Zeig mir, was Liebe ist
von Mann, die Carrie
brauchte, um glücklich zu werden. Sie brauchte jemanden, der
sich häuslich niederlassen wollte. Und das war nicht sein Ding.
Er war nicht für Heim und Herd geschaffen.
Zumindest
glaubte er, dass es so war, aber er fand es schon sehr vielsagend,
dass noch keine seiner Beziehungen zu einer Frau so lange gedauert
hatte, dass er es hätte herausfinden können. Das allein war
doch schon bezeichnend. Wenn er auf eine langfristige Beziehung aus
wäre, dann sollte man doch vermuten, dass er es inzwischen
längst einmal probiert hätte. Er war sich nicht sicher, ob
er dazu überhaupt in der Lage wäre. Genauso wenig, wie er
wusste, ob es ihm wohl gefiele, jemand anderem Rede und Antwort
stehen zu müssen, statt nur sich selbst.
Er
war zufrieden mit seinem Leben als Junggeselle und hatte sich
häuslich auf der Dusty-E-Ranch eingerichtet, seit seine Eltern
in Rente gegangen und nach Palm Beach gezogen waren. Er war glücklich
damit, Rinder zu züchten, mit Shamu über die Ranch zu
reiten und sporadisch Missionen für den "Texas Cattleman's
Club" zu unternehmen. Ihm gefiel seine Einsamkeit – die
nur von einer gelegentlichen Nacht mit einer hübschen,
aufmerksamen Frau unterbrochen wurde. Obwohl, in letzter Zeit war die
einzige hübsche Frau, die ihm in den Sinn kam, die Frau, die er
gerade weinend zurückgelassen hatte.
Wahrscheinlich
würde er sie häufig zum Weinen bringen, wenn er nachgab und
mit ihr schlief. Und das war etwas, was er nicht tun wollte. Carrie
verdiente es, einen Anker zu haben, an dem sie ihre Zukunft
festmachen konnte, und er schwamm noch immer mit der Strömung.
Tatsache
war, dass sie etwas Besseres verdiente als einen zerschundenen
ehemaligen Rodeostar, der mit Travis zusammen zur Marine gehen
wollte, jedoch die ärztliche Untersuchung wegen all der
Verletzungen nicht bestanden hatte, die er sich schon während
der Highschool bei Rodeos zugezogen hatte.
Sie
brauchte einen Mann, der sich um sie kümmern würde und sie
vor den Schwierigkeiten bewahrte, in die sie bestimmt geraten würde,
wenn sie auf sich selbst gestellt war. Beldon war das beste Beispiel.
Und
dann war da noch Travis. Travis war Ryans bester Freund. Wenn er
etwas mit Carrie anfing, würde er womöglich Travis'
Freundschaft verlieren – ganz zu schweigen von der Möglichkeit,
dass der ihm den Kopf abhacken würde, und eigentlich hätte
er ihn gern dort behalten, wo er war.
Er
fuhr auf den Parkplatz des "Texas Cattleman's Clubs",
entschlossen, dass ihr erster Kuss auch ihr letzter bleiben würde.
Aber
verflixt, er hasste es, Carrie wehzutun.
Und
verflixt, er wollte die Frau noch immer.
6.
Kapitel
Carrie
starrte auf ihr vom Weinen verquollenes Gesicht im Badezimmerspiegel.
Und überlegte, ob sie sich mit Lippenstift ein großes V für "Verlierer" auf die Stirn malen sollte.
Doch
dann wurde sie wütend.
Sie
würde nicht mehr heulen. Sie würde sich von Ryan Evans
nicht mehr zu einem Häufchen Elend degradieren lassen.
Sie
hatte endgültig die letzte Träne um ihn geweint.
Und
sie würde nicht länger zulassen, dass er sich in ihr Leben
und in ihre Pläne, in welche auch immer, einmischte.
Was
machte es schon, dass sie bei seinem Kuss dahingeschmolzen war?
Und
wie sie dahingeschmolzen war …
Ihre
Knie wurden schon wieder weich, und in ihrem Magen fing es erneut an
zu kribbeln, wenn sie nur daran dachte.
Dann
gewann der Zorn wieder die Oberhand.
Einen
Moment lang – einen langen, wundervollen, heißen,
kopflosen Moment lang – hatte sie gedacht, dass Ryan sie
küsste, weil er sie begehrte. Doch sein Kuss war eine Lüge
gewesen. Er hatte ihr nur eine Lektion erteilen wollen, indem er
seine Pflicht erfüllte – seine verflixte brüderliche Pflicht – und sie vor Nathan Beldon warnte. Sie war
fuchsteufelswild, dass er es gewagt hatte, sie als leichtfertiges
Mädchen zu beschuldigen. Und sie war zutiefst verletzt, weil er
sich solch ein Bild von ihr machte.
Was
machte es schon, dass sein Kuss ihr Blut zum Kochen gebracht hatte?
Er bot ihr nichts weiter als Kummer. Nathan hingegen hatte all die
richtigen Signale ausgesandt und ihr gezeigt, dass er mehr zu bieten
hatte. Und Ryan Evans konnte ihr gestohlen bleiben, denn sie
schuldete es sich herauszufinden, wie viel mehr genau Nathan zu
bieten gewillt war.
Sie
wusch sich ihr Gesicht mit eiskaltem Wasser, erneuerte ihr Make-up
und fuhr sich dann mit der Bürste durchs Haar. Nachdem sie
hastig ihren dunkelblauen Pullover gegen eine zum
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