Zeit der Dunkelheit (Band 4)
nachgeblutet, aber ich habe sie gleich versorgt, nachdem wir sie im Nest untergebracht hatten.«
Farnwedel raschelten bei Eichhornschweif. »Hast du etwas gegessen, Häherpfote?«
»Noch nicht.« Er war am Verhungern.
»Dann tu das jetzt.« Eichhornschweif hörte sich schon ein bisschen kräftiger an.
Blattsees Schwanz peitschte am Boden. »Ich kann selbst auf meinen Schüler aufpassen.«
Häherpfote wunderte sich. Da war ein kleiner, scharfer Unterton im Miauen seiner Mentorin. Mit ihren Patienten verlor sie sonst nie die Geduld. Aber er war zu müde und zu hungrig, um in Erfahrung zu bringen, was sie bekümmerte. Seine Mutter hörte sich besser an und alles andere interessierte ihn im Moment nicht.
Er lief zum Frischbeutehaufen und schlang einen trockenen Spatzen herunter, hustend, weil ihm die Federn im Hals stecken blieben. Er schluckte und kehrte zum Bau zurück. Dort tappte er zum Nest seiner Mutter und schob seine Nase tief in ihren Pelz. »Bis später, Eichhornschweif. Ich bin hier, falls du irgendetwas brauchst.«
Sie seufzte schläfrig. »Ist gut, Häherpfote.«
Häherpfote kroch in sein Nest und schloss die Augen.
»Häherpfote!« Ein barsches Miauen weckte ihn.
Hinter verschlungenen Zweigen funkelten silberne Sterne. Die Jagdgründe des SternenClans. Er erhob sich auf die Pfoten, das weiche, mondfeuchte Gras tat seinen Ballen wohl.
»Du hast nach Antworten gesucht, nicht wahr?« Gelbzahn saß neben ihm. Ihre Augen funkelten vorwurfsvoll.
Häherpfote streckte sich und gähnte. »Ich würde mich nicht besonders gut zur Heiler-Katze eignen, wenn ich das nicht täte.«
Sie zog ihm eine Pfote übers Ohr.
»Autsch!«
»Ich bin immer noch älter als du!« Gelbzahn sah ihn wütend an. »Und außerdem versuche ich dir etwas Wichtiges mitzuteilen.«
Häherpfote rieb sich empört das Ohr. »Und was?«
»Hab Geduld!« Sie schüttelte ihren zerzausten Pelz. »Du wirst deine Antworten zur rechten Zeit bekommen.«
»Warum darf ich nicht wissen, was los ist?« Häherpfote bohrte seine Krallen ins Gras. »Es ist nicht fair, dass ich nicht einmal neugierig sein darf!«
»Du brauchst Geduld, um deine Neugier zu zügeln«, erklärte Gelbzahn eindringlich. »Dein Wissen ist verschwendet, wenn du es nicht anwenden kannst. Und Weisheit kommt erst mit der Zeit.«
Immer die gleichen Ausreden. Die Enttäuschung rumorte Häherpfote im Bauch. Du hältst dich wohl für allwissend, aber eines Tages werde ich mächtiger sein als du. Er starrte die zerzauste alte Katze wütend an, die Worte lagen ihm auf der Zunge. Sie starrte unverwandt zurück, das Kinn hoch erhoben. Häherpfote ließ nicht zu, dass sich sein Pelz sträubte. Er konnte sich nicht dazu durchringen, ihr jetzt von der Prophezeiung zu erzählen.
Gelbzahn beugte sich vor, und Häherpfote musste sich beherrschen, um vor ihrem schlechten Atem nicht zurückzuweichen. »Diene deinem Clan«, brummte sie. »Vertrau auf den SternenClan, dann wird alles rechtzeitig enthüllt werden.«
Häherpfote blickte auf. Die Lichtung war übersät mit Katzen, deren Pelze im Sternenlicht funkelten.
»Hör auf Gelbzahn«, miaute Blaustern eindringlich.
Weißpelz blickte auf ihn herab, seine Augen leuchteten verständnisvoll. »Sie sagt dir die Wahrheit.«
»Alles wird rechtzeitig ans Licht kommen.« Löwenherz peitschte mit seinem dichten Schwanz.
»Wir haben dich im Auge«, erinnerte ihn Gelbzahn.
Häherpfote schnaubte leise. Sternenhelle Pelze waren schließlich auch nur ein Trick aus Licht. Sie waren nicht mehr als ein Haufen toter Katzen. Aber er lebte. Und Löwenpfote und Distelpfote auch. Und Sol. Waren sie nicht allein deshalb schon stärker als der SternenClan?
Gelbzahn beugte sich vor, fauchte und schien zu erraten, was er dachte. »Du kannst nicht wissen, was für deinen Clan das Beste ist, Häherpfote! Vergiss das nicht!«
22. KAPITEL
Die Sonne weckte Löwenpfote. Von den Strahlen, die durch das Dach des Baus strömten, wurde ihm heiß unter seinem Pelz. Sie blendeten ihn und so rollte er sich auf die andere Seite. Seine Muskeln waren steif. Aschenpelz hatte ihn den ganzen Tag draußen bei der Jagd beschäftigt, und als er endlich vollkommen erschöpft wieder ins Lager heimkehrte, war er in sein Nest gesunken, zu müde, um irgendetwas anderes zu tun, als die Augen zu schließen.
Distelpfote schlief noch. Sie hatte sich vor Erschöpfung kaum auf den Pfoten halten können, als sie zurückgekehrt waren.
Er untersuchte seinen Pelz nach Kratzern. Außer dem
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