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Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall

Titel: Zehnkampf: Tannenbergs zehnter Fall Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bernd Franzinger
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rechtzeitig da«, sagte sie und hielt John das Handy hin. »Der Mann sagt, er will mit Ihnen sprechen.«
    John riss ihr das Mobiltelefon aus der Hand und drückte auf die rote Taste. Danach wandte er sich an die Businsassen. »Leute, wenn ihr jetzt hoffen solltet, dass ich eine weitere Geisel vorzeitig freilassen werde, könnt ihr das getrost vergessen.«
    »Aber ich muss dringend aufs Klo«, wimmerte eine junge Frau.
    »Man muss gar nix – außer sterben.«
     
    »Warum will der Kerl nicht direkt mit uns verhandeln?«, wunderte sich Tannenberg.
    »Na ja, wahrscheinlich aus einem naheliegenden Grund: Er will sich in dieser schwierigen Situation nicht wegen Ihrer persönlichen Animositäten aus dem Konzept bringen lassen«, spekulierte der SEK-Einsatzleiter.
    »Weibliche Person verlässt den Bus«, rief einer der Scharfschützen. »Ziel noch immer nicht auszumachen.«
    Tannenberg blickte durch das Nachtsichtgerät und verfolgte, wie die panisch vom Bus wegrennende Frau hinter der Hausecke von vermummten Einsatzkräften und uniformierten Beamten in Empfang genommen und zu einem bereitstehenden Notarztwagen gebracht wurde.
    »Wenigstens hat er uns damit seine Kooperationsbereitschaft signalisiert«, meinte Sabrina. »Ganz so durchgeknallt, wie unser Doc glaubt, scheint er ja zum Glück doch noch nicht zu sein. Das ist schließlich eine humane Geste.«
    »Was redest du denn da für einen Schwachsinn«, blökte Dr. Schönthaler. »Dieser Verbrecher hat mehrere Menschen völlig skrupellos aus dem Hinterhalt abgeknallt. Und dann redest du von human!«
    Sabrina schluckte hart. »Entschuldigung, so hab ich das doch nicht gemeint.«
    »Nein, Sabrina, ich denke auch nicht, dass er durchdreht. Jedenfalls so lange nicht, wie nichts Unvorhergesehenes passiert«, sprang ihr Eva zur Seite. »Diese Elitesoldaten sind darauf trainiert, auch in den schwierigsten Stresssituationen kühlen Kopf zu bewahren. Sie sind quasi dazu abgerichtet, niemals die Kontrolle zu verlieren, nie die Initiative anderen zu überlassen und immer den vorgegebenen Plan zu erfüllen.«
    »Kannst du dessen wirklich so sicher sein?«, warf Michael Schauß skeptisch ein.
    »Ja, ich denke schon, dass er die Sache auch weiterhin voll im Griff hat. Er wird klare Kommandos geben und rational vorgehen. Schließlich ist Johannes sehr intelligent und …«
    »Und ein traumatisierter Psychopath«, versetzte Dr. Schönthaler mit zornesgerötetem Kopf. »Hast du das etwa vergessen?«
    »Nein, natürlich nicht. Doch in einer Kampfsituation – und in solch einer befindet er sich gerade – wird er wie eine Maschine funktionieren. Diese Verhaltensmuster wurden ihm jahrelang einprogrammiert. Er wird sie professionell abspulen.«
    »Und was ist mit diesen Flashbacks?«, hakte der Rechtsmediziner nach. »Was ist, wenn er ausgerechnet jetzt solch einen Anfall bekommt?«
    Die Kriminalpsychologin wiegte mit zusammengekniffenen Lippen den Kopf hin und her. »Das ist zwar theoretisch möglich, aber in solch einer extremen Stresssituation wohl eher unwahrscheinlich. So etwas passiert Trauma-Patienten üblicherweise in ganz normalen Alltagssituationen.«
    »Egal. Jedenfalls macht genau dieses Restrisiko euren lieben, intelligenten Johannes so überaus gefährlich und unkalkulierbar.«
     
    John reichte Katharina sein aufgeschlagenes Tagebuch und diktierte ihr einen knapp gehaltenen Text, der die Ereignisse in Herschweiler-Pettersheim zusammenfasste. Als die Schülerin mit krakeliger Schrift alles notiert hatte, bedankte er sich übertrieben höflich und verstaute das Büchlein in seinem Rucksack.
    John blickte auf seine Armbanduhr. »So, meine Lieben, in einer knappen halben Stunde ist für den ersten von euch die Zeit abgelaufen. Alle fünfzehn Minuten kommt der nächste dran.«
    »Bitte, lassen Sie uns gehen«, flehte Katharina mit tränenerstickter Stimme. »Wir verraten Sie auch ganz bestimmt nicht.«
    »Daran, mein liebes Schätzchen, merkt man, dass du noch Eierschalen hinter deinen süßen kleinen Ohren hast.« John zeigte mit ausladender Handbewegung in die Sitzreihen. »Was meinst du wohl, wie viele dieser geldgeilen Säcke hier in ihrem Kopf bereits Verhandlungen mit Fernsehsendern führen?« Seine Stimme schwoll bedrohlich an. »Oder ist das etwa nicht so?«
    »Nein, nein«, ertönte es mit heftigem Kopfschütteln.
    »Wer’s glaubt, wird selig«, höhnte John. »Diese Geldgeier wollen die Exklusivrechte an einer ganz heißen Story vermarkten. Titel: Ich befand mich in den

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