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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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verstummte.
    Er ließ die Arme sinken und zupfte an seinem Ärmel, offenbar gewann er wieder an Sicherheit. Draußen riefen Schüler durcheinander, und gleich darauf wurde die Tür aufgerissen, es wurde laut, ein paar der Schüler kamen plaudernd herein, gingen aber wieder, als Ehrlinspiel ihnen ein Zeichen gab.
    »Er sollte sie in Ruhe lassen. Nessy ist
meine
Braut. Da haben wir halt auf Facebook und StudiVZ was geschrieben.« Er lächelte. »Man schlägt ja nicht gleich zu.«
    Schlappschwanz. Braut.
Interessant, wie der geschniegelte Bursche plötzlich redete. Und wie er immer wieder die Fäuste ballte mit seinen abgekauten Fingernägeln.
    »Und dann?«
    »Es war echt nur Spaß.«
    »
Was
war ein Spaß?« Ehrlinspiel hieb mit der flachen Hand auf den Tisch.
    Torben zeigte wie auf Knopfdruck seine schneeweißen Zähne. »Das hat Marius Ihnen doch sicher brühwarm gepetzt. Und jetzt wollen Sie mich testen.«
    »Marius ist schwer verletzt. Aber keine Sorge. Wir werden ihn fragen.«
    »Er hat gar nicht geredet?« Torbens Lächeln erstarb.
    »Was hätte er denn erzählen sollen?« Krenz zog sarkastisch einen Mundwinkel nach oben.
    Torben biss sich wieder auf die Unterlippe.
    »Na, egal. Das besprechen wir später.« Krenz packte Torben am Oberarm und zischte: »Das genügt, Herr Tretter. Ab in die Polizeidirektion.«
    Torben hob die Hände. »Okay, okay. Schon gut. Wir haben ihm erzählt, dass … dass sein Alter nicht sein Vater ist.«
    »Wie bitte?« Ehrlinspiel sprang auf. »Und wer ist ›wir‹?«
    »Konstantin und ich und … ein paar andere aus der Klasse. Wir dachten, dann ist er beschäftigt und denkt nicht mehr daran, wie er seinen Schwanz in Nessy hineinkriegt.«
    »
Sie
haben ihm gesagt, Günther Assmann sei …«
    »Na und? Ist doch nichts dabei. Er hat seinen Alten doch garantiert gefragt, ob das stimmt.« Dann grinste er. »Oder war er dazu zu feige?«
    Krenz und Ehrlinspiel wechselten einen Blick. »Haben Sie das mit dem Vater erfunden? Oder gibt es jemanden, der Ihnen das gesagt hat?«, fragte Krenz.
    »Ich bin selbst kreativ.« Torben packte in aller Ruhe die Bücher, einen Block und seine Stifte in seine Aktentasche.
    »Wem haben Sie die Lüge noch erzählt?«
    »Tut mir leid, das weiß ich nicht mehr. Ich konzentriere mich auf die wichtigen Dinge. Konstantin natürlich, vielleicht noch Heiko? Und jetzt entschuldigen Sie mich, ich muss zum Lateinunterricht.« Er nickte und ging mit kerzengeradem Gang Richtung Klassenzimmertür. Neben einem Ständer, an dem eine bunte Weltkarte hing, blieb er stehen. »Ich werde meinen Vater selbst informieren. Sie haben sicher anderes zu tun.«
    »Haben Sie Rebecca etwas davon gesagt? Haben Sie ihr diese Lüge auch erzählt?«
    Er lächelte süffisant und zog den Kragen unter dem V-Ausschnitt zurecht. »Sehe ich aus wie ein Kinderschänder?«
    »Sie sind um vierzehn Uhr in der Polizeidirektion«, sagte Krenz. »Auf die Sekunde genau! Das ist eine offizielle Vorladung. Ihr Vater kann Sie gern begleiten – sofern Sie als selbstbewusster Achtzehnjähriger einen Beschützer benötigen.«
    Torben ging wortlos hinaus, ohne die Tür hinter sich zu schließen.
    »Das glaube ich jetzt nicht.« Ehrlinspiels Wangen glühten, und seine Schläfen pulsierten. »Du knöpfst dir gleich diesen Konstantin vor. Ich fahre zu Vanessas Elternhaus. Sie ist garantiert auch eingeweiht. Hat es vielleicht herumerzählt. Irgendjemand, der diese Lüge gekannt hat, muss die Kinder gekidnappt haben.«
    Jo Krenz nickte, als Elisabeth Heinemann ins Klassenzimmer kam. »Herr Ehrlinspiel!« Sie nahm seine Hand zwischen ihre beiden knochigen Hände, und unwillkürlich entzog sich Ehrlinspiel ihrem intensiven Griff. »Der Herr Direktor sagte es mir gerade. Ich bin so froh für Marius. Wie geht es Herrn Assmann?«
    Der Hauptkommissar war irritiert. Er hatte eine Frage nach dem Befinden der Kinder erwartet. Oder beider Eltern. »Das kann ich Ihnen nicht sagen. Aber zu Rebecca gibt es leider keine Neuigkeiten«, sagte er zu der Mathematiklehrerin.
    »Sie wird sicher bald auftauchen. Also ich meine, wenn Marius …«
    »Wir hoffen es. Sagen Sie, hat Rebecca in letzter Zeit über … schwierige Begegnungen gesprochen? Hatte sie Kontakt zu Schülern aus Marius’ Klassenstufe?«
    »Sicher, sie kannte sie vom Sehen. Aber Kontakt kann man das nicht nennen. Sie hat viel von Günther Assmann gesprochen.« Sie strahlte. »Rebecca ist so stolz auf ihn. Sie hat Amelie und den anderen vom Theater erzählt und dass

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