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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Ich glaube ans Recht.»
    Im Hintergrund hörte Edie Zachs Stimme und dann ein paar hohe Babytöne. Schöne Töne, dachte sie, die besten, die es gibt.
    Nach dem Anruf kochte Edie Tee und setzte sich aufs Sofa, um nachzudenken. Plötzlich sprang sie auf und ging zu der kleinen Truhe, in die sie die Unterlagen aus Tommy Schofields Büro geräumt hatte. Sie sah die Papiere noch einmal durch und blieb bei einem Blatt hängen, das den Aufdruck trug: «Kachemak Properties. Vorsitzender:
Tommy R. Schofield
». Auf dem Blatt befanden sich ein paar handschriftliche Notizen, die nach Tagesordnungspunkten aussahen, und darunter hing etwas, das aussah wie eine Vereinbarung zwischen Kachemak und einer Firma oder einer Person mit dem ungewöhnlichen Namen Tryggve.
    Edie fragte sich, wie viel Schofields Assistentin Sharon Steadman ihr wohl erzählen konnte. Jetzt, wo ihr Boss für tot erklärt worden war, war sie vielleicht bereit zu reden.
    Sharon hob beim zweiten Klingeln ab. Edie musste sich nicht vorstellen.
    «Also, wir haben Ihren Rat befolgt und sind bei Annalisa Littlefish gewesen.» Edie malte sich aus, wie Sharon in ihrem rosaroten Bademantel auf ihrem rosaroten Sessel saß. Diese Vorstellung machte ihr das, was sie tun musste, leichter.
    «Wie gesagt, ich weiß nicht viel.» Sharons Stimme hatte viel von ihrem Selbstbewusstsein verloren.
    «Mal sehen. Da hätten wir Menschenhandel, Zuhälterei mit Kindern, Unzucht mit Minderjährigen.»
    «Darüber weiß ich nichts.»
    «Sie wissen genug, um der Beihilfe einer Straftat überführt zu werden.» Den Ausdruck hatte Edie aus den Polizeiserien, die sie sich mit Sammy manchmal ansah – an dunklen Abenden, an denen sie gerade nichts Besseres zu tun hatten.
    Am anderen Ende herrschte Schweigen, dann sagte Sharon: «Was wollen Sie?»
    «Wenn Sie in Homer je wieder einen Job bekommen wollen, Sharon, sollten Sie langsam anfangen zu reden.»
    «Ich habe Ihnen doch schon gesagt, was ich weiß.» Was respekteinflößend klingen sollte, kam nur gereizt und verängstigt rüber.
    «Sagt Ihnen ‹Kachemak Properties› irgendwas?»
    «Selbstverständlich. Das war eine Art Briefkastenfirma, die Tommy, also Mr. Schofield, für die Geschäfte mit Mr. Hallstrom gegründet hat.»
    «Byron Hallstrom?»
    «Genau. Tommy hatte überhaupt nicht das Geld, um das Land an der Küste zu kaufen und zu bebauen. Er agierte lediglich als Vermittler.»
    «Aber die Altgläubigen wollten nicht verkaufen. Hat Tommy Schofield versucht, Peter Galloway und die anderen Altgläubigen zu erpressen, um an das Land ranzukommen?»
    Sharon blieb stumm. Schließlich sagte sie: «Ich glaube, Mr. Schofield hätte es eher als Überzeugungsarbeit bezeichnet.»
    «Erzählen Sie mir was über Tryggve. Hängt Hallstrom da mit drin?»
    «Ja.»
    «Wer ist noch involviert?»
    Nach kurzem Zögern war Sharon wieder zu hören. «Irgendwann hat Mrs. Hillingberg versucht, sich irgendwie einzumischen. Aber sie und Tommy haben sich deswegen in die Haare gekriegt.»
    «Was meinen Sie damit, sie haben sich in die Haare gekriegt?»
    «Ich habe mitbekommen, wie Tommy am Telefon völlig ausgerastet ist. Mr. Schofield konnte Mrs. Hillingberg noch nie besonders gut leiden.»
    «Gibt es da eine gemeinsame Vergangenheit?»
    «Ich glaube, sie waren zur gleichen Zeit auf der Highschool.» Sharon zögerte wieder.
    «Und?»
    «Meine Eltern haben mir mal erzählt, er wäre in sie verliebt gewesen, aber sie war gemein zu ihm.»
    «Gemein?»
    «Nein, nicht so», sagte Sharon abwehrend. «Meine Eltern sagten, Tommy hätte eine Art Zusammenbruch erlitten, er musste die Schule verlassen. Deswegen ist er auch nicht aufs College gegangen.»
    «Weil sie
gemein
zu ihm war?»
    «Mr. Schofield war ein Einzelgänger. Er ist viel gehänselt worden, wegen seinem Bein. Aber er hatte einen Hund. Meine Eltern haben erzählt, Marsha hätte ein paar Verrückten im Ort Geld gegeben, damit sie die Hundebeine mit dem Baseballschläger bearbeiten. Sie haben Tommy den Hund auf die Veranda gelegt und einen Zettel dazu, auf dem stand, Krüppel sollten sich an Krüppel halten.»

    Edie ließ Holzkopf in der Wohnung und fuhr noch mal nach Süden zu dem alten, runtergekommenen Haus am Ende der Spenard Road. Der Parkplatz vor dem Haus war leer, und über ihre alten Fußabdrücke hatte sich eine dünne Schneeschicht gelegt. Neuere, frische Spuren führten zur Haustür. Edies Puls ging schneller. Lena war da. Auf dem kleinen Absatz vor der Tür sammelte sie sich kurz. Dann klopfte

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