Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
Vom Netzwerk:
doch das musste er dem Besserwisser ja nicht auf die Nase binden. So saß der Kommissar da und bewegte keinen Muskel. Krenz lächelte. Die Taktik ging auf – Torben sah von einem zum anderen, dann biss er sich auf die Unterlippe. »Wie … wie geht es Marius?«
    Krenz verschränkte wie in Zeitlupe die Arme, so dass man fast meinen konnte, er wolle Torben mit dem Quietschen seiner Lederjacke provozieren. Ehrlinspiel lehnte sich zurück und faltete die Hände auf dem Tisch. Nach außen gab er sich betont gelassen, doch in ihm brodelten die Gedanken an Hanna und Bentley, die Wut auf denjenigen, der die Kinder entführt, und auf den, der Marius getötet hatte und geflohen war.
    »Warum antworten Sie mir nicht?«
    »Sie haben
uns
etwas zu sagen, nicht umgekehrt.«
    Schweigen und warten. Eine effiziente Methode, Menschen zum Reden zu bringen. Sie wollten die Leere füllen, die sie nicht ertrugen.
    »Hat Marius Sie geschickt?«
    Sie sagten nichts.
    »Es war ein Spiel!« Torben öffnete die Fäuste, und dem Kriminalhauptkommissar fiel auf, dass seine Nägel abgebissen und die Nagelbetten blutig waren.
    »Wir hören.«
Spiel?
Er tauschte einen kurzen Blick mit Jo und beugte sich zu dem Jungen vor. »Ja?«
    Torben hob die Schultern.
    »Packen Sie zusammen.« Krenz stand auf. Noch immer blickte er freundlich. »Wir gehen.«
    »Gehen? Wohin? Sie haben kein Recht …«
    Krenz hob Torbens wildlederne Aktentasche auf und legte sie wortlos vor den Jungen.
    »Ich … also … wir …« Seine Stimme war ein Flüstern.
    »Ich kann Sie leider nicht verstehen.« Jo Krenz klimperte mit dem Wagenschlüssel. Dann, von einer Sekunde auf die andere, baute er sich vor dem Tisch auf, breitbeinig, und donnerte mit der Faust auf den Tisch. »Was haben Sie mit Marius gemacht?«
    »Nichts!« Torben fuhr zurück. »Wir wollten ihn nur … ärgern.«
    »Ärgern?« Ehrlinspiel hätte den Kerl am liebsten gepackt, aber mit einem Anwalt im Nacken fiel es ihm leichter, sich zu beherrschen. »Verdammt, jetzt reden Sie!«
    Wie bei einem verängstigten Tier, das in der Falle saß, wanderte Torbens Blick zwischen den Ermittlern hin und her. »Er hat Nessy angegraben. Dieser Typ hat
meine
Freundin angegraben!«
    »Und da haben Sie ihm erst in Facebook und StudiVZ gedroht, und als das nichts nützte, ihn per Handy oder mit verbaler Gewalt von Angesicht zu Angesicht einzuschüchtern versucht. Weil leider auch das erfolglos geblieben ist, haben Sie ihn vielleicht verprügelt und ihn schließlich« – er redete wie in Rage weiter, obwohl es für seinen letzten Satz keinerlei Hinweis gab – »kurzerhand aus dem Verkehr gezogen, ja?«
    »Nein!«
    »Was haben Sie mit ihm gemacht?«
    Wieder schwieg Torben.
    »Mögen Sie Günther Assmann?« Ehrlinspiel wollte den Kerl aus dem Konzept bringen.
    »Wie bitte?«
    »Mögen Sie Günther Assmann?«
    »Was soll das?«
    »Antworten Sie.«
    »Ich kenne den Mann nicht.«
    »Und Rebecca?«
    »Was soll mit der sein?«
    »Die kennen Sie doch? Haben Sie sie auch … geärgert? Vielleicht, damit Marius sich Sorgen um seine Schwester macht?«
    »Blödsinn!« Torben sprang auf, und sein Stuhl kippte mit lautem Scheppern auf den Boden. »Mir reicht’s.«
    Krenz stellte den Stuhl wieder auf und drückte Torben darauf. Ganz langsam sagte er: »
Uns
reicht es. Sie erzählen jetzt, was los war. Sonst sitzen Sie in spätestens fünfzehn Minuten in einem kleinen, gar nicht feinen Vernehmungszimmer.«
    Du Hund, Jo, dachte Ehrlinspiel. Zeugenbefragungen und Vernehmungen von Beschuldigten fanden immer in den Büros der Beamten statt. Kahle Verhörräume und Spionspiegel, durch die man nur in das Zimmer hinein-, aber nicht aus dem Zimmer herausschauen konnte, waren ein Gerücht. Und zwar ein hartnäckiges. Aber es konnte nicht schaden, Torben ein wenig polizeiliche Muskeln zu zeigen. »Und da holt Sie kein Papa der Welt raus«, ergänzte Ehrlinspiel. »Schon gar nicht, weil der Sohnemann aus Eifersucht Mist gebaut hat.«
    Torben verschränkte die Arme und schob den Unterkiefer vor. »Okay, okay. Also … Wir haben ihn einfach nicht mehr beachtet. Zuerst. Er ist ja sowieso so ein … Einzelgänger. Mit dem will niemand. Verstehen Sie?«
    »Nein.«
    »Er ist immer nur blöd dagestanden und hat vor sich hingestarrt. Bis er angefangen hat, Nessy anzuglotzen. Ständig.« Torben machte eine Pause. »Ich bin nicht blöd. Ich hab sofort kapiert, dass der was von ihr wollte. Der verklemmte Schlappschwanz.«
    »Und?«, fragte Krenz, als Torben

Weitere Kostenlose Bücher