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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Vertrauen zu ihm. Die zwei kannten sich seit jenem Sommer-Camp, wo sie Bob Truro kennengelernt hatten. Was sie gemeinsam hatten, war das Bestreben, sich fit zu halten, sowie ein eingefleischter Groll gegen ihre Eltern. Damals hatten beide noch geglaubt, dass Jesus ihre Probleme lösen würde, doch wie sich herausstellte, hatten ihre Probleme ihren Glauben überdauert. An der Uni von Alaska hatten sie zu verschiedenen Cliquen gehört, Chuck zu den Politikastern, Mac zu den Freiluft-Freaks, aber es war genug Gemeinsames geblieben, um die Verbindung zu halten. Zwanzig Jahre später pflegten sie nicht gerade eine dicke Freundschaft, aber es bestand ein Bündnis, das auf Ansichten und Geschmack beruhte.
    «Ich brauche die Garantie, dass das tote Kind nichts mit uns zu tun hat, ja?» Er hatte schon einmal darum gebeten, doch er wollte absolut sichergehen.
    «Wie ich schon sagte, Boss, wir nehmen die Verhaftung vor, und die Sache ist erledigt», sagte Mackenzie. «Garantiert.»

[zur Inhaltsübersicht]
    9
    Als Detective Bob Truro sich meldete, wirkte er ein bisschen außer Atem, als wäre er zum Telefon gerannt. Edie rief vorsichtshalber aus einer Telefonzelle an. Sie wusste, dass ihre Nummer auf Truros Display erscheinen würde, und sie wollte auf keinen Fall identifiziert werden.
    «Maggie Inukpuk.» Edie schob das Kinn vor, um die Stimme zu perfektionieren, die sie in den vergangenen zehn Minuten eingeübt hatte. «Ich komme vom Polizeirevier auf Ellesmere und bin beruflich hier in Anchorage.»
    «Von
wo
?», fragte Truro ungeduldig.
    «Ellesmere. Oben in Nunavut, Kanada.»
    «Oh.» Truro hustete, sein Interesse schwand rapide. «Und was kann ich für Sie tun, Maggie?»
    «Ich glaube, Sie haben TaniaLee Littlefish über ihren Sohn befragt.»
    «Wir behandeln Ms. Littlefish zurzeit nicht als Verdächtige», sagte Truro. Edie sah die Cents auf ihrer Telefonkarte schwinden. Der Detective war nicht bereit, etwas preiszugeben.
    «Das ist mir klar.» Edie räusperte sich. «Es ist nur so, Detective, wir würden ihr gerne ein paar Fragen stellen.»
    Truro sagte nichts.
    «Wir haben einen Fall vorliegen», fuhr Edie fort. «Ein Cousin von Ms. Littlefish. Kleiner Versicherungsbetrug, nichts von Bedeutung, wir müssen nur ein paar Fakten klären. Ein kurzes Telefongespräch würde genügen.»
    «Ich enttäusche Sie ungern, Officer …», der Name wollte ihm nicht einfallen, «aber aus TaniaLee Littlefish ist im Moment nichts herauszubekommen. Wir haben sie zur Sicherheit unter falschem Namen in einer psychiatrischen Einrichtung in der Stadt untergebracht. Zumindest so lange, bis der Fall geklärt ist. Zu ihrem eigenen Schutz.» Der Detective wollte das Gespräch schnellstens beenden.
    «Verstehe.» Edie gab sich nonchalant. «Na ja, wie gesagt, es ist nicht dringend.» Truro sollte bloß nicht denken, es könnte da Zusammenhänge geben, denen er nachgehen müsste. «Danke, dass Sie sich Zeit für mich genommen haben, Detective.»
    Edie hängte ein, tastete nach der Fotografie, verließ die Telefonzelle und machte sich auf die Suche nach einem Taxistand. Sie fand einen beim Markt, zusammen mit einem Fahrer, dem die psychiatrischen Einrichtungen in der Stadt bekannt waren. Wie sich herausstellte, wussten Taxifahrer über Klapsmühlen so gut Bescheid wie über Bars und Bordelle. Zu seiner Zeit, sagte der Fahrer, habe er Dutzende Irre in verschiedenen Anstalten eingeliefert und wieder abgeholt, ganz zu schweigen von ihren Angehörigen.
    Edie hatte sich schon eine Geschichte ausgedacht. Sie habe durch die Familie von ihrer entfernten Verwandten erfahren, aber man schien sich nicht einig zu sein, in welcher Einrichtung sie untergebracht war. Der Fahrer wirkte keineswegs erstaunt. Er sagte, er kenne sie alle. Sie könnten sie abklappern.
    ***
    In der Green-Shoots-Klinik erkannte eine breithüftige Frau, die eine kunstvolle Perücke trug, TaniaLee auf dem Foto, und als sie blinzelnd Patricia Gomez’ Ausweis betrachtete und
Polizeirevier Anchorage
las, kam sie zu dem Schluss, den Edie sich erhofft hatte, und sagte: «Geht klar. Sie finden Terri Lightfoot in der Abteilung Kiefernholz.» Edie solle den Summer an der Tür zu der Abteilung drücken und gleich hineingehen.
    ***
    Terri Lightfood alias TaniaLee Littlefish saß im Gemeinschaftsraum der Abteilung und blätterte in einer Teenie-Illustrierten. Sie war so jung, wie ihre Fotografie vermuten ließ, mit Sicherheit nicht älter als fünfzehn, und wirkte sehr abwesend. Sie sah auf und

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