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Zeig mir den Tod

Zeig mir den Tod

Titel: Zeig mir den Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Petra Busch
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Windschutzscheibe aufgetroffen, denn es sind keinerlei Splitterverletzungen an der Leiche zu finden. Die Scheibe wäre sonst zerborsten. Er ist auch nicht mehr im Liegen überrollt worden. Der Wagen muss gebremst haben, und wahrscheinlich ist der Junge in genau die Position befördert worden, in der wir ihn im Graben vorgefunden haben. Vom Kühler gefallen, durch den Schwung gerutscht … voilà. Es gibt noch großflächige Schürfwunden, die resultieren vom Abrutschen und Aufprall auf dem Weg. Dass sein Gesicht kaum verletzt ist, ist Zufall. Hätte auch komplett zerstört sein können. Nur die Krähen –«
    »Das stimmt mit den Schleifspuren am Fundort überein«, sagte Felber, und Ehrlinspiel war froh, dass Larsson nicht noch die schaurigen Fraß- und Hackverletzungen durch die Vögel erläutern konnte. »Das Tempo des Wagens lag laut den Berechnungen des Verkehrsunfalldienstes – Reifenspurenvermessung, Bremsweg et cetera – bei etwa sechzig Kilometern pro Stunde. Passt das, Reinhard?«
    »Exakt. Er fuhr also ziemlich schnell für diese abgelegene Gegend und den unbefestigten Weg. Aber das sind natürlich nur grobe Näherungen laut AIS -Skala.«
    » AIS ?« Ehrlinspiel rieb sich mit zwei Fingern über die Stirn.
    »Abbreviated Injury Scale.«
    »Aha.«
    Tastaturen klapperten bei den Männern an den Rechnern.
    »Der Pkw-Fahrer ist ziemlich sicher verletzt. Möglicherweise hat er einen Gurtabrieb auf der Brust.« Er sah zu Judith. »Das ist ein roter Streifen, dort, wo der Sicherheitsgurt in die Haut geschnitten und dadurch Unterblutungen verursacht hat.«
    Felber nickte. »Und am Wagen selbst dürften sich auch Spuren befinden. Textilfasern, eventuell eine Delle an der Stoßstange, ein kaputter Scheinwerfer oder Beschädigungen der Motorhaube.«
    »Der Wagen hat eine Plastikstoßstange.« Larsson schob die Blätter vor sich auf Kante. »Der Lack ist schwarz. Abriebe finden sich im Stoff der Hose und an der Jacke des Jungen. Sie sind zur genaueren Untersuchung im Labor. Außerdem haben wir Fasern gefunden, die – nach bisherigem Stand – nicht zu seiner eigenen Kleidung gehören. Außerdem einige fremde Haare.«
    »Reifenspuren gibt es dort übrigens viele«, ergänzte Felber. »Autos, Motorräder, Fahrräder … scheint trotz Pampa ein beliebter Weg zu sein.«
    Jo Krenz verschränkte die Arme und lehnte sich in seinem Freischwinger zurück. »Okay, und was sagt uns das? Wir wissen immer noch nicht, ob der Junge versehentlich oder mit Absicht überfahren wurde. Und das Schlimmste: Seine Schwester ist noch immer irgendwo da draußen. Allein. Ohne Medikamente.«
    »Noch etwas. Marius hat in den beiden letzten Stunden vor seinem Tod noch etwas gegessen. Kekse und Schokolade. Wenn das Mädchen – wovon ihr ja ausgeht – mit ihm zusammen gefangen war und dasselbe zu essen bekommt …« Larsson wiegte den Kopf. »Ein unbehandelter Diabetes mellitus plus Süßigkeiten kann ganz schnell zu ganz großen Problemen führen. Erst recht, wenn sie – was die Mutter ja sagt – erkältet ist.«
    Frank Lederle stieß hörbar die Luft aus. »Die Kleine ist genau vier Tage und Nächte verschwunden und – davon müssen wir ausgehen – ohne medizinische Versorgung. Die Suche nach ihr hat oberste Priorität. Trotzdem« – er wandte sich an einen hellhaarigen Mann an einem der Rechner – »gibst du sofort die Fahndung nach dem Wagen raus. Kunststoffstoßstange, schwarzer Lack, vermutliche Beschädigungen, Unfall mit Todesfolge, Fahrerflucht und so weiter. Wir brauchen den verdammten Fahrer. Unbedingt!«
    Der Polizist nickte.
    »Nächste Frage: Wie kam der Junge an den Unfallort? Er war, zumindest zum Zeitpunkt des Unfalles, zu Fuß. Aber woher kam er? Und warum war er schon einen Tag vor der Premiere frei und hat sich nicht gemeldet?«
    Ein Murmeln ging durch den Raum. Draußen wurde es mit jeder Minute dunkler, an den Fenstern rann der Regen herab und malte wirre Muster auf das Glas.
    »Es gibt eigentlich nur zwei Möglichkeiten.« Ehrlinspiel stützte die Ellbogen auf die Tischplatte, faltete die Hände vor dem Gesicht und musterte die Kollegen. »Erstens: Marius konnte fliehen, musste aber alles zurücklassen. Handy, Hausschlüssel und so weiter. Er wollte jemanden verständigen oder nach Hause laufen, ist aber vorher umgekommen. Zweitens: Er wurde freigelassen.«
    Jo Krenz nickte. »Mit derselben Folge: Er war tot, bevor er sich bei jemandem melden konnte.«
    »Aber warum hätte er freigelassen werden sollen? Die

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