Zeig keine Angst!
es aus meinem Kopf verdrängt, weil ich befürchtet habe, dass ich es vielleicht gar nicht bis zu dem Gasthaus schaffe. Aber jetzt sind wir fast da. Und ich habe Angst, dass in letzter Minute noch was passiert.
Oder dass ich Mist baue.
Aber gleich da vorn ist die South Street.
Kurz davor biege ich ab. Wir nehmen diese trostlose kleine SeitenstraÃe. Sie ist ziemlich holprig und eng, aber wir können den Van ein Stück weiter unten parken und uns dem Gasthaus von hinten nähern. Wir bleiben weg von der South Street. Der Van mag die Schlaglöcher hier nicht, aber wir sind gleich da.
Ich fahre an den StraÃenrand, stelle den Motor ab und schaue mich genau um.
Hohe Mauern, hohe Gebäude. Alte Häuser, die lange vor dem Stadion gebaut wurden, Bigeyes. Und die Krone ist historisch. Die stammt wahrscheinlich aus einer Zeit, als Football noch gar nicht erfunden war.
Raus aus dem Van und wieder alles abchecken.
Niemand in Sicht. Gott sei Dank. Normalerweise schläft hier so ein alter Penner unter einer Decke. Aber ich sehe keine Spur von irgendwem. Okay, Bigeyes. Siehst du die Mauer links von uns? Das ist die Rückseite der Krone. Und das marode Gebäude dahinter ist das Gasthaus.
Wie gesagt, es ist sehr alt. Und das Tolle an so alten Gebäuden ist, dass man leicht in sie einbrechen kann.
Also los, wir müssen Mary finden. Wir müssen diese Sache in Ordnung bringen.
Ich klettere die Mauer hoch â das ist ganz schön anstrengend â und auf der anderen Seite wieder runter. Jetzt muss ich aufpassen. Ich war noch nie hier drinnen. Ein langer Garten mit Tischen und Stühlen. Die meisten sind abgedeckt. Ich schleiche zur Hintertür und inspiziere sie.
Ein Kinderspiel, Bigeyes. Diese Tür hat ein Schloss, das sogar du knacken könntest. Aber wenn das Regenrohr fest ist, könnten wir auch durch das Fenster im ersten Stock reinsteigen, das jemand netterweise für uns offen gelassen hat. So kämen wir vermutlich direkt zu den Gästezimmern und müssten uns nicht die Treppe raufschleichen.
Das Regenrohr hält. Wir klettern es hoch, aber vorsichtig und langsam. Ich versuche ruhig zu bleiben, aber ich kann es jetzt kaum noch erwarten, Mary zu sehen und mit ihr zu reden. Aber ich bin auch nervös, Bigeyes. Das gebe ich zu. Ich bin nervös, weil ich mich daran erinnere, was sie bei unserem letzten Gespräch zu mir gesagt hat.
Da ist das Fenster. Es ist nur einen Spalt offen, aber das ist kein Problem. Ich öffne es vorsichtig und leise und schlüpfe rein. Ein düsteres Badezimmer mit einem kalten FuÃboden. Wasser tropft in ein Waschbecken. Ich greife zum Wasserhahn rüber, drehe ihn zu und checke die Tür. Sie ist halb offen.
Ich gehe durch. Nach links und nach rechts erstreckt sich ein Flur mit einer ganzen Reihe von Türen. Nun wird es schwierig, Bigeyes. Denn ich habe keine Ahnung, in welchem Zimmer Mary ist. Ich muss aufpassen, dass ich keinen anderen Gast aufwecke. Und es könnte auch riskant sein, Mary aufzuwecken. Denn wenn ich sie erschrecke, schreit sie womöglich.
Ich muss mich entscheiden. Links oder rechts?
Links.
Wir checken zuerst die Zimmer, die direkt an der South Street liegen. Ich schleiche mit gespitzten Ohren den Flur runter. Ein Auto fährt am Gasthaus vorbei. Es hält nicht an. Das Motorengeräusch entfernt sich. Die erste Tür ist verschlossen. Ich spüre, dass ich hier nicht richtig bin. Ich kann nicht erklären, warum. Aber in diesen Zimmern ist Mary nicht. Okay? Hier ist sie nicht. Sie ist â¦
Pst! Hör mal.
Da schnarcht jemand.
Das Zimmer liegt am Ende des Flurs. Es muss auch zur StraÃe rausgehen. Wenigstens wissen wir, dass die Person da drinnen schläft. Ich schleiche auf Zehenspitzen hin, ganz langsam, und ich bekomme so ein Gefühl â¦
Ja, ich weiÃ, Bigeyes. Das könnte sonst wer sein. Vielleicht hast du recht. Aber ich muss nachschauen. Ich muss es einfach. Ich erreiche die Tür, umfasse den Griff, drücke ihn und drehe ihn rum. Das Schnarchen hört auf.
Ich warte, hole tief Luft, stoÃe die Tür auf.
Und sehe Marys Augen, die mich anstarren.
Sie liegt in einem alten Einzelbett, auf Kissen gestützt, sodass sie fast sitzt. Ihre Haare hängen offen über ein scheuÃliches Nachthemd, das an einem Ãrmel zerrissen ist. Ihre Klamotten vom Tag hat sie über einen Stuhl geworfen. Es ist ein schäbiges kleines Zimmer mit wackligen Möbeln und einem
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