Zeichnen für Dummies (Fur Dummies)
wollen, weil Sie einen Weg finden müssen, jeder einzelnen Person die gebührende künstlerische Aufmerksamkeit zu schenken. (In Abbildung 19.10 sehen Sie eine kreative Lösung für ein Porträt mit zwei Leuten.)
Versuchen Sie erst einmal, die einzelnen Gesichter aus unterschiedlichen Blickwinkeln zu betrachten. Spielen Sie mit verschiedenen Beleuchtungsoptionen, um starke Kontraste zu schaffen. Übertreiben Sie einzelne Gesichtsformen. Bei Gruppenporträts können Sie mit Überlappungen arbeiten oder Leute aus unterschiedlichen Blickwinkeln zeichnen. Es gilt, jedes Individuum charakteristisch darzustellen und gleichzeitig eine harmonische Gesamtkomposition zu schaffen. Sie sollten jedoch darauf achten, niemanden direkt in die Mitte der Zeichenfläche zu stellen, weil das Ihr Bild weniger dynamisch erscheinen lässt.
Projekt 19: Porträt einer erwachsenen Frau
Die Dreiviertelansicht meiner Freundin Manisha, auch als Anne bekannt, lässt ihr Gesicht viel dynamischer erscheinen, als das in einer Frontal- oder Profilansicht der Fall wäre. So wirken die Gesichtsteile wesentlich plastischer. Die Arbeit mit Licht und Schatten gerät hier zu einer spannenden Übung.
Bei diesem Projekt bekommen Sie kein Raster als Hilfsmittel, und auch die Wahl des Zeichenstifts überlasse ich ganz Ihnen. Der Effekt ist derselbe, als würden Sie vom lebenden Modell und nicht von diesem Buch abzeichnen. Doch keine Panik: Ich begleite Sie Schritt für Schritt durch diese Übung:
1. Skizzieren Sie mit leichten Strichen die Umrisse von Gesicht, Haaren, Pulli und Gesichtsteilen.
Um ein Gesicht aus dieser Perspektive genau zu erfassen, müssen Sie die Position aller Formen und deren Bezüge zueinander erkennen. In der linken Zeichnung des ersten Bildersatzes habe ich mit Hilfslinien angedeutet, dass die Stirn vertikal verläuft, Wangenknochen und Kinn aber in einem Winkel dazu stehen. Deshalb sind die Hilfslinien, die die Höhe der Gesichtsteile andeuten, alle parallel zueinander, stehen aber in einem Winkel zur vertikalen Linie der Stirn.
2. Hellen Sie die Skizzenlinien mit dem Knetgummi auf und zeichnen Sie detaillierte Umrisse (siehe zweites Bild).
3. Hellen Sie auch diese Linien wieder auf.
4. Zeichnen Sie die Linien noch exakter ein und fügen Sie die Umrisse einzelner lockiger Haarsträhnen hinzu (linke Zeichnung im zweiten Satz Bilder).
5. Hellen Sie wieder die Linien auf. (Ein Hoch auf den Erfinder des Knetgummis!)
6. Schattieren Sie mit einem HB-Bleistift und Kreuzschraffuren die hellen und mittleren Tonwerte von einigen Haarlocken ein (siehe rechtes Bild).
Achten Sie dabei auf die Richtung, in die sich die Locken drehen, und passen Sie die Schattierung dementsprechend an. In Kapitel 8 zeige ich Ihnen genau, wie Sie mit Kreuzschraffuren Haar- und Felltexturen erzeugen.
7. Zeichnen Sie mit Kreuzschraffuren die hellen Tonwerte im Gesicht und in der Kleidung ein.
Wie Sie Tonwerte kartieren und Schattierungen anwenden, können Sie im Abschnitt »Zeichnungen mit Schatten versehen« in Kapitel 7 nachlesen.
8. Fügen Sie mit 2B- und 4B-Bleistiften und Kreuzschraffuren die mittleren und dunklen Tonwerte in Gesicht, Haare und Kleidung ein (in den letzten Bildern zu sehen).
Über Schattierungen mit Kreuzschraffuren erfahren Sie mehr in Kapitel 7.
9. Schattieren Sie Augen, Nase und Mund.
In Kapitel 18 erfahren Sie, wie Sie diese Gesichtsteile realistisch zeichnen.
Um Zähne richtig zu zeichnen, müssen Sie eben kaum zeichnen! Lassen Sie einfach die Schattierungen von Lippen und Zahnfleisch und die von der Lichtquelle verursachten Schatten wirken. Backenzähne müssen Sie allerdings dunkler zeichnen, weil sie sich ja innerhalb der Mundhöhle, also im Schatten befinden.
Zeichnen Sie niemals Linien zwischen die einzelnen Zähne, sonst sieht das Gebiss aus wie ein Schachbrett. Zähne stellen sogar für erfahrene Zeichner eine Herausforderung dar. Seien Sie also nicht zu enttäuscht, wenn Ihr erster Versuch nicht das gewünschte Ergebnis zeigt. Übung macht auch in diesem Fall den Meister.
Körperproportionen von Erwachsenen
Von idealen Körpermaßen und-größen zu sprechen, finde ich einfach verwegen. Das hieße doch die Schönheit leugnen, die allen Körpern innewohnt, wie verschieden sie auch sein mögen. Größe und Körperform von Frauen und Männern sind bestimmt von ihren Genen und ihrer Lebensweise.
Die Schulterbreite eines Erwachsenen beträgt ungefähr das Dreifache der Kopfbreite. Eine durchschnittliche
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