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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Plastikdosen, ganz unten lagen zwei Salatköpfe.
    »Dann sind Sie also aus Neugier hier, nicht aus Sorge.« Es war eine Feststellung, die der Bulle ihr ins Gesicht knallte, keine Frage.
    »Herr Krenz«, sagte Frau Assmann, »das ist
mein
Haus. Und eine Freundin von Marius ist hier immer willkommen! Bitte greifen Sie sie nicht an.« Sie legte einen Arm um Nessys Schultern, als seien sie beste Freundinnen.
    Reflexartig trat Nessy beiseite, nur ein kleines Stück, um die Frau nicht zu kränken. Soviel sie wusste, waren die Eltern sonst nicht so begeistert von Besuch. Angeblich musste der Vater immer arbeiten und brauchte seine Ruhe. Doch Nessy wusste es besser.
    »Ich greife niemanden an, ich will nur Klarheit.« Krenz baute sich vor Nessy auf. Er überragte sie um einen ganzen Kopf. »Was wollen Sie wirklich hier?«
    Sie fühlte sich plötzlich dumm und hilflos. Weiterkommen würde sie hier auch nicht. Sie sollte verschwinden.
    »Ihr Kollege weiß es. Dieser Herr Ehrlinspiel. Mein Freund und ich wollten Marius helfen, schon länger. Aber er … er wollte nicht. Torben, so heißt mein Freund, hat aufgegeben. Aber mir tut Marius leid. Er ist … zu allein. Ich mache mir tatsächlich Sorgen, auch wenn Sie das nicht glauben.« Sie tastete nach dem Mofaschlüssel in ihrer Jackentasche. »Ich will echt keinen Kaffee, danke, Frau Assmann. Und grüßen Sie Ihren Mann. Ist er nicht da?«
    Sie nickte. »Ihr Freund. Sie haben einen Freund? Schade.« Dann schüttelte sie den Kopf. »Mein Mann hat Probe.«
    Nessys Magen machte einen Satz, dann stieg ihr die Galle in die Kehle. »Er ist im Theater?«
    Krenz nickte, und Lene stieß einen lauten Schluchzer aus, und als sie sich auf die Arbeitsplatte stützte, fiel eine der Tassen zu Boden und zerbrach klirrend in unzählige Scherben. Weiße Scherben auf weißem Marmor. Jetzt weinte Frau Assmann richtig, und der saure Geruch aus ihrem Mund ließ Nessy würgen. Offenbar war Nessy nicht allein mit ihrem Entsetzen. »Ich habe meine Kinder gesucht, und ich werde weitersuchen! Ich bin herumgefahren, überall, und überall haben sie mich von den Plakaten aus angelacht. Ich bin allein, ich … Günther hilft mir nicht.«
    Krenz ging zu der Frau und legte die Hände von hinten auf ihre Schultern. »Hey«, sagte er leise, doch sie fuhr fort: »Keiner hilft mir, keiner! Günther kennt Hunderte Leute, aber niemand kommt, keiner von denen ruft an!« Sie drehte sich um, und Krenz stand dicht neben ihr, eine Hand auf ihrem Rücken. »Nur Sie, Vanessa! Sie sind die Erste, die hierherkommt! Bitte, gehen Sie nicht weg!«
    Nessy schluckte. Sie schluckte alles hinunter: den sauren Geruch der Frau, die eigene Galle und die Fassungslosigkeit, ihre Beklemmung, das schlechte Gewissen und all das, was sie seit Tagen wie einen Alptraum erlebte. Dann stürzte sie hinaus, durch die schwach erleuchtete Diele, aus dem Haus, über die Straße, die im Mondlicht fast silbern schimmerte, zu ihrem Mofa. Hastig zog sie den Schlüssel heraus, steckte ihn in das Schloss und entriegelte die Lenkung, sprang auf den Sattel und trat das Pedal durch.
Spring an, los, du Scheißkarre,
doch das Mofa gab keinen Mucks von sich. Marius hatte es reparieren wollen. Doch jetzt … Sie begann zu weinen, trat wieder das Pedal durch.
Spring! An!
Und dann stand plötzlich der dicke Mann mit den Hosenträgern neben ihr. »Kann ich helfen, junge Frau?« Er hielt ein Mikrofon in der Hand. »Ich tue etwas für Sie, und Sie tun etwas für mich.«
    »Verpiss dich«, schrie sie, setzte den Helm auf, und endlich knatterte der Motor. Sie riss den Lenker herum und raste die Straße hinab, sah aus dem Augenwinkel Krenz über die Straße auf sie zueilen, nahm viel zu schnell die erste Haarnadelkurve in die Stadt hinab und konnte gerade noch einem großen schwarzen Wagen ausweichen. Assmann! Sie erkannte ihn sofort. Als ein helleres Auto folgte, hatte sie ihr Mofa bereits wieder in der Gewalt.
    Nessy drehte den Gasgriff bis zum Anschlag zu sich heran. Fuhr weiter, immer weiter, so schnell es ging, die Straßen entlang. Sie atmete tief durch, sagte leise: »Du fehlst mir, Mama«, doch ihre Worte waren nur ein Nuscheln unter dem Helm, den schon ihre Mutter getragen hatte, fast so erstickt wie deren letzte Worte, bevor sie zwischen den Schläuchen und rhythmisch pumpenden Maschinen die Augen geschlossen hatte. »Ich wünschte, du wärst bei mir«, murmelte Nessy und erinnerte sich an ihren letzten fröhlichen Sommer in dem herrlich duftenden Garten bei

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