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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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mich mit Ihnen getroffen habe und was ich Ihnen gleich erzählen werde …«
    Er stockte und schluckte trocken. Bevor er weitersprach, trank er einen großen Schluck Wasser. Er hatte alle Mühe, seine aufsteigenden Emotionen im Zaum zu halten. Er griff Tannenbergs Hand und drückte sie fest. »Ich habe eine Heidenangst.« Er schniefte, zückte ein Taschentuch und schnäuzte sich trompetenartig die Nase. »Vor allem um meine Familie.«
    Tannenberg atmete erleichtert auf, als sich die schweißnasse, eiskalte Pranke von seiner Hand wieder entfernte. Er schwieg, weil er hoffte, dadurch den Familienvater zum Weitersprechen zu bringen. Doch der wiegte nur stumm den Kopf hin und her. Mit zusammengekniffenen Augen nagte er am Ballen seines Zeigefingers herum und knetete das stark behaarte Kinn.
    »Ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll«, stöhnte er. »Wenn ich Ihnen sage, was ich weiß, komme ich in Teufels Küche. Die braten mich am Spieß, wenn sie das spitzkriegen.«
    »So weit muss es doch gar nicht erst kommen. Ich sage Ihnen hundertprozentige Diskretion zu. Auf mein Wort können Sie sich wirklich verlassen«, versprach der SOKO-Leiter, der nach wie vor felsenfest davon überzeugt war, mit Thomas Rettler den richtigen Täter identifiziert zu haben.
    Der BMW-Fahrer gab ein höhnisches Grunzgeräusch von sich. »Sie haben gut reden. Nicht genug, dass ich meine Schweigepflicht und meinen Diensteid breche, den Ehrenkodex meines Berufsstandes verletze, einen Geheimnisverrat begehe, der zur sofortigen Kündigung und Ächtung führen wird, und und und … Mit alldem könnte ich zur Not sogar noch leben. Aber wenn die Wind davon bekommen, ist mein Leben keinen Pfifferling mehr wert. Und zudem gefährde ich meine Familie. Das ist das Schrecklichste an der ganzen Sache. Was würden Sie an meiner Stelle tun?«
    Diese Frage versetzte Tannenberg einen kräftigen Schlag in die Magengrube. Er dachte an die Entführung der kleinen Emma vor etwa zwei Jahren, während der er alles, aber auch alles getan hätte, um das Leben des Mädchens zu retten und seine Familie vor Unheil zu bewahren.
    Der Kriminalbeamte seufzte tief. »Ich weiß es nicht.«
    Bei dem potenziellen Informanten löste diese Antwort Erstaunen aus. Mit solch einer verständnisvollen, ehrlichen Antwort hatte er offenbar nicht gerechnet.
    »Was für ein bescheuertes Dilemma!«, fluchte er. »Wenn ich Ihnen nichts sage, muss ich damit rechnen, dass ich für den Tod weiterer unschuldiger Menschen mitverantwortlich bin.« Sein Atem beschleunigte sich. »Und damit kann ich genauso wenig leben.«
    Wie lange soll denn dieser Eiertanz noch weitergehen?, fragte sich Tannenberg und entschloss sich kurzerhand zu einem Strategiewechsel: »Ich denke, Sie sollten jetzt endlich die Katze aus dem Sack lassen. Wenn Sie das nicht tun, werde ich Sie offiziell vorladen und dann bekommen Ihre Vorgesetzten garantiert etwas davon mit. Von der Presse ganz zu schweigen.«
    Die Gesichtszüge des Mannes erstarrten. »Sie wollen mir drohen?«, keuchte er. »Eben haben Sie mir noch absolute Diskretion zugesichert.«
    Damit hast du natürlich recht, stimmte Tannenberg insgeheim zu. »Nein, ich möchte Ihnen nicht drohen«, versuchte er zu beschwichtigen. »Ich möchte Sie nur dazu bringen, mir endlich zu sagen, wer nach Ihrer Meinung der richtige Sniper sein soll. Nennen Sie mir einfach seinen Namen und dann nehmen wir uns diesen Herrn mal anständig zur Brust. Mehr brauchen Sie gar nicht zu tun.«
    »Ich kann Ihnen seinen Namen nicht sagen, weil ich ihn nicht kenne. Ich weiß nur, dass er sich John nennt. Nach dieser Möwe Jonathan.«
    »Scheiß Möwen, diese Viecher konnte ich noch nie ausstehen«, fauchte Tannenberg. Er klatschte in die Hände, worauf sein Nebenmann zusammenzuckte. »Mensch, kapieren Sie’s noch immer nicht? Falls Sie mit dem, was Sie behaupten, tatsächlich recht haben sollten, wäre dies ein absolutes Horrorszenario. Das würde nämlich nichts anderes bedeuten, als dass dieser Psychopath immer noch frei herumläuft.«
    Von wegen, der liegt friedlich beim Doc auf der Pritsche und freut sich aufs Formalin, grinste der Kriminalbeamte in sich hinein. Trotzdem spielte er weiter sein Spielchen mit dem vermeintlichen Top-Informanten:
    »Wahrscheinlich bereitet der Sniper gerade den zweiten Durchgang seines perversen Tontaubenschießens vor, während meine Kollegen in Kaiserslautern nichts ahnend die Ergreifung des mutmaßlichen Täters feiern«, erhöhte Tannenberg den Druck

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