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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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Hallstrom Enterprises, und dass sie eine Ladung Furnierholz an Bord hatte. Die Küstenwache nahm an, es handle sich um Material zur Renovierung von Hallstroms Kreuzfahrtschiffen, die im Mai in Sitka erwartet werden, und schickte ordnungshalber einen Helikopter, um den Piloten und seinen Copiloten abzuholen. Taluak war als Steuermann des Rettungskäfigs mit dabei.
    Als die Küstenwache am Ort des Geschehens eintraf, entdeckten sie zu ihrem Erstaunen neben dem Piloten und dem Copiloten einen Mann und eine Frau, eng aneinandergedrängt. Von Passagieren war keine Rede gewesen. Taluaks Kollege Don Harrington, ein Einheimischer aus Homer und seit sechzehn Jahren im Rettungsteam der Küstenwache, ging mit der Winde runter, um die Lage einzuschätzen und um, wie es schien, zwei Mann Besatzung und zwei Passagiere zu evakuieren. Als er sich näherte, funkte er den Helikopter an, um zu melden, dass die Frau zudem ein Baby auf dem Arm hatte und versuchte, es mit ihrem Körper vor dem Rotorenwind des Hubschraubers zu schützen.
    Etwas an dieser Geschichte sorgte dafür, dass sich Edie die Nackenhaare sträubten. Sie tauschte einen Blick mit Derek.
    Taluak fuhr fort.
    «Wir hielten es für das Beste, mit der Befragung zu warten, bis wir sicher zurück in Homer waren, aber bis dahin gelang es weder Don noch mir, mit einem von den Typen auch nur Blickkontakt aufzunehmen, was wir schon ziemlich seltsam fanden dafür, dass wir ihnen gerade das Leben gerettet hatten.»
    Taluak hielt vor dem Flughafengebäude, stellte den Motor ab und kam herum, um die Hecktür zu öffnen.
    Todd, der Pilot, hatte vorsichtshalber über Funk darum gebeten, dass bei Landung des Hubschraubers die Polizei anwesend war. «Die Frau hatte das offensichtlich gehört und geriet in Panik. Sie schrie und tobte, sie hätten nichts Falsches getan. Als wir in Homer ankamen, war sie fast hysterisch. Als die Polizisten auf sie zukamen, versuchte sie, mit dem Kind im Arm aus dem Terminal zu laufen. Die Polizei hielt es für besser, sie nicht wegzubringen. Sie sind immer noch hier und verhören sie.»
    Edie und Derek tauschten wieder einen Blick. Taluak reichte Edie ihren Rucksack. Auf dem Parkplatz vor dem Gebäude standen drei Streifenwagen und ein Geländewagen der Küstenwache. Ein paar Polizisten standen untätig herum. Der Helikopter der Küstenwache parkte ein Stück weiter abseits der Piste.
    «Und? Seid ihr zum Eisfischen hier, oder was?»
    «Ich dachte, ich demonstriere denen mal unsere berühmte alaskische Gastfreundschaft», sagte Zach.
    Taluak tippte sich an den Hut und verzog das Gesicht.
    «Tut mir echt leid, dass wir uns heute nicht gerade von unserer besten Seite zeigen.»
    Sie stiegen die Stufen zum Abfertigungsgebäude hinauf und wurden von einem uniformierten Mann begrüßt, der ihre Ausweise sehen wollte, dann offenbar das Interesse verlor und sie durchwinkte.
    Sie warteten, dass Zach die Flugpapiere abzeichnete. Taluak grinste. «Na, was hat Zach mit euch vor? Gletscherskifahren? Langlaufen? Bei uns kann man echt super Eisfischen!»
    Edie sah schnell nach links und rechts. Das Abfertigungsgebäude war in L-Form gebaut, der kürzere Arm beherbergte die Gepäckanlage und einen Warteraum, und der längere Arm die Verwaltungsbüros. Mit den Worten, sie müsse mal auf die Toilette, ging sie schnurstracks auf den Verwaltungsbereich zu. In die Türen waren gläserne Gucklöcher eingelassen. In den ersten beiden Büros saßen Flughafenbeamte und telefonierten. Das dritte Büro war leer, aber im vierten entdeckte Edie eine kleine Frau mit drahtigen Haaren, etwa Mitte vierzig, die nervös an dem Zugband ihres Parkas herumspielte. Sie sah aus, als hätte sie sehr viel geweint. Der Flur war leer. Edie holte den Dienstausweis von Patricia Gomez aus der Tasche, klopfte an die Tür und betrat den Raum.
    Die Frau hob den Blick. Mit vor Sorge rauer Stimme fragte sie: «Wo haben Sie mein Baby hingebracht?»
    Edie ließ kurz den Ausweis aufblitzen. Es war gar nicht notwendig, sich vorzustellen. Es war der Frau offensichtlich egal, wer sie war.
    «Wir kümmern uns gut um Ihr Kind», sagte Edie. «Wollen Sie mir nicht erzählen, was passiert ist?»
    Die Frau sah sie erschöpft an.
    «Das habe ich jetzt schon ein Dutzend Mal erzählt.»
    Edie zog sich auf der anderen Tischseite einen Stuhl heran. Sie befanden sich in einer Art Besprechungszimmer mit einem langen Tisch und passenden Plastikstühlen. Auf einem Fernseher in der Ecke lief stumm der Wetterkanal.
    «In dem Fall

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