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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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gewichtigster Mitarbeiter. Er wischte sich mit der Hand Schweißperlen von der gekrausten Stirnpartie.
    »Arbeit.«
    »Wie ›Arbeit‹?«
    »An-die-Arbeit.«
    Mit einem spitzbübischen Grinsen drehte er Geiger den Rücken zu und bedeutete seinem Freund mit einer Geste, dass dieser noch bleiben solle.
    Tannenberg wartete ungeduldig, bis alle K 1-Mitarbeiter sein Büro verlassen hatten. Dann wandte er sich an den altgedienten Gerichtsmediziner und Hobbykriminalisten: »Rainer, glaubst du, dieser arme Marcel war ein Zufallsopfer?«
    Dr. Schönthaler lupfte schweigend die Schultern.
    »Oder eher, dass er gezielt ausgewählt wurde?«
    »Ich weiß es nicht, Wolf.« Er seufzte tief. »Aber es wäre mir auf alle Fälle viel lieber, wenn Letzteres zuträfe.«
    »Weshalb?«
    »Na ja, dann könnten wir meines Erachtens darauf hoffen, dass der Täter damit aufhört. Mein Bauchgefühl signalisiert mir aber leider, dass es jeden dieser Sportler hätte treffen können.«
    »Auch Tobias«, murmelte Tannenberg, der bei diesem Gedanken erschauderte.
    »Sicher, auch Tobias.«
    »Du glaubst also an einen psychopathischen Serienkiller?«
    Der Pathologe nickte. »Ja, ich befürchte, das war möglicherweise erst die Ouvertüre für eine Mordserie.«
    »Und das Motiv?«
    »Keine Ahnung.«
    Tannenberg wühlte mit beiden Händen in den Haaren und warf einen beschwörenden Blick an die Decke. »Oh nein, nicht schon wieder ein irrer Serienkiller.«
    »Irgendwie scheinst du diese durchgeknallten Typen magisch anzuziehen.« Dr. Schönthaler schlug die Beine übereinander und klopfte mit dem Fuß auf den Boden. Dann senkte er den Kopf und strich ein paar Mal an seiner rechten Braue entlang.
    »Was ist los? Hast du mal wieder deinen Moralischen?«
    Erst nach einem tiefen Atemzug antwortete der Gerichtsmediziner: »Es existiert allerdings noch eine andere Möglichkeit.«
    »Und welche?« Tannenbergs verdutzte Mimik sprach Bände über seinen aktuellen Geisteszustand.
    »Zum jetzigen Zeitpunkt können wir leider nicht ausschließen, dass der Täter möglicherweise Tobias erschießen wollte.« Er zögerte, so als müsse er sich die richtigen Worte erst zurechtlegen. »Vielleicht hat er es auch noch auf weitere Mitglieder deiner Familie abgesehen.«
    »Aber warum?«, keuchte Tannenberg. Von der einen zur anderen Sekunde wurde sein Mund trocken. Die Zunge klebte am Gaumen fest. Mit zitternder Hand ergriff er sein Wasserglas und führte es an die Lippen.
    »Vielleicht steckt jemand hinter dem Anschlag, der mitgekriegt hat, dass Emma die Entführung«, er reckte den Zeigefinger in die Höhe, »die ja ein Racheakt an dir war, unbeschadet überstanden hat und …«
    »Und der mich nun mit Tobias’ Ermordung bestrafen will?«, vollendete Tannenberg.
    Schmerzlich erinnerte er sich an die Höllenqualen, die er und seine Familie damals durchleiden mussten. Doch dann vergegenwärtigte er sich, dass die beiden Täter nicht mehr am Leben waren. Ein Ruck wie ein Stromschlag fuhr ihm in die Glieder. Er pumpte seinen Oberkörper auf und verkündete mit fester Stimme: »Also, das kann ich mir beim besten Willen nicht vorstellen.«
    Er warf den Kopf hin und her und ergänzte in einem Ton, der deutlich machte, dass es nichts weiter zu diskutieren gab: »Nein, nein, Rainer. Das ist völlig an den Haaren herbeigezogen. Du siehst mal wieder Gespenster.«
    »Wieso, Wolf? Du solltest doch am besten wissen, dass es bei unseren Artgenossen nichts gibt, was es nicht gibt. Willst du denn nicht lieber Tobi vorsichtshalber warnen? Vielleicht solltest du ihn sogar unter Personenschutz stellen lassen.«
    »Quatsch.«
     
    Vor der mehrgeschossigen Wohnanlage im Westen Landstuhls hatten sich die Anwohner zu einem Grillfest versammelt. Als Tannenberg die fröhlichen, unbekümmerten Menschen erblickte, hätte er sich am liebsten zu ihnen gesellt. Aber er musste zu Marcels Mutter, die hier im dritten Obergeschoss in einer kleinen Wohnung lebte.
    Als Karin Christmann im Türrahmen erschien, stellte er verblüfft fest, dass diese Frau völlig anders aussah, als er erwartet hatte. Ohne darüber nachzudenken hatte er von Marcels Sportleidenschaft auf das äußere Erscheinungsbild seiner Mutter geschlossen.
    Karin Christmann hingegen sah man auf den ersten Blick an, dass sie mit sportlichen Aktivitäten rein gar nichts am Hut hatte. Die etwa ein Meter sechzig große, ungepflegt wirkende Frau hatte ein rundes Gesicht, das in der Mitte gescheitelte hellbraune, strähnige Haaren

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