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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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zugekniffenen Augen. Ich wollte sie nicht schließen, aber sie sind von selbst zugegangen. Ich konnte nichts dagegen tun. Und nun bekomme ich sie nicht mehr auf.
    Egal.
    Ich werde sie in einer Minute öffnen, wenn ich da bin. Es ist nur noch ein kleines Stück. Ich robbe weiter. Ich muss mich dazu zwingen und werde immer langsamer, aber dann bin ich plötzlich da. Ich spüre, wie mein Kopf das Dollbord streift. Das Holz scheuert an meiner Wunde.
    Ein heftiger Schmerz durchzuckt mich.
    Und ich öffne die Augen.
    Da unten ist das Wasser, so nah, dass ich es mit der Hand berühren könnte. Aber meine Hände sind ganz woanders. Mit der einen umklammere ich einen Ringbolzen, mit der anderen halte ich mich an einem pollerähnlichen Ding fest. Aber mein Kopf ragt über die Oberkante der Bordwand und ich blicke in dieses schwarze Gesicht runter.
    Â»Du lachst mich aus, du Stinker?«
    Das Wasser gurgelt gegen die Flanke des Bootes.
    Â»Du lachst über meine Angst.« Ich spucke ins Wasser runter.
    Ein Motorengeräusch lässt meinen Blick hochschnellen.
    Die Barkasse bewegt sich wieder. Verdammt, Bigeyes, was tue ich denn? Ich hätte das Ufer beobachten sollen. Und jetzt sitze ich hier draußen fest. Wenigstens habe ich mich hingelegt. Aber wenn sie hierherkommen, bin ich geliefert.
    Sie kommen nicht rüber.
    Gott sei Dank. Sie fahren den Fluss runter. Ich sehe ihnen nach, während sie davontuckern. Ja, haut ab, ihr Mistkerle. Fahrt zur Hölle. Sie erreichen die Flussbiegung und verschwinden hinter ihr. Nun sind sie weg.
    Ich blicke wieder runter aufs Wasser.
    Dieses hämische Gesicht.
    Â»Du lachst immer noch über mich.« Ich spucke wieder rein. »Aber das ist mir egal. Hier hast du was zu essen.«
    Ich ziehe die Plastikbox aus der Tasche und halte sie ins Wasser. Sie füllt sich und die Bananenschale schwimmt darin rum wie ein betrunkener Fisch. Ich lasse die Plastikbox los und das Wasser verschlingt sie.
    Â»Hast du auch Durst?«, fauche ich.
    Ich ziehe die Mineralwasserflasche raus.
    Â»Willst du was davon, Stinker?«
    Die Flasche ist fast voll. Ich habe vor dem Einschlafen nur ein paar Schlucke daraus getrunken. Ich lasse sie fallen. Es platscht leise, dann verschwindet auch sie im Wasser. Jetzt gibt es nur noch mich. Mich und das schwarze Gesicht, das mich hämisch angrinst. Als wäre es ihm scheißegal, ob ich lebe oder sterbe.
    Ich ziehe das Messer raus, lasse es aufschnappen und starre wieder aufs Wasser runter.
    Â»Ich würde dich töten, wenn ich könnte.«
    Wieder laufen kleine Wellen über die Oberfläche des Wassers und gurgeln gegen den Rumpf des Bootes. Ich lasse das Messer fallen. Es sticht in das schwarze Gesicht und geht sofort unter. Ich spüre, dass mir wieder die Tränen kommen. Ich ziehe mich vom Bootsrand zurück und stehe auf.
    Da sehe ich ein neues Boot auf dem Fluss.
    Ich ducke mich wieder und spähe raus. Es ist ein kleines Ruderboot mit einer Person drin. Ich kann sie nicht erkennen. Es ist zu dunkel. Die Ruder platschen nicht, sondern bewegen sich ruhig und gleichmäßig durchs Wasser. Wer die Person auch ist, sie weiß, wie man rudert. Ich schleiche geduckt ins Ruderhaus zurück und spähe weiter raus.
    Das Ruderboot kommt hier rüber.
    Kein Zweifel. Es macht keine Kontrollrunde um die anderen Boote, sondern steuert direkt auf mich zu. Wenigstens sitzt nur eine Person drin. Ich habe also nur einen Gegner, wenn es zum Kampf kommt. Doch jetzt kann ich erkennen, wer es ist.
    Bex.
    Ich weiß nicht, ob ich froh oder wütend bin. Ich will von diesem Kahn runter. Aber ich will diese Tussi nicht um mich haben. Nicht nach ihren Lügen über Jaz. Sie hat mich zu übel verarscht. Das verzeihe ich ihr nicht.
    Aber ein paar Minuten kann ich sie wohl ertragen, wenn sie mich an Land bringt.
    Ich befürchte allerdings, dass es mehr als nur ein paar Minuten werden, Bigeyes. Denn die Wahrheit ist, dass ich immer noch keine Kraft habe. Jedenfalls nicht genug, um zu verschwinden. Zudem ist Bex bestimmt nicht allein. Sie ruder t zwar allein her, aber die anderen warten sicher am Ufer.
    Und ich werde ihnen nicht entkommen.
    Aber die Hauptsache ist im Moment, dass ich von diesem Kahn runterkomme. Wenn ich erst an Land bin, werde ich entscheiden, was ich tue. Bex kommt näher. Sie rudert dieses Boot wie ein Profi. Das muss ich ihr lassen. Sie kann also noch was außer lügen.
    Sie ist jetzt fast da.

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