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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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schwächte einen das nur.
    Marsha kam mit gerötetem Gesicht und im Jogginganzug herein. Sie begrüßte Chuck und sagte «Hey» zu Foulsham, der es mit einem Nicken erwiderte. Die zwei gaben vor, sich zu verstehen, ihre Beziehung war jedoch bestenfalls angespannt.
    «Haben Sie schon ein paar Geldgeber für meinen Mann gefunden? Wir brauchen diese Fernsehwerbung.»
    «Wir haben gerade darüber gesprochen», erklärte Chuck in einem Ton, der eindeutig klarstellte, wer hier das Sagen hatte. Marsha kniff die Augen zu Schlitzen zusammen, hielt aber den Mund. Hätte Andy Foulsham sich getraut, er hätte süffisant gegrinst. Man konnte das Grinsen in seinen Augen lauern sehen. Aber Chuck kam die Spannung zugute, solange sie unter der Oberfläche brodelte.
    «Ich meine, wir müssen hier mehr Initiative zeigen», sagte Marsha.
    Chuck hob die Hand, um sie am Weitersprechen zu hindern.
    «Wir wissen, was du meinst, Schatz.»
    Marsha warf ihrem Mann einen scharfen Blick zu. Sie konnte es nicht ausstehen, wenn er «Schatz» zu ihr sagte, was er immer nur in Gegenwart anderer tat. Sie nannte es «passiv-aggressiv», was immer das heißen mochte. Im Moment war ihm das egal. Sie hatte ihm klargemacht, was sie wollte, nämlich dass er einige von den großen Nummern im Land anrief und sie unumwunden um Spenden bat. Aber er hatte bereits alle kontaktiert, die ihm etwas schuldig waren, und noch ein paar mehr. Er hatte Verbindung mit alten Schulfreunden aufgenommen, Nachbarskindern, mit denen er aufgewachsen war und die es zu etwas gebracht hatten, mit Geschäftsfreunden, Angel- und Jagdkumpanen, doch er stieß immer wieder auf das Problem, dass seine Kontakte im Großen und Ganzen spärlicher waren als die von Shippon, der nur eines seiner Governeurs-Picknicks veranstalten musste, um jeden reichen Trottel samt seiner auf sozialen Aufstieg erpichten Ehefrau dazu zu bringen, einen Scheck auszustellen. Chuck verstand es nicht so gut, jemandem Honig ums Maul zu schmieren. Oft lief etwas schief, er verlangte zu viel oder zu wenig, er war zu dankbar oder nicht dankbar genug, oder er bot zusätzliche Anreize an, worauf die Menschen beleidigt reagierten.
    «Ich habe eine Liste gemacht», sagte Marsha. «Ein paar neue Leute, an die man herantreten könnte.»
    Andy Foulsham warf Chuck einen bedauernden Blick zu, der besagte,
Stinkt mir genauso wie Ihnen, dass sie recht hat, was aber nichts daran ändert, dass sie recht hat
. Noch drei Wochen bis zur Gouverneurswahl. Wenn er gewinnen wollte, musste er sich anstrengen.
    «Wir müssen mit den Landerschließern reden, ihnen zeigen, dass wir auf ihrer Seite sind. Ihnen versichern, dass wir die Planungen erleichtern, und hart durchgreifen gegen Hippies, die Bäume umarmen und unser wunderbares Land wieder den Bären überlassen wollen.»
    Das war neu bei ihr, diese Pro-Entwicklungs-Haltung, zumindest in dieser Radikalität, und wie allen Neubekehrten machte es ihr Spaß, die Trommel so laut und so oft zu rühren, wie sie es zu dürfen glaubte, ohne anzuecken. Marsha war der Meinung, je eher man heutzutage ein paar Parks einzäunte und den Rest von Alaska zubetonierte, desto besser. Wenn die Baumknutscher so verrückt nach Bäumen waren, sollten sie doch nach Brasilien oder sonst wohin abhauen und dort Terror machen.
    «Lass uns später darüber reden», sagte Chuck, um einen besänftigenden Ton bemüht, doch es war zu spät. Er sah ihr an, dass sie meinte, ihr höre keiner zu, und Marsha ertrug es gar nicht, wenn man sie ignorierte. Sie griff Chuck in Gegenwart anderer nicht an, aber sie fand nichts dabei, über Foulsham herzufallen.
    «Wir haben eine Achillesferse. Das tote Kind. Du weißt, dass die Geschichte uns um die Ohren fliegen kann.» Es hatte schon früher Beschwerden über die Altgläubigen gegeben. Chuck hatte sie nie ernst genommen, und rückblickend war das ein Fehler gewesen.
    «Mein Team arbeitet schon daran, dass diese Geschichte sich verflüchtigt», sagte Andy.
    Demnach hatte Foulsham beschlossen, eigenmächtig vorzugehen, dachte Chuck.
    «Aber klar.» Aus Marshas Stimme sprach Sarkasmus pur. «Deshalb standen die Namen von dem Kind und der Mutter gestern auch im
Anchorage Courier

    Chuck erstarrte innerlich. Er war wie Andy der Meinung, dass die Geschichte nicht weiter von Bedeutung war. So wie er es sah, versuchte seine Frau sie nur zu benutzen, um die Dinge auf Trab zu bringen.
    «Marsh», sagte er leise. So hatte er sie genannt, als sie jung waren, bevor alles beschissen

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