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Zeichen im Schnee

Zeichen im Schnee

Titel: Zeichen im Schnee Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie McGrath
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macht Ihnen einmal mehr sicher auch nicht viel aus. Es tut mir leid, Mrs. …» Edie rieb sich die Augen, als sei sie erschöpft von den vormittäglichen Ereignissen. «… wie schreibt sich Ihr Name noch gleich?»
    Die Frau wirkte müde und sauer. «Welcher? Darlie oder Stegner?» Auf Edies Bitte hin buchstabierte sie ihren Nachnamen.
    «Und Ihr Ehemann …?»
    «Morris.» Sie buchstabierte. «Wie ich schon sagte, er betreibt in Heartland ein Franchiseunternehmen für Landwirtschaftsbedarf.»
    Edie lächelte ermunternd.
    «Es wurde alles übers Telefon arrangiert.» Sie zögerte. «Morris hat es arrangiert. Man sagte uns, wir sollten irgendwann während des Iditarod-Rennens in Anchorage ein ganz normales Fly&Drive-Paket buchen. Es hieß, wir sollten nach Homer fahren, und man nannte uns eine Adresse, zu der wir uns begeben sollten.»
    «Die da lautete?»
    «Das habe ich doch alles schon gesagt, irgendwo in der Pampa. Man sagte uns, dass das Kind dort warten würde.»
    «Wer, man?»
    «Ich weiß keine Namen. Einer von den Typen hat ganz normal gesprochen und der andere hatte irgendwie einen ausländischen Akzent.»
    Sie beugte sich mit flehendem Blick vor. «Hören sie, es hieß, der kleine Junge wäre ein Waisenkind, und dass wir ihm einen Gefallen täten, wenn wir ihn nehmen.»
    «Vermutlich die Sorte Gefallen, für die man Geld bezahlt.»
    Die Frau schlug sich die Hand vor das Gesicht und wandte den Kopf ab.
    Sie sagte nur: «Um den Teil mit dem Geld hat mein Mann sich gekümmert. Hätte ich gewusst, dass da etwas nicht stimmt …» Sie verstummte. Ihre Augen wurden feucht, und sie fing wieder an zu weinen. Einen Moment lang ließ Edie sie einfach schluchzen. «Sie haben ja keine Ahnung, wie lange wir es schon versucht haben. Diese endlosen Fruchtbarkeitsbehandlungen, und dann die Adoptionsagenturen. Immer war irgendwas. Mal zu weiß, mal zu alt.»
    «Ich habe mal gehört, Indien und China wären die richtigen Länder für Leute wie Sie. Und vielleicht noch Zentralamerika», sagte Edie. Sie hatte mal eine Fernsehreportage darüber gesehen.
    Darlie Stegner schüttelte den Kopf.
    «Das wollten wir nicht.»
    Unwillkürlich zog Edie eine Augenbraue hoch. «Weil Sie ein weißes Kind wollten?»
    Die Frau tat einen tiefen Atemzug, aber sie sah Edie nicht an.
    «Weil wir ein Kind wollten, das wir als unseres ausgeben konnten.»
    Edie machte ein abfälliges Geräusch. «Schwer zu kriegen, so hübsche, perfekte, kleine weiße Babys.»
    Darlie Stegner betrachtete ihre Hände. «Es ist nicht so, wie Sie denken.»
    «Nein», sagte Edie. «Das ist es nie.»
    Ein Mann in der Uniform der Küstenwache ging an der Tür vorbei, spähte durchs Glas und sah ohne erkennbare Reaktion auf die Uhr. Edie spürte, dass er auf jemanden wartete.
    «Ist Ihnen an dem Kind etwas Ungewöhnliches aufgefallen, als Sie es zu sich genommen haben? Eine Tätowierung vielleicht?»
    Darlie Stegner hob überrascht den Kopf.
    «Ich dachte, das hätte irgendwas mit dem Waisenhaus zu tun.»
    «Dem Waisenhaus?»
    Die Frau nickte.
    «Ja», sagte sie, als sei das alles völlig normal. «Das Waisenhaus, aus dem er kam. In Russland.»
    «Aha.» Edie wusste nicht, ob die Frau sie bewusst belog, oder ob sie sich lediglich selbst in die Tasche log. Sie kramte in ihrem Rucksack, zog einen Block und einen Bleistift heraus und kritzelte etwas auf das oberste Blatt.
    «Sah die Tätowierung vielleicht etwa so aus?»
    Darlie Stegner zögerte.
    Edie sagte: «Sie stecken ganz schön in Schwierigkeiten, Lady. Besser, Sie kooperieren.»
    Stegner nahm den Block, nickte dann und gab ihn mit besorgtem Blick zurück.
    «Wissen Sie, was das bedeutet?»
    «Es bedeutet
meins
», sagte Edie. «
Meins
wie
nicht deins

    Edie steckte den Block wieder in den Rucksack, ging zur Tür, spähte durch das Guckloch, um sich zu vergewissern, dass niemand kam, und griff nach der Klinke.
    «Danke, Mrs. Stegner. Sie haben mir sehr geholfen.»
    Sie ging über den Flur zurück. Zach Barefoot und Chris Taluak waren verschwunden, und Derek wartete allein auf sie. Er schenkte ihr ein schmales Lächeln.
    «Mir ist vorhin was eingefallen, das ich dir noch nicht erzählt habe. Eins von den Mädchen, mit denen ich in Anchorage gesprochen habe, weißt du noch, die Nutten? Sie hatte ein Kind, es war noch ganz klein. Es sah aus, als würde sie es verstecken, als hätte sie Angst, jemand würde es ihr wegnehmen.»
    Edie sah ihn wachsam an. «Kann es sein, dass dein Gehirn zusammen mit deinen kostbaren

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