Zeichen im Schnee
Gewusel, Iditarod-Helfer bereiteten das große Finale vor.
Derek zog die abgerissene Bremsstange von Sammys Schlitten aus dem Rucksack und legte sie auf den Tisch.
«Das ist der Beweis, Aileen. Sehen Sie?» Er deutete auf den Riss im Rohr. «Das hat mit Materialermüdung nichts zu tun. Bei Abnutzung wäre die Stelle aufgeraut. Aber die Bruchstelle ist glatt. Das Problem dabei ist nur, dass der Bremsgriff an der am wenigsten beanspruchten Stelle abgerissen ist.»
Aileen warf zwar einen Blick auf den Griff, doch ihre Aufmerksamkeit galt offensichtlich eher den Helfern. Derek sah Edie verzweifelt an. Sie antwortete mit einem, wie sie hoffte, aufmunternden Blick. Derek startete einen zweiten Versuch, er streckte Aileen den Griff entgegen, damit sie besser sehen konnte, und fuhr mit dem Finger über die Bruchstelle.
«Wir glauben, jemand hat diesen Griff mit dem Meißel bearbeitet. Was man hier sieht, ist ein Riss, bei dem jemand absichtlich die Bruchspannung manipuliert hat.»
Aileen lächelte ihn mitfühlend an. Das Kinn in den Händen, die Ellenbogen aufgestützt, schenkte sie ihm einen mütterlich fürsorglichen Blick. «Wisst ihr, Leute, ihr standet selbst ganz schön unter Hochspannung. Ich frage mich, ob ihr es jetzt nicht ein bisschen übertreibt?»
Edie hatte Derek das Reden überlassen, aber jetzt konnte sie sich nicht länger zurückhalten. «Das kann unmöglich ein Unfall gewesen sein. Sammy Inukpuk ist mit einem blauen Auge davongekommen. Er hätte tot sein können.»
«Das Iditarod war schon immer ein gefährliches Rennen», setzte Aileen sich zur Wehr. «Die Leute, die sich bei uns bewerben, wissen das. Sollten sie zumindest.»
«Sie verstehen nicht, worum es geht.»
Derek sprang ihr bei. «Miss Logan, wir sind gewarnt worden – bedroht», sagte er.
Edie starrte ihn an. Da eine dieser Warnungen aus Aileens eigenem Mund gekommen war, hielt sie es für unklug, sich hier auf allzu brüchiges Eis zu begeben. Doch falls Aileen Dereks Bemerkung auf sich bezog, ließ sie sich nichts anmerken.
«Inwiefern?», fragte sie gelassen.
Edie sagte: «Wir wollen damit nur sagen, dass da offensichtlich irgendwas im Gange ist und wir kein gutes Gefühl haben.»
Aileens ließ den Blick zwischen Derek und Edie hin- und herwandern, dann gab sie sich einen Ruck. Seufzend verdrehte sie die Augen. «Schön! Wollen Sie, dass ich eine Untersuchung einleite?»
Derek beugte sich vor und strich sich mit einer Hand übers Knie. «Finden Sie nicht, dass das angemessen wäre? Wer so was durchgehen lässt, kann kaum von den Leuten erwarten, darauf zu vertrauen, dass das Iditarod-Rennen sauber ist.»
«Wenn Sie in Alaska irgendwas finden, das sauberer ist als dieses Rennen, Sergeant, sagen Sie mir bitte Bescheid, und ich singe das Halleluja mehrstimmig.» Aileens Gesicht schien zu versteinern, und ein kalter Glanz trat in ihre Augen. «Sie wollen, dass wir in der Sache was unternehmen? Das können Sie haben, aber dann ist Sammy der Erste, den wir befragen werden, und das ist ja leider nicht ganz so einfach, weil er immer noch draußen auf der Strecke ist. Ich muss Ihnen sagen, dass wir das nicht befürworten. Ganz und gar nicht. Es wird heißen, dass Sammy selbst nicht ganz sauber spielt.»
Edie erkannte das Ablenkungsmanöver in dieser Antwort. Aber so leicht kam Aileen ihr nicht davon. «Wir können warten.»
«Warten? Bis wann denn? Heute in einer Woche sitzen wir alle wieder an unserer normalen Arbeit. Sie können Ihre Untersuchung haben, wenn Sie wollen, aber dann müssen Sie Sammy aus dem Rennen ziehen. Offiziell ist er sowieso draußen. Und jetzt entschuldigen Sie mich bitte …» Sie sah auf die Uhr und dann zu dem Pulk aus Reportern und Kameraleuten, die sich um den Akkreditierungstisch drängelten. «Ich habe heute Vormittag viel zu tun. Ich muss mich um Mrs. Hillingbergs Auftritt beim Lunch der Pionierfrauen kümmern.» Sie nickte kurz, drehte sich um und verschwand in der Menge.
Es graupelte leicht, als Edie und Derek zu Fuß zum Haus von Zach Barefoot trotteten. Zach saß im Wohnzimmer auf dem Fußboden und spielte mit seiner Tochter. Als Edie und Derek am Morgen schließlich aus Koyuk zurückgekommen waren, hatten er und Megan noch geschlafen, und es hatte noch keine Gelegenheit gegeben, sich auszutauschen.
«Wie geht es Sammy?», fragte Zach und löste kurz den Blick von seiner Tochter, um die beiden besorgt anzusehen.
«Inoffiziell zurück im Rennen.»
Zach machte ein erleichtertes Gesicht. «Freut
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