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Zeit deines Lebens

Titel: Zeit deines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Cecelia Ahern
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auf.
    Auf dem Eis angekommen, hielt er sich sorgfältig mit einer Hand an dem Zaun fest, der die Bahn umgab. Dann nahm er Lucy bei der Hand. Ruth stand mit Pud, der wieder bester Laune war, aufgeregt mit den Beinen strampelte und die Ärmchen schwenkte, auf der anderen Seite der Absperrung.
    »Also, Schätzchen, hör mir gut zu«, sagte Lou, während er schwankend das Eis betrat. »Es ist sehr gefährlich, du musst ganz vorsichtig sein, okay? Halt dich hier am Geländer fest, ja?«
    Brav tat Lucy, was er sagte, und nebeneinander wackelten sie los. Im Handumdrehen war sie sicherer als Lou, dessen Knöchel immer noch abwechselnd nach rechts oder nach links abknickten.
    Nach einer Weile begann Lucy, schneller zu fahren. »Süße!«, rief Lou, und seine Stimme zitterte, während er auf das kalte, harte Eis hinuntersah und sich vorstellte, wie es sich anfühlen würde, wenn er hinfiel. Er konnte sich überhaupt nicht mehr erinnern, wann ihm so etwas zum letzten Mal passiert war. Wahrscheinlich war er noch ein kleiner Junge gewesen, schließlich gehörte Hinfallen ja in die Kindheit.
    Der Abstand zwischen ihm und Lucy wurde größer.
    »Hol sie ein, Lou!«, forderte Ruth ihn von der anderen Seite der Abgrenzung auf. Sie ging neben ihm her, während er ungeschickt vorwärtsschlurfte, und Lou konnte das Lächeln in ihrer Stimme hören.
    »Ich wette, du amüsierst dich köstlich«, sagte er, konnte aber nur ganz kurz zu ihr aufblicken, so sehr musste er sich darauf konzentrieren, nicht umzufallen.
    »O ja, das tu ich.«
    Langsam schob er den linken Fuß vor, glitt aber weiter als beabsichtigt und landete fast im Spagat. Tapsig wie Bambi, das sich zum ersten Mal auf seine dünnen Beinchen stellt, wackelte und schlingerte er herum, schwenkte die Arme im Kreis wie eine im Marmeladenglas gefangene Fliege und hörte Ruth wieder lachen. Aber er machte Fortschritte. Ab und zu schaute er sich nach Lucy um, die in ihrem feuerwehrroten Mantel zum Glück gut zu sehen war und inzwischen schon den halben Weg um die Bahn herum geschafft hatte.
    Der penetrante Supervater rauschte an ihm vorüber, mit wild schwingenden Armen, als wollte er an einem Rodelrennen teilnehmen, und sein Fahrtwind hätte Lou fast aus dem Gleichgewicht gebracht. Hinter ihm kam die Kinderschar angesaust, alle Hand in Hand. Und was war das – sangen sie etwa beim Schlittschuhlaufen? Das war zu viel. Langsam ließ Lou die Abgrenzung los und versuchte, sich mit wackligen Knien aufrecht zu halten. Langsam rutschte er mit einem Fuß nach vorn, leider wieder ein wenig zu weit – sein Rücken bog sich gefährlich durch, er kippte nach hinten und drohte wie ein Käfer auf dem Rücken zu landen. Im allerletzten Moment gewann er das Gleichgewicht zurück und setzte den anderen Fuß nach.
    »Hi, Daddy«, rief Lucy im Vorübersausen. Sie hatte die erste Umrundung der Eisbahn unfallfrei hinter sich gebracht.
    Entschlossen entfernte sich Lou vom Rand der Eisbahn und den Anfängern, die sich dort zentimeterweise voranhangelten. Er würde den penetranten Supervater übertrumpfen, der da im Kreis herumfegte wie Roadrunner persönlich.
    Auf halbem Weg zwischen der Abgrenzung und dem {316 } Bahninneren war Lou jetzt ganz auf sich selbst gestellt, doch er bewegte sich schon ein wenig sicherer vorwärts und versuchte auch, zum Balancieren die Arme zu schwingen wie die anderen. Allmählich nahm er Tempo auf. In ziemlich primitiver Lauftechnik, gebückt und mit wedelnden Armen – eher ein Eishockeyspieler als ein anmutiger Eisläufer – umkreiste er das Rund und wich dabei Kindern und alten Leuten so gut es ging aus. Gelegentlich rempelte er jemanden an, und einmal hörte er ein Kind nach einem Zusammenstoß laut weinen. Ein Pärchen, das ihm Hand in Hand entgegenglitt, riss er glatt auseinander. Doch er war so darauf konzentriert, nicht umzufallen, dass er kaum Zeit fand, sich zu entschuldigen. Er überholte Lucy, ohne anhalten zu können, raste weiter und immer weiter, schneller und immer schneller, rundherum. Geräusche und Farben verschwammen, Lou kam sich vor wie auf einem Karussell. Unwillkürlich lächelte er. Abermals kam er an dem Supervater vorbei, dann zum dritten Mal an Lucy, an Ruth, hörte, wie sie seinen Namen rief, und nahm wahr, dass sie ihn fotografierte. Aber er konnte und wollte nicht anhalten. Er genoss den Wind in seinen Haaren, die vorbeiwirbelnden Lichter der Stadt, die frische kalte Luft, den sternbedeckten Himmel des früh hereinbrechenden Abends. Er fühlte

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