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Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Zehnter Dezember: Stories (German Edition)

Titel: Zehnter Dezember: Stories (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: George Saunders
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Umarmungen, alles vor Freunden, als wäre Dankbarkeit/Zuneigung zu uns größer als Angst, von Freunden verlacht zu werden.
    Partygäste spielten übliche Spiele, »Peitschenknallen« usw. usf. Irgendwie wurden Spiele durch neuen Garten lebhafter. Kids fröhlich, dankten uns für Einladung, mehrere sagten, Garten wäre toll. Mehrere Eltern blieben nachher noch, sagten, Garten wäre toll.
    Und Lillys Gesichtsausdruck, als alle weg waren, mein Gott!
    Weiß, dass sie diesen Tag nie vergessen wird.
    Nur ein kleines Minus: Nach Party, beim Aufräumen, stampft Eva weg, nimmt Katze zu grob hoch, wie sie es manchmal macht, wenn wütend. Katze kratzt sie, rennt zu Ferber, haut Klauen in Ferber. Der rast weg, rennt gegen Tisch, für Lilly gekaufte Rosen krachen runter, auf Ferber.
    Wir finden Eva im Schrank.
    Pam: Mein Schatz, mein Schatz, was ist denn los?
    Eva: Ich mag das nicht. Es ist nicht nett.
    Thomas (rennt mit der Katze an, um zu zeigen, dass er Katzenherrchen ist): Das wollen die, Eva. Die haben sich dafür beworben, sachichma.
    Pam: Sag nicht »sachichma«.
    Thomas: Die haben sich dafür beworben.
    Pam: Wo sie herkommen, haben sie keine so guten Chancen.
    Ich: Das hilft ihnen, ihre Lieben zu unterstützen.
    Eva Gesicht zur Wand, Lippe vorgereckt, wie immer bei Prä-Weinen.
    Dann kommt mir Idee: Gehe in Küche, blättere Persönliche Äußerungen durch. Schrecklassnach. Schlimmer als gedacht: Laotin (Tami) beworben, weil zwei Schwestern schon in Bordells. Moldauerin (Gwen) hat Cousin, der dachte, er würde in Deutschland Fensterputzer, aber denkste: Sexsklave in Kuwait (!). Somali (Lisa) sah, wie Vater + kleine Schwester an Aids gestorben, selbe kleine Strohhütte, selbes Jahr. Filipina (Betty) hat kleinen Bruder, »sehr begabt für Computer«, Eltern können sich Schule nicht leisten, wohnen mit drei anderen Familien in kleiner Hütte, seit eigene Hütte bei Erdrutsch nach Erdbeben den Hügel runtergestürzt ist.
    Ich wähle »Betty« aus, gehe zurück zum Schrank und lese laut »Betty« vor.
    Ich: Hilft dir das? Verstehst du jetzt? Kannst du dir ihren kleinen Bruder vorstellen, an einer guten Schule, wegen ihr, wegen uns?
    Eva: Wenn wir ihnen helfen wollen, warum können wir ihnen nicht einfach das Geld geben?
    Ich: Ach mein Schatz.
    Pam: Komm, wir schauen mal. Wir schauen nach, ob sie traurig aussehen.
    (Sehen nicht traurig aus. Unterhalten sich vielmehr ruhig im Mondlicht.)
    Eva am Fenster still. Tiefes Wasser. So sensibel. Schon ganz klein war Eva sensibel. Als frühere Katze Squiggy im Sterben lag, schlief Eva neben Katzenbett, gab Squiggy mit Augenpipette Wasser. Gutes Herz. Aber ich mache mir Sorgen, Pam macht sich Sorgen: Wenn Kind zu sensibel und geht in die Welt hinaus, wird die Welt ihm nicht das Herz rausreißen, d. h. muss etwas tougher werden?
    Lilly schrieb noch nachts alle Dankeskarten in einem Rutsch, wischte Küche, ohne aufgefordert zu werden, ging dann mit Taschenlampe in Garten und machte Ferber-Zone mit neuer Häufchenschaufel sauber, die sie offenbar selber von eigenem Geld im SchnellMarkt – mit Fahrrad hin (!) – gekauft hatte.
    22. Sept.
    Glückszeit geht weiter.
    Alle auf Arbeit neugierig wg. Rubbellosgewinn. Hatte Fotos von Garten mit, in meiner Wabe aufgehängt, Leute kamen vorbei, voller Bewunderung. Steve Z. fragte, ob er uns mal besuchen dürfte, Garten mit eigenen Augen anschauen. Hat’s noch nie gegeben: Bislang von Steve Z. immer komplett ignoriert worden. Fragte mich sogar um Rat: Wo ich Gewinnerlos gekauft hätte, wie viele Rubbellose ich normalerweise kaufen würde, Greenway = guter Ruf als Firma?
    Ganz verlegen, weil mich das so glücklich machte.
    Zur Mittagspause in Mall, vier neue Hemden gekauft. In Abteilung gegenüber ständiger Witz: Ich hätte nur zwei Hemden. Stimmt gar nicht. Aber habe drei ähnliche blaue und zwei identische gelbe. Daher Verwirrung. Kaufe mir normalerweise selbst keine neuen Kleider. Fand es immer wichtiger, dass Kinder neue Kleider haben, also, andere Kinder sollten nicht von meinen sagen, die hätten nur zwei Hemden usw. usf. Was Pam angeht, Pam ist bildschön und mit Geld aufgewachsen. Will nicht, dass eine früher wohlhabende Schönheit immer dieselben Kleider trägt, mit Gefühl: Als ich jung war, hatte ich so viele Kleider, aber jetzt, wegen ihm (also mir), nur noch schlecht angezogen.
    Korrektur: Pam nicht wohlhabend aufgewachsen. Pams Vater = Farmer in Kleinstadt. Hatte größte Farm am Rand von Kleinstadt. Im Verhältnis zu Mädchen von

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