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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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die Augen zusammen.
    «TaniaLee konnte die Vorstellung, Lucas zu verlieren, nicht ertragen, und um das zu verhindern, hat sie ihn erstickt», berichtete Edie. «Und Schofield hat die Leiche in der Fischtruhe in seinem Büro eingefroren.»
    Megan sah Edie verständnislos an. «Weshalb hätte er das tun sollen?»
    Edie zuckte die Achseln. «Lucas starb kurz nach Thanksgiving. Da ist der Boden schon fest gefroren. Vielleicht konnte er kein Loch mehr graben, das tief genug war, um den Leichnam verschwinden zu lassen. Vielleicht wollte er auch Zeit schinden. Wir wissen es nicht. Er hatte ja keine Eile. TaniaLee ertrug nicht, was sie getan hatte …»
    «… und verlor den Verstand», beendete Megan den Satz. Sie drückte Zoe an sich.
    «Niemand hatte irgendeinen Grund, die Wahrheit zu sagen», fuhr Derek fort. «Hätte man Lucas zu seinem Vater zurückverfolgt, wäre es ein Leichtes gewesen, Schofield wegen Beihilfe zum Mord anzuklagen und ihn außerdem wegen Unzucht mit Minderjährigen dranzukriegen. TaniaLee Littlefish war dreizehn Jahre alt, als Tommy Schofield sie schwängerte. Außerdem hatte Schofield keine Lust, sich bei seinem Menschenhandel stören zu lassen, und die Littlefishs wollten nicht, dass ihre Tochter ins Gefängnis ging.»
    «Und deshalb hat er es diesen Russischstämmigen in die Schuhe geschoben?»
    «Schofield wollte die Altgläubigen dazu bringen, ihm ein Grundstück in Toplage in der Kachemakbucht zu verkaufen», erzählte Derek weiter. «Wahrscheinlich hatte er schon einen Käufer für das Land an der Hand, einen Kreuzfahrtreeder namens Byron Hallstrom, ein ziemlicher Gauner. Vielleicht war Schofield zu vorschnell, dachte, die Altgläubigen ließen sich leichter um den Finger wickeln. Und als es dann anders kam, hatte er Ärger mit Hallstrom am Hals.»
    «Mir kommen gleich die Tränen», sagte Edie trocken.
    «Ich glaube, er war schlau genug, um zu wissen, dass die Altgläubigen-Geschichte ziehen würde.» Derek löffelte den letzten Rest Suppe aus und stellte die Schale weg. «Das sind Außenseiter. Die Menschen trauen ihnen nicht über den Weg. Und dann kam eins zum anderen. Er musste die Leiche von Lucas Littlefish so loswerden, dass sich die Spuren nicht zu ihm zurückverfolgen ließen.»
    «Und als Detective Truro mit der Untersuchung des Todesfalles betraut wurde, hatte er das große Los gezogen. Der Mann ist ein erklärter Bibeltreuer. Für ihn waren die Altgläubigen schon immer eine Gruppe von Satanisten.»
    Zoe war auf dem Arm ihrer Mutter eingeschlafen. Megan deckte sie zu. «Aber hat man nicht kurz nach Lucas wieder einen kleinen Jungen gefunden? Wie passt der denn ins Bild?»
    «Edie hat in dem Blockhaus eine handgemachte Tätowierungsschablone gefunden. Ein russisches Wort, шаҳта», erklärte Derek. «Das heißt
meins

    «Ich habe dieselbe Tätowierung hinter dem Ohr des anderen Jungen gesehen – Jonny Doe. Es war auf den Bildern zwar nicht ganz eindeutig zu erkennen, aber ich bin mir sicher, dass es das gleiche Wort war.»
    Edie und Derek sahen sich an. Edie spürte etwas in ihrem Bauch aufwallen, dann überkam sie eine Woge der Übelkeit. Jemand musste es aussprechen, dachte sie. Wie schrecklich es auch war, jemand musste aussprechen, was gesagt werden musste. «Jonny Doe ist womöglich ein Produkt dieses kranken Menschenzuchtprogramms.»
    Sie sah, wie Zach Barefoot die Kinnlade runterfiel. Megan stöhnte.
    «Das Mädchen, das Derek vor dem Chukchi-Motel gesehen hat, tauchte später in dem Wald in der Nähe des Blockhauses wieder auf. Wir haben versucht, ihr zu folgen, aber weil wir damals von dem Blockhaus noch nichts wussten, haben wir ihre Spur verloren. Sie hat das Wort шаҳта in den Schnee geschrieben, auf unsere Windschutzscheibe.»
    Megan sah auf, dann drehte sie sich zu ihrem Mann um. Zachs Gesicht verzog sich zu einer Maske der Abscheu.
    «Mir wird ganz schlecht», sagte er.
    «Dieser Junge, der zweite, der hatte doch das Down-Syndrom, oder?» Megans Augen füllten sich mit Tränen. «Sagt mir nicht, dass sie ihn deshalb umgebracht haben. Sagt mir bitte, dass das nicht stimmt!»
    «Ist aber so», antwortete Edie.
    Einen Moment lang saßen sie alle stumm da, gedankenverloren, dann sagte Zach: «Ihr wollt also damit sagen, der Typ, den sie heute Morgen tot im Chugach gefunden haben, hatte mit der Sache gar nichts zu tun?»
    Edie sah Derek erschrocken an. Ihr Puls schlug höher. Sie musste ihre Stimme zügeln, bis sie sich sicher sein konnte, dass etwas

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