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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Herr Bürgermeister. Morgen, April.»
    «Kommen Sie rein, Andy», sagte Chuck. «Nehmen Sie sich einen Kaffee und schenken Sie mir nach, wenn Sie schon dabei sind. April und ich sind gerade fertig.»
    Er nahm seinen Stift, unterschrieb ein paar Papiere, die April ihm vorgelegt hatte, und schickte seine Assistentin dann hinaus. Andy schob ihm einen Becher Kaffee hin und setzte sich auf den Hocker gegenüber. Er blinzelte kurz und sammelte seine Gedanken. Chuck betrachtete den vorzeitig kahl werdenden Schädel, die kleine Gestalt, die dünnen Arme in dem gepflegten Oxford-Hemd. Ein heller Kopf auf einem kümmerlichen Körper, gekleidet wie ein Harvard-Absolvent. Um es hierzulande in der Politik zu etwas zu bringen, musste man aussehen, als könnte man Bäume fällen und für den Lebensunterhalt Elche jagen. So gescheit sie auch sein mochten, Männer wie Andy Foulsham würden immer hinter die Kulissen verbannt werden.
    Foulsham, der den prüfenden Blick spürte, griff nach seinem Kaffeebecher und sammelte sich für seinen Vortrag. Wenn ich nicht wählbar bin, na und?, schien er sagen zu wollen. Ohne mich sind Sie es auch nicht.
    «Wir haben eine Menge Möglichkeiten, Chef. Diese einheimische Frau macht keinen Ärger. Sobald Mackenzie eine Verhaftung bekanntgibt, heimst der Bürgermeister von Anchorage einen Teil des Ruhms für sein schnelles Handeln ein, und die ganze Chose ist vom Tisch. Was die Sexualvergehen angeht, die gibt’s überall im Land. Wenn Shippon Sie deswegen angeht, können wir den Spieß umdrehen, sodass es aussieht, als würde er versuchen, sich reinzuwaschen.»
    Das musste Chuck dem Mann lassen, Andy Foulsham war ein Tornado in Menschengestalt. Dieser Wahlkampfmanager könnte Jesus vom Kreuz herunterholen.
    «Shippon hat einen handfesten Bericht über Landentwicklung, und gestern hat er in einem Interview viel Wind darum gemacht. Ich würde alle anrufen, von denen Sie sich vorstellen können, dass sie uns in Sachen Entwicklung unterstützen würden, die aber nicht in Anchorage sitzen.»
    Chuck dachte an Tommy Schofield in Homer, befand dann aber, dass es vermutlich besser war, sich nicht öffentlich mit dem Mann in Verbindung bringen zu lassen.
    «Wir müssen härter gegen Shippons Wirtschaftsbericht angehen. Die Wirtschaftsstatistiken für Anchorage sehen viel positiver aus als die Zahlen fürs Land, damit können wir punkten. Einschnitte im Staatsetat werden Juneau ohnehin härter treffen als Anchorage. Es hat ja schon angefangen. Die Arbeitslosigkeit steigt landesweit stärker als in Anchorage, und die Vorhersagen über die Höhe der Dividende des Alaska Permanent Fonds in diesem Jahr werden die Wähler nicht erfreuen. Die Umfragen haben ergeben, dass ein maßgeblicher Teil der Wähler noch unentschlossen ist, also müssen wir ihnen helfen, sich zu entscheiden.»
    «Eine Medienkampagne finanzieren?»
    Foulsham tippte ihn mit dem Finger an, was so viel hieß wie: «Sie haben’s kapiert.»
    «Das bedeutet Geld.»
    Wieder der Finger.
    Natürlich bedeutete es Geld. Chucks Mund wurde trocken. Bedeutete es nicht immer Geld? Und das war das Problem.
    Vor ein paar Wochen hatte Foulsham einen Riesenskandal abgewendet, als der Inhaber von Alaskas größtem Automobil-Franchise-Unternehmen, der gleichzeitig einer der großzügigsten Sponsoren der Wahlkampagne war, einen Mann aus Hillingbergs Wahlkampfteam dabei erwischt hatte, wie er nach einem Abendessen, für das pro Gedeck 5000 Dollar hingeblättert werden musste, auf der Toilette Koks schnupfte und sich dabei von einer Nutte einen blasen ließ. Foulsham hatte den Mann überreden können, sich aus gesundheitlichen Gründen zurückzuziehen, bevor etwas nach außen drang. Um die Geschichte aus den Medien herauszuhalten, hatte er so gut wie alle angesprochen, bei denen sie noch etwas guthatten, und das mit Erfolg. Der Rückzug war von ein paar Radiosendern erwähnt worden, aber das war’s auch schon. Es war Andy Foulsham jedoch nicht gelungen, den Inhaber der Autohandlung bei Laune zu halten. Eine Woche nach dem Vorfall hatte der Sponsor stillschweigend den Geldhahn zugedreht.
    Chuck brauchte jetzt einen finanzkräftigen Geldgeber als Ersatz. Einen solchen in letzter Minute aufzutreiben war nicht leicht. Er hatte nicht die Bandbreite an Kontakten, über die Shippon verfügte, und bislang war seine Autorität auf Anchorage beschränkt gewesen. Es war nicht gut, Leuten Versprechungen zu machen, ohne sicher zu sein, dass man sie einlösen konnte. Mittelfristig

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