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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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genügte, um die Kälte abzuhalten, drehte sie um und ging die Stufen wieder hinunter.

    In ihrer Wohnung angekommen, rief sie Derek an und berichtete ihm. Er klang erleichtert, ihre Stimme zu hören.
    «Ich versuche es nachher noch mal.»
    «Kann das nicht bis morgen früh warten? Die Vorstellung, dass du im Dunkeln in dieser Gegend unterwegs bist, gefällt mir nicht.»
    Sie lachte.
    «Ich habe es mein halbes Leben lang allein mit Eisbären aufgenommen, ich glaube, da komme ich mit so was auch zurecht.»
    «Eisbären werden auch nicht von Geld getrieben», sagte Derek.
    «Das liegt daran, dass Eisbären klug sind.»
    «Hör mal, Edie, ich kenne dich besser, als du denkst. Ich habe den Eindruck, es gibt einen Grund, warum du dich so in diese Sache reinhängst, ich meine einen Grund, von dem du nichts sagen willst. Ich habe dich auch nicht danach gefragt –»
    Sie fiel ihm ins Wort. «Weil du weißt, dass ich es dir nicht erzählen würde.»
    Ihm entfuhr ein langgezogener, gequälter Seufzer. Doch es schwang noch etwas anderes mit.
    «Ich mag ja dämlich sein, aber ich habe einen ziemlich guten Riecher, und das hier stinkt zum Himmel», sagte sie. «Ich habe am See schon gespürt, dass mit den Spuren was nicht stimmte, aber ich konnte nicht sagen, was. Der Gang war’s. Wer auch immer die Spuren hinterlassen hat, hat Probleme mit der rechten Hüfte. Schon möglich, dass es Schofield war, aber was ist mit den fehlenden Spritzern?» Sie erzählte ihm von den Kindern auf dem Parkplatz hinter der
Schneeeule
.
    «Glaubst du, Schofield hat seinen Selbstmord inszeniert?»
    «Wenn er lediglich verschwinden wollte, warum hat er dann einen Wachmann vor seinem Büro postiert? Wenn du mich fragst, wollte Tommy Schofield einfach für ein paar Tage untertauchen, bis sich der Wind um die Stegners wieder gelegt hatte, und dann zurückkommen.»
    Derek dachte nach. «Und stattdessen …»
    Edie sagte: «Ich finde, dieser Ausweidschuppen bei seiner Hütte ist der ideale Ort, um jemanden umzubringen. Schön, da ist dann zwar überall Blut, aber ob Tierblut oder das von Tommy Schofield, ließe sich nur schwer sagen, vor allem, wenn man hinterher saubermacht. Wenn du mich fragst, dann hat jemand den Schuppen erst kürzlich gründlich geputzt und dann ein neues Vorhängeschloss angebracht.»
    «Und wer?», fragte Derek.
    «Was glaubst du?»
    Sie gingen die verschiedenen Möglichkeiten durch. Von den Freiern im Blockhaus hatten sie nur Polizeichef Mackenzie identifiziert, aber im Prinzip hatte jeder von denen einen Grund, Schofield aus dem Weg zu räumen. Dann waren da Schofields Partner, die beiden Russen, denen Derek im Chukchi-Motel begegnet war. Und Galloway.
    «Wieso sollte Galloway Schofields Selbstmord inszenieren? Er hat doch bereits zwei Morde am Hals. Da fällt einer mehr auch nicht mehr ins Gewicht.»
    «Ich glaube, Galloway können wir streichen.»
    Stumm hingen beide ihren Gedanken nach. Dann sagte Edie: «Mal angenommen, Mackenzie oder sonst jemand aus dem Blockhaus musste Galloway und Schofield unbedingt aus dem Weg räumen, konnte Galloway aber nicht finden …»
    «Also …»
    «Also räumt derjenige – oder diejenigen – Schofield aus dem Weg, lässt es wie Selbstmord aussehen, übergibt den Altgläubigen den Leichnam, sagt, es sei Galloway und veranstaltet in der Presse ein großes Tamtam, weil der Fall endlich abgeschlossen ist.»
    «Und was haben die Altgläubigen davon?»
    «Genau was sie wollten. Galloway hat endlich das APD vom Hals.»
    Derek dachte einen Moment darüber nach. «Und dann schaffen sie den Typen in aller Ruhe außer Landes.»
    «Was nicht allzu schwer sein dürfte bei einem Land mit jeder Menge unbewachter Grenzen.»
    «Aber wie ließe sich so eine Theorie je beweisen?»
    «Bei strenggläubigen Christen muss der Leichnam eines Verstorbenen der Erde zurückgegeben werden. Die Altgläubigen haben zwar ihre Probleme mit der orthodoxen Kirche, aber in diesem Punkt sind sie sich einig. Sie würden ihre Toten niemals verbrennen. Das habe ich recherchiert. Man müsste zum Beweis also lediglich den Leichnam von ‹Peter Galloway› wieder ausgraben, und ich würde wetten, dass sich erstaunliche Ähnlichkeiten mit Tommy Schofield finden ließen.»
    Derek zögerte. «Die Altgläubigen würden einer Exhumierung niemals zustimmen.»
    «Brauchen sie auch nicht, Derek. Du scheinst zu vergessen, dass es sogar in Alaska so was wie Gesetze gibt.»
    «Ich dachte, du glaubst nicht ans Gesetz?»
    «Tu ich auch nicht.

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