Hand beschirmen.
    »Der mutmaßliche Serientäter, der innerhalb von nur wenigen Tagen fünf Menschen aus dem Hinterhalt erschossen hat, war psychisch offenbar am Ende und hat heute Morgen Suizid verübt«, fuhr er im Blitzlichtgewitter fort. »Die Indizienlage spricht eindeutig für die Täterschaft dieses Mannes, bei dem es sich um einen ehemaligen Fremdenlegionär handelt.«
    »Name?«, fragte eine

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