Zeig mir, was Liebe ist
abbog, über den früher
das Vieh auf die Weiden getrieben worden war. Sie fuhr einfach nur.
Kilometer um Kilometer um Kilometer.
Es
war bereits nach Mitternacht, als sie auf die Einfahrt zur
Dusty-E-Ranch einbog. Und es war keine große Überraschung,
als sie fünf Minuten später vor dem Ranchhaus der Evans
anhielt.
Sie
mochte vielleicht nicht bewusst diesen Weg eingeschlagen haben, aber
ihr Unterbewusstsein hatte sie zu dem einzigen Ort geführt, den
sie immer als sicheren Hafen angesehen hatte. Und als ihr Heim.
Ja,
ich bin nach Hause gekommen, stellte sie fest, als sie den Motor
ausschaltete und die Scheinwerfer löschte. Dann saß sie
einfach da und ließ die Dunkelheit und das Gefühl von
Geborgenheit auf sich einwirken. Sie fühlte sich wie in einer
warmen, weichen Decke geborgen, oder so, als hätte jemand sie
mit offenen Armen empfangen. Sie war eine Waise gewesen, als Ryans
Mom sie in dem großzügig angelegten Haus mit der hübschen
Veranda und den hohen, gewölbten Fenstern willkommen geheißen
hatte. Damals war sie untröstlich gewesen. Und sie war auch
jetzt untröstlich.
Doch
dieser Ort – erfüllt von den angenehmen Erinnerungen, die
sich im Laufe der Jahre angesammelt hatten – hatte sie
angezogen, wie ein kampfesmüder Soldat von seinem Heim angezogen
wurde.
Sie
holte tief Luft, lehnte sich vor und legte die Stirn auf ihre Hände,
die noch immer das Lenkrad umklammert hielten.
Wieder
schwappte eine überwältigende Welle des Kummers über
sie hinweg.
Sie
war nach Haus gekommen, um sich die Wunden zu lecken … und
doch befand sich der Mann, der ihren Stolz heute am meisten verletzt
hatte, genau hier – in seinem Zimmer hinter dem vierten Fenster
rechts vom Eingang.
Völlig
erschöpft saß Carrie mehrere Minuten lang da, bis sie
plötzlich den Kopf hob und Richtung Haus spähte, weil das
Verandalicht angeschaltet wurde.
Die
Haustür schwang auf, und Shamu kam zögernd herausgetrottet.
Der große Feigling, dachte sie, und brachte endlich ein
halbherziges Lächeln zu Stande. Das war kein Wachhund, der da
vorsichtig schnupperte. Ganz offensichtlich hoffte er, dass sein
Herrchen sich um den Schurken kümmerte, der es gewagt hatte,
Leib und Leben zu riskieren, indem er den heiligen Boden der Evans
betrat.
Als
Ryan in diesem Augenblick nach draußen trat, verschwand Carries
Lächeln.
Er
trug kein Hemd, war barfuß und hatte gerade einmal eine
ausgeblichene Jeans übergezogen, die gefährlich tief auf
seinen Hüften hing.
Ohne
ihre Zustimmung setzte ihr Herz kurz aus, und sie musste akzeptieren,
dass es nicht nur das Haus gewesen war, das sie hierher gelockt
hatte, sondern auch sein Besitzer.
Er
ist, stellte sie niedergeschlagen fest, der bestaussehende Mann in
ganz Texas. Mit seinem zerzausten schwarzen Haar, das ihm über
die Brauen fiel, mit seinen braunen Augen, in denen sie Sorge
erkannte und die sie fragend ansahen, als er zu ihr kam.
"Bärchen,
was ist los?"
Sie
konnte einfach nicht anders. Als Ryan sich mit besorgter Miene
hinabbeugte, begann sie wieder zu weinen. Heiße, brennende
Tränen rannen ihr über die Wangen bis hinunter zum Kinn, um
dort wie ein salziger Bach den Weg entlang an ihrem Hals bis hinunter
zu ihren Brüsten zu nehmen.
Sie
weinte um all die Dinge, die sie verloren hatte, als ihre Eltern
gestorben waren. Sie weinte um all das, was sie verloren hatte, als
sie schließlich akzeptieren musste, dass Ryan sie nicht liebte.
Sie weinte wegen ihres verletzten Stolzes und wegen Nathan Beldons
Betrug.
Als
Ryan die Fahrertür öffnete und sie, ohne ein Wort zu sagen,
aus dem Wagen hob, schlang sie die Arme um seinen warmen, starken
Hals und fand Trost in seinen zärtlich gemurmelten Worten: "Pst,
ist ja gut. Weine nicht, Bärchen. Bitte weine nicht, Baby. Ich
halte dich."
Doch
sie schluchzte weiter.
Es
brachte Ryan um.
Er
konnte es nicht ertragen. Er konnte nicht mit ansehen, dass Carrie so
litt, wohl wissend, dass er höchstwahrscheinlich der Grund für
ihren Kummer war. Die Carrie, die er kannte, war stark. Das kleine
Mädchen, das damals um seine Eltern getrauert hatte, war zu
einer selbstsicheren Frau herangewachsen, der es unangenehm und
peinlich war, sich in Tränen aufzulösen. Sie würde es
als Schwäche ansehen. Anders als einige andere Frauen, die er
kannte, würde Carrie niemals zu Tränen greifen, um einen
Mann zu manipulieren oder um ihren Willen durchzusetzen. Wenn sie
weinte, dann war sie verletzt. Arg verletzt. Es erinnerte ihn an die
schreckliche
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