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Zehntausend Fallen (German Edition)

Zehntausend Fallen (German Edition)

Titel: Zehntausend Fallen (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Seibel
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waren irre heiß. Besonders, wenn sie unbedingt in spezielle Veranstaltungen wollten, in die nicht jede hineinkam. Es war schon cool, was es da für Gegenleistungen gab. Das konnte Hasels nicht bieten. Bei dem ging es nur um langweiliges Bauernvolk. Alexej spielte gelegentlich mit dem Gedanken, wieder zu kündigen. Einzig seine geistige Trägheit hielt ihn davon ab.
    »Diese Ellen Faber schnüffelt zu viel herum«, klärte Boris seinen Kollegen über das Telefonat auf. »Sie hat sich Unterlagen verschafft, die sie nichts angehen. Wir sollen sie ab jetzt nicht mehr aus den Augen lassen.«
    Dabei zeigte er auf Ellen, die gerade ihren Wagen aus der Parklücke bugsierte.
    Alexej schnalzte mit der Zunge. Vielleicht bot sich bald etwas Abwechslung. Ellen Faber kam zwar nicht an die Discogirls heran, aber sie war doch interessanter als die Bauern und Bäuerinnen, mit denen sie sonst zu tun hatten.
    Boris erriet Alexejs Gedanken. »Unauffällig«, schnauzte er.
    »Wie langweilig. Ein bisschen Action wäre schön.«
    »Halt die Klappe und fahr hinter ihr her. Aber so, dass sie uns nicht entdeckt.«
    Das war schwieriger als gedacht, denn Ellen fuhr aufs Land hinaus. Dort gab es wenig Verkehr, und sie mussten einen großen Abstand einhalten. Dazu kam, dass die Straßen manchmal lange geradeaus führten, weshalb der Abstand zeitweise sehr groß wurde. Umso mehr Gas musste Alexej geben, wenn es doch in einen Ort hineinging, damit sie den Anschluss nicht verpassten.
    Fast wären sie an dem kleinen Kiosk kurz hinter dem Ortseingang vorbeigerast. Glücklicherweise stach Ellens Auto aus den anderen heraus. Boris entdeckte es im letzten Moment. Ihr eigener Wagen, ein schwarzer Mercedes C -Klasse mit dunkel getönten Scheiben war auch nicht gerade unauffällig. Normalerweise half das bei ihrer Aufgabe, wenn sie Leute einschüchtern sollten. Ihren heutigen Auftrag machte es schwieriger, aber das konnten sie nicht mehr ändern.
    Alexej parkte den Mercedes einhundert Meter weiter neben einem Altpapiercontainer. Er fuhr so nah wie möglich daran, um nicht entdeckt zu werden. Fast hätte er den Seitenspiegel abgebrochen.
    »Pass auf, du Idiot!«, brüllte Boris.
    »Machs besser«, brüllte Alexej zurück. »Was will die Frau eigentlich da?«
    »Woher soll ich das wissen? Vielleicht fragt sie nach dem Weg.«
    »Was bist du blöd. Jeder hat heute ein Navi.«
     
    Boris lag mit seiner Vermutung richtig. Aus den Zeitungsartikeln kannte Ellen nur die Ortsteile und die Namen, zu wenig für ihr Navigationsgerät. Die genaue Adresse über Internet zu recherchieren, war Ellen zu unsicher. Es gab Namensdopplungen, und nicht jeder stand im Telefonbuch oder in Adressverzeichnissen.
    Es ging einfacher und schneller. In diesen kleinen Orten kannte jeder jeden, und bei einem Selbstmord erst recht. Den Erstbesten am Ortseingang zu fragen, genügte vollauf, und Ellen wusste, wohin sie fahren musste. Das war der einfachste Teil der Aufgabe. Viel schwieriger war die Kontaktaufnahme zu Wildfremden, die sie dann auch noch zu einem traumatischen Erlebnis befragen wollte.
     
    Alexej hatte sein Parkmanöver gerade erst abgeschlossen, da startete Ellen schon wieder. Mit einem recht kurzen Abstand setzte Alexej sich wieder hinter sie.
    »Lange geht das nicht gut«, meinte er.
    »Ich kann nichts dran ändern. Noch nicht. Ich brauche nur eine Minute, in der ich unbeobachtet an ihr Auto kann.«
    Boris sollte diese Gelegenheit bald bekommen, denn Ellen bog in den Hof eines Bauernhofs ein und parkte direkt hinter dem Tor. Alexej stoppte den Mercedes auf der Straße kurz vor der Einfahrt, sodass sie gerade in den Hof sehen konnten. Boris wartete, bis Ellen in dem Haus verschwunden war, dann rannte er gebückt zu ihrem Wagen. In der Hand hielt er ein streichholzschachtelgroßes Kästchen. In genau einer Minute kam er ohne das Kästchen zurück.
    »So, der Sender ist dran. Jetzt zisch ab, sonst erwischt sie uns doch noch.«
    Alexej setzte zurück, um nicht an der Einfahrt vorbeifahren zu müssen. Boris angelte währenddessen einen Laptop von der Rückbank.
    »Weißt du eigentlich, wo wir sind?«, fragte Alexej beiläufig.
    »Nö.«
    »Hier waren wir schon mal. Und kurz darauf hat sich der Kerl umgebracht.«
    Boris erstarrte. Alexej hatte recht. Jetzt erinnerte er sich auch. Über der Hektik wegen des Senders war ihm das gar nicht aufgefallen. Plötzlich wusste er auch, was die Faber hier wollte und warum Hasels sie beobachten ließ.
    Boris wählte die Nummer von Hasels, um

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