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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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groß, wog schätzungsweise 120 Kilogramm und erinnerte ihn nicht zuletzt aufgrund seines dichten schwarzen Vollbartes unweigerlich an Bud Spencer. Während der circa 50 Jahre alte Mann aufgrund seiner äußeren Erscheinung wie der sprichwörtliche Fels in der Brandung wirkte, so erweckte sein graues, von wilden Zuckungen malträtiertes Gesicht unweigerlich den Eindruck eines Angstneurotikers kurz vor dem psychischen Kollaps.
    »Herr Tannenberg?«
    »Ja, der bin ich.«
    »Sind Sie sicher, dass Ihnen niemand hierher gefolgt ist?«, wisperte der Mann, während er sich hektisch nach allen Seiten umblickte.
    »Ja, ja, das hätte ich garantiert bemerkt«, erwiderte Tannenberg, obwohl er bis zu diesem Zeitpunkt nicht einen einzigen Gedanken an diese Möglichkeit verschwendet hatte. »Wer sollte mir denn auch hierher gefolgt sein?«
    »Da kämen einige in Frage«, antwortete der Hüne geheimnisvoll. »Gestatten Sie mir bitte, mich zu vergewissern, dass Sie kein Aufnahmegerät am Körper tragen.«
    »Aufnahmegerät?«, wiederholte Tannenberg mit verdutzter Miene. Wie in Trance hob er widerstandslos die Arme und ließ sich seinen Körper von dem ihm völlig unbekannten Mann abtasten.
    »Sie sind offensichtlich sauber. Gut, danke.«
    »Ich komme mir gerade vor wie in einem Agententhriller«, versuchte der Kriminalbeamte die ebenso groteske wie angespannte Situation ein wenig aufzuheitern.
    »Das ist es auch«, gab der Mann mit ernstem Gesichtsausdruck lapidar zurück. »Kommen Sie, wir gehen zu meinem Auto.«
    Tannenberg folgte der riesenhaften Gestalt zu einem schwarzen 5-er BMW älterer Bauart und nahm auf dem Beifahrersitz Platz.
    »Schnallen Sie sich bitte an. Wir fahren raus aus der Stadt und suchen uns ein Plätzchen, wo wir uns ungestört unterhalten können.«
    Während der angebliche Therapeut mit ängstlichen Blicken den Rückspiegel im Auge behielt, steuerte er seinen Wagen über die Nahebrücke zur B 9 und von dort aus in ein abseits der Bundesstraße gelegenes Waldgebiet. Allmählich wurde Tannenberg schon ein wenig mulmig zumute.
    Der verhält sich ja gerade so, als ob er mich gleich vergewaltigen will, dachte er. »Sie werden mir ja jetzt hoffentlich nicht an die Wäsche gehen wollen, mein unbekannter Freund, oder täusche ich mich da?«
    Der mit Jeans, hellbraunem Hemd und einem beigefarbenen Pullunder bekleidete Mann antwortete nicht, sondern brachte den BMW zum Stillstand. Er löschte das Fahrlicht, schaltete den Motor aus und ließ die Seitenscheibe herunter. Einen Augenblick lang war es stockfinster im Auto. Gleich darauf glimmte die Innenbeleuchtung auf und ein fahler, gelblicher Lichtschein fiel auf das Armaturenbrett.
    Der Fahrer legte den Zeigefinger auf die Lippen und zischte in seinen ausströmenden Atem hinein »Psscht.« Angestrengt lauschte er hinaus in die Dunkelheit. Doch außer den gruseligen Schreien eines Waldkauzes und entferntem Straßenverkehr hörte man nichts. Ein Schwall herbwürziger, feuchter Waldluft drang in den Innenraum des Fahrzeugs und erfüllte ihn mit einem erdigen Duft. Das Seitenfenster fuhr nach oben und rastete mit einem satten Geräusch ein.
    »So, jetzt kann man uns von außen fast nicht mehr hören.«
    Der Typ hat Verfolgungswahn, dachte Tannenberg bei sich.
    »Es scheint uns niemand gefolgt zu sein«, konstatierte der Mann sichtlich erleichtert. »Gott sei Dank«, seufzte er und blies dabei die Backen wie ein Kugelfisch auf. »Aber sicherheitshalber mache ich lieber das Licht aus.«
    »Es könnte uns ja ein Scharfschütze beobachten«, lachte Tannenberg, der seinen Gesprächspartner noch immer nicht einschätzen konnte.
    »Darüber sollten Sie in Anbetracht der Opfer keine Scherze machen.«
    »Sie haben recht, Pardon.«
    Es dauerte ein paar Sekunden, bis sich ihre Augen an die Dunkelheit gewöhnt hatten. Da das Auto mitten auf einem breiten Fahrweg stand, war es nicht völlig finster, sondern die astfreie Schneise über ihnen gab den Blick auf ein schwarzgraues Gewölk frei. Ab und an riss die Wolkendecke sogar auf und fahles Mondlicht beschien den schwarzen BMW.
    »Sie machen’s aber wirklich spannend, mein Freund. Nun lassen Sie bitte endlich Ihre angeblich so hochbrisanten Informationen raus«, forderte der SOKO-Leiter. »Ich muss schon gestehen, dass ich allmählich etwas ungeduldig werde.«
    »Dafür habe ich durchaus Verständnis, das können Sie mir glauben. Aber diese Vorsichtsmaßnahmen sind unbedingt erforderlich. Denn wenn jemand davon erfährt, dass ich

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