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Zeig keine Angst!

Zeig keine Angst!

Titel: Zeig keine Angst! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tim Bowler
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haben. Und sie hatte immer schon ein bisschen Angst vor ihm. Das hatte den Vorteil, dass sie sich auch von mir fernhielt, solange er auf dem Bauernhof war. Aber nach Jacobs Abreise hatte ich ständig Ärger mit ihr.«
    Â»Warum?«
    Â»Weil sie unbedingt den Bauernhof haben will. Sie war immer schon scharf auf ihn, und ihr Mann auch. Sie brauchen den Hof nicht. Sie schwimmen in Geld. Sie haben bereits viel Grundbesitz in der Gegend. Aber es ist erstklassiges Land und sie wollen Kapital daraus schlagen.«
    Â»Also was ist passiert?«
    Â»Zuerst versuchten sie mich dazu zu überreden, mein Testament zu ändern, sodass nicht Jacob, sondern Luisa den Hof erben würde. Sie argumentierten, Jacob sei zu alt und zu eigenbrötlerisch. Er tauge nicht zum Geschäftsmann, während sie Erfahrung mit der Verwaltung von Grundbesitz hätten, und so weiter.«
    Â»Haben Sie sich überreden lassen?«
    Â»Natürlich nicht.«
    Â»Was ist dann passiert?«
    Â»Sie haben mich entführt.«
    Â»Im Ernst?«
    Mary nickt.
    Â»Sie gerieten in Panik, als ich plötzlich krank wurde. Ich hatte mich schon eine Weile unwohl gefühlt, aber ich hatte niemandem etwas davon gesagt. Dann bekam ich auf einmal diese furchtbaren Schmerzen. Ich ließ mich untersuchen und erfuhr, dass ich Krebs hatte und dass keine Operation mir noch helfen konnte. Völlig niedergeschmettert ging ich nach Hause. Ich wollte unbedingt mit Jacob reden. Aber ich wusste nicht, wo er war. Er war in diese Stadt hier gereist, um ein paar alte Freunde zu besuchen und vielleicht ein paar Wochen zu bleiben. Das war alles, was ich wusste.«
    Sie zögert.
    Â»Jacob ist … sein eigener Herr. Er liebt seine Freiheit und meint, jeder sei so ein Einzelgänger wie er. Es ist nicht seine Art, alle fünf Minuten anzurufen. Und er mag keine Handys, deshalb hat er keins. Er sagte, er würde sich bei mir melden, wenn er hier eine feste Adresse hätte. Und ich weiß, dass er das früher oder später auch getan hätte, aber als ich die Diagnose erhielt, hatte ich noch nichts von ihm gehört. Ich kannte die Namen seiner Freunde nicht, deshalb konnte ich ihn nicht erreichen, um ihm zu sagen, dass ich krank war. Ich wusste nur, dass er irgendwo in dieser Stadt war. Ich wollte nicht, dass Luisa erfuhr, dass ich Krebs hatte, weil ich befürchtete, dass sie mich dann massiv unter Druck setzen würde. Aber sie fand es irgendwie heraus und handelte sofort.«
    Marys Miene verfinstert sich. Sie blickt zu Boden, als wollte sie das verbergen.
    Â»Sie kamen mitten in der Nacht. Nicht Luisa oder ihr Mann. So was würden sie nie selbst machen. Es waren ein paar vermummte Männer. Aber mir war sofort klar, wer sie geschickt hatte.« Sie packt meine Hand fester. »Sie verfrachteten mich in einen Lieferwagen und fuhren mich zu einem leer stehenden Haus. Sie sperrten mich in einen fensterlosen Raum, ohne Wasser, ohne etwas zu essen, ohne Toilette. Und dort bearbeiteten sie mich.«
    Das halte ich nicht aus, Bigeyes. Ich will gar nicht mehr hören. Aber sie fährt fort.
    Â»Die Einzelheiten werde ich dir ersparen.« Sie spricht leise und mit gepresster Stimme. »Aber wie du dir denken kannst, war der Zweck dieser Übung, mich dazu zu bringen, mein Testament zu ändern.«
    Â»Und haben Sie das getan?«
    Â»Nein.« Sie blickt auf. Nun ist ihre Miene trotzig. »Ich gab nicht nach.«
    Mensch, Bigeyes, hast du das gehört? Ich habe dir doch gesagt, dass sie mutig ist. Und jetzt sage ich dir noch was. Sie ist mehr als mutig. Sie ist heldenhaft. Sie hat mehr Mumm als alle Schläger der Welt zusammen.
    Ihre Augen verengen sich.
    Â»Und dann bin ich geflohen.«
    Das ist der Hammer, Bigeyes. Ich fass es nicht. Sie hat diesen Kerlen die Stirn geboten und ist ihnen entkommen. Sie hat sich befreit. Und später hat sie dann mich gerettet. Ich sage dir, ich liebe diese alte Lady. Ich bewundere sie total. Ich habe nicht halb so viel Mumm wie sie.
    Ihre Augen glänzen jetzt wie Stahl.
    Â»Eine Bodendiele war lose«, sagt sie. »Ich schaffte es, sie mit dem Absatz meines Schuhs herauszubrechen. Dann stieß ich das Ende des Bretts gegen den Türgriff. Ich musste immer wieder draufschlagen, aber der Schließmechanismus war nicht besonders stabil. Schließlich ging er kaputt und ich kam raus.«
    Â»Und was war mit Ihren Entführern?«
    Â»Die waren nicht da. Sie waren wohl

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