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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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dem Anrufbeantworter hatte zwar nicht so geklungen wie Aileen, aber Anrufbeantworter konnten Stimmen verzerren, möglich war es also. Dann gab es noch Kathy, die Assistentin von Detective Truro. Die Ermittlungsbeamten in Anchorage hatten sich ihr gegenüber von Anfang an seltsam benommen, hatten versucht, ihre Aussage zu beeinflussen, ihr etwas in den Mund zu legen, was eine Verbindung zwischen den Altgläubigen und Lucas Littlefishs Sarg in dem Geisterhaus herstellte. Sie dachte über weitere Kandidatinnen nach. Natalia? Annalisa Littlefish? Außerdem war da noch Schofields Assistentin Sharon. Die Wahrheit war, sie wusste es einfach nicht.
    Sie riss sich von ihren Gedanken los, als Derek mit einem Blatt Papier in der Hand zu ihr kam.
    «Ich habe Stevie angerufen und ihn gebeten, zu überprüfen, ob Galloway in Kanada aktenkundig ist.» Constable Steve Killik war Dereks Mitarbeiter auf Ellesmere Island, der einzige Constable in einer Abteilung mit zwei Beamten, die für ein Gebiet von der Größe Großbritanniens zuständig waren. Er hielt während Dereks Abwesenheit die Stellung, was bedeutete, dass er die meiste Zeit nichts zu tun hatte, weil in Kuujuaq so gut wie nie was passierte. Steve war loyal und völlig ohne Ambitionen – zwei Eigenschaften, die ihn für diesen Job zum perfekten Mann machten, wie Edie fand.
    «Der Typ hat mehr Dreck am Stecken, als er zugibt. Er ist Kanadier, stammt aus Quebec City. Hat sich vor etwa fünfzehn Jahren mit einer Rockergang eingelassen, wurde wegen einer Reihe Vergehen verknackt, Scheckbetrug, solche Sachen. Vor zwölf Jahren gab es offensichtlich irgendeine Fehde zwischen zwei Rockergruppen, und dabei brach Galloway einem Mitglied der anderen Gang mit einem Baseballschläger die Beine. Er saß drei Jahre, wurde wegen guter Führung vorzeitig entlassen und wegen der Herstellung von Crystal Meth wieder eingebuchtet. Dann wurde bei einer Hausdurchsuchung – reine Routine – ein Stapel Pornos mit minderjährigen Mädchen gefunden. Er behauptete, die gehörten seinem Mitbewohner, der behauptete genau das Gegenteil, und niemand konnte irgendwem irgendwas nachweisen, also wurde er für die Drogenproduktion verurteilt und für die andere Sache verwarnt. Das ist kein guter Junge.»
    «Musst du mir nicht sagen.» Edie griff sich an den Hinterkopf. Plötzlich durchfuhr sie ein Gedanke, als hätte die schmerzhafte Berührung ihn an die Oberfläche katapultiert. Als sie Tommy Schofield gefragt hatte, ob er Fonseca kennen würde, hatte der gesagt, er hätte die Geschichte zwar nicht verfolgt, aber der Name Fonseca sei in der Berichterstattung nicht erwähnt worden. Abgesehen von ihr selbst, TaniaLee und den mit dem Fall befassten Ermittlern hatte niemand einen Grund, den Namen Fonseca mit Lucas Littlefishs Tod in Verbindung zu bringen. Es sei denn, er besaß Insiderinformationen.
    «Wie kommt man von hier am schnellsten runter nach Homer?», fragte sie.
    Zach blickte auf, und Edie sah, wie sein Gesicht einen starren, entschlossenen Ausdruck annahm. Aus dem Augenwinkel bemerkte sie, wie Megan in stummer Zustimmung die Nase rümpfte.
    «Mit meiner Piper», sagte er.

[zur Inhaltsübersicht]
    28
    Als sie eine Wolkenbank durchflogen, ließ Zach die Maschine ein paar hundert Fuß absinken, und auf dem hinteren Sitz wurde Derek blass und stumm. Seine Fäuste waren geballt und die Lippen zu einem schmalen Strich zusammengepresst. Zach sah in den Rückspiegel und kicherte. «He, Edie, da kriegt wohl gleich einer den Flattermann!»
    Noch in Nome, vor ihrem Abflug, hatten sie ihren Plan ausgeheckt. Edie hatte in Schofields Büro angerufen und sich als Officer Maggie Inukpuk, Tourismusbeauftragte, ausgegeben. Schofields Assistentin Sharon war am Telefon gewesen und hatte gesagt, der Landerschließer sei auf unbestimmte Zeit geschäftlich verreist und leider nicht zu erreichen, was sich wie die höfliche Umschreibung der Tatsache anhörte, dass der Mann schlicht und einfach abgetaucht war. Edies Plan lautete, sich trotzdem auf den Weg zu Schofields Büro zu machen. Wenn sie den Mann selbst nicht aufspüren konnten, ließ sich vielleicht zumindest etwas in seinen Unterlagen finden. Danach wollten Edie und Derek sich einen Wagen mieten und zu dem Blockhaus in den Wäldern über der Stadt fahren, das Schofield gehörte. Wenn der Mann selbst auch dort nicht aufzufinden war, gab es womöglich wenigstens Beweise für seine Aktivitäten.
    Unter ihnen zog die Landschaft vorbei, mit Weiß gesäumtes Grün.

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