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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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dann auf die Hand des Bullen blickte. Ganz ruhig sagte Torben: »Nehmen Sie bitte Ihre Hand weg. Sonst muss ich leider meinen Vater informieren. Er ist Rechtsanwalt.«
    Ehrlinspiel lachte auf, und seine Finger bohrten sich kurz, aber tief in Torbens Fleisch. Der stöhnte und nuschelte: »Arschloch.«
    »Bitte?« Ehrlinspiel legte eine Hand ans Ohr. »Haben Sie gerade einen Beamten beleidigt? Das wird dem ehrenwerten Herrn Vater aber gar nicht gefallen.«
    Torben schnaubte und bückte sich nach seiner Sporttasche.
    »Wenn Sie gehen möchten, gern. In der Polizeidirektion können wir uns ohnehin viel besser unterhalten.«
    Wie auf Knopfdruck zeigte Torben eine Reihe gerader Zähne und zupfte an seinem weißen Hemdkragen. »Nun, Vanessa und ich haben uns … ein wenig um Marius gekümmert.«
    »Und vor lauter Angst, dass wir oder Ihre Mitschüler davon Wind bekommen, haben Sie uns diese Tatsache bisher verheimlicht.«
    »Marius wollte das nicht. Er hat ein Problem damit, Hilfe anzunehmen. Sich anderen … anzuvertrauen.«
    Ehrlinspiel hob die Augenbrauen. »Ach so. Deswegen hat er sich in den Pausen neben Sie gestellt. Interessante Interpretation.«
    »Ich habe es doch schon erklärt, Herr Kommissar. Entschuldigung,
Haupt
kommissar.« Er lächelte. »Mit Marius kann man nicht befreundet sein. Er redet quasi nichts. Sein Verhalten ist oft irritierend. Ich habe ihn angerufen und ihm gesagt, dass wir« – er strich über Nessys Hals – »für ihn da sind. Ab und zu hat er sich ja zu mir oder der Gruppe gestellt, aber er ist immer abseits geblieben. Also habe ich ihm erklärt, dass er sich nicht scheuen muss, auf uns zuzugehen. Er hat sich das angehört und abgelehnt. Er hatte einen Scheißtag am Montag. Hat in der Schule kein Wort geredet. Ich habe mir Gedanken gemacht und es später per Telefon versucht. Aber wir können ihn ja schlecht zwingen.«
    »Genauso wenig, wie Sie ihn zwingen konnten, auf Ihre und« – er nickte zu Nessy – »Ihre Angriffe auf StudiVZ und Facebook zu reagieren.«
    Torbens Mundwinkel zuckten erneut, und Nessy hörte auf zu kauen. Ihre Finger juckten. Sie hasste dieses Gefühl.
    »Verpiss dich, armer Reicher. Schlappschwanz bleibt Schlappschwanz. Wer mit dir redet, blutet.«
    Scheiße. Sie hatten Marius’ Account geknackt!
    »Das war ein Spaß, Herr Kommissar.«
    »Man nennt das Mobbing, Herr Tretter.«
    »Quatsch.« Wieder dieses Zucken der Mundwinkel.
    »Wir wollten ihn einfach aus der Reserve locken. Wir dachten, dass er doch auf irgendwas reagieren muss«, erklärte Nessy.
    Torben nickte zustimmend.
    »Hat vielleicht noch jemand angeboten, Marius zu … helfen? Hat er irgendetwas erwähnt? Oder hat sich jemand hier auf dem Schulgelände aufgehalten, ein Fremder? Wurde Marius angesprochen? Beobachtet?«
    »Sehe ich aus wie eine Glaskugel?«
    »Wie bitte?«
    »Dann fragen Sie mich nicht nach solchen Sachen.«
    Gleich verprügelt Ehrlinspiel ihn, dachte Nessy. Doch der Bulle sagte nur: »Sie sind also sein einziger Kontaktmann. Aus purer Nächstenliebe heraus.«
    »Ganz recht. Aber ich bin nicht sein Aufseher. Und erst recht nicht sein Entführer. Unsere Familie besitzt selbst genug.«
    Nessy nickte. »Das stimmt.« Die Bullen nahmen ihnen garantiert kein Wort von der Helfergeschichte ab.
    »Dann muss ich das wohl so glauben.«
    »Sie sind ein kluger Mann, Herr Hauptkommissar Ehrlinspiel«, sagte Torben.
    » IQ über hundert!« Der Bulle tippte an seine Schläfe. »Und außerdem viel Herzensbildung. Wir sehen uns.« Die Polizisten gingen die Treppe hinauf Richtung Lehrerzimmer.

    Nessy sah Torben an. »Entführung. Glaubst du das?«
Jetzt nur nichts Falsches sagen.
    Torben hob die Schultern. »Warum nicht? Die Leute haben Kohle.«
    Wie du auch, dachte Nessy. Du mit deinem schicken Wagen, den teuren Klamotten und der Vorliebe für unbezahlbare, nuttige Lackstiefel. Kerle! Sie trug die Dinger nur, weil er ihr schon so viele Paare gekauft hatte. Genauso wie die arschkurzen Röcke und das schrille Make-up. Nach außen der tadellose Anwaltssohn, und hinter der Fassade … Doch mit der Zeit hatte sie sich daran gewöhnt. So, wie sie sich an vieles gewöhnt hatte.
    »Sag mal« – Torben kaute auf seiner Unterlippe –, »ich wusste ja gar nicht, dass du auch bei Marius angerufen hast.«
    »Ich hab’s schon den Bullen gesagt. Ich wollte ihm die Hausaufgaben geben zum Abschreiben. Er … er tut mir leid.«
    »Er tut dir leid«, flüsterte er, und eine leichte Röte kroch über seinen Hals. »Und was

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