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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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Wolkenschweif miteinander redeten.
    »Bist du verletzt?«, fragte Blattsee.
    »Nein.« Wolkenschweif trat näher. »Ich mache mir Sorgen wegen Rußpfote.«
    Häherpfote spitzte die Ohren. Bisher wusste niemand außer ihm und Blattsee, dass Rußpfote als DonnerClan-Heilerin Rußpelz schon einmal gelebt hatte. Sie hatte eine zweite Chance bekommen, ein Leben zu führen, von dem sie immer geträumt hatte – als Kriegerin beim DonnerClan. Rußpfote selbst war sich dessen nicht bewusst. Nur manchmal blitzten alte Erinnerungen auf, die sie eigentlich nicht haben konnte, und über den alten Wald redete sie, als ob sie ihn mit eigenen Augen gesehen hätte. Ahnte Wolkenschweif inzwischen, dass seine Schülerin irgendwie ungewöhnlich war?
    »Geht es ihr nicht gut?« Blattsees Atem hatte sich beschleunigt, genau wie sein eigener.
    Häherpfote reckte den Hals Richtung Felsspalt.
    »Meinst du, dass sie ihre Abschlussprüfung jetzt schaffen könnte?«, fragte Wolkenschweif hastig. »Honigpfote und Mohnpfote sind so weit, aber ich will Rußpfote nicht in die Prüfung schicken, bevor ihr Bein wieder ganz geheilt ist.«
    Blattsee zögerte.
    Warum antwortet sie nicht? Beunruhigt schlich er sich in ihre Gedanken. Diesmal war er fest entschlossen, den Nebel zu durchdringen. Sein Atem stockte. Eine übermächtige Erinnerung blitzte in Blattsees Gedanken auf, die sie nicht vor ihm verbergen konnte.
    Felswände ragten rings um eine verschneite Senke auf. Häherpfote hatte das Lager aus dem alten Wald in Rußpfotes Traum aufgesucht und erkannte es sofort. Schnee lag auf den Bauen und Büschen, nur in der Mitte war eine Lichtung freigeräumt worden, über die eine graue Kätzin hinkte, ihr Schwanz schleifte am Boden und ihre Schnurrhaare waren weiß vom Frost. Sie war so dünn, dass ihre Rippen wie die Äste eines Baumes ohne Blätter aussahen. Ein bitterkalter Wind schickte Pulverschnee über die Lichtung. Häherpfote zitterte vor Kälte, denn Blattsees Erinnerung hielt ihn fest wie eine Distel den Fellfetzen, der an ihr hängen geblieben ist.
    Blattsee tappte auf die graue Kätzin zu, Schneeflocken tupften ihren Pelz. Sie sah jung aus, ihr Gesicht war rund wie das eines Jungen und ihr Fell aufgeplustert wegen der Kälte. »Rußpelz, lass mich für dich ein Stück Frischbeute holen«, bettelte sie. »Eine Jagdpatrouille ist gerade mit einer Amsel zurückgekommen.«
    In Rußpelz’ Augen leuchtete ein Hoffnungsschimmer auf. »Eine Amsel?«, flüsterte sie. »Beute wie diese haben wir schon eine Weile nicht mehr gesehen.«
    »Lass dir von mir etwas bringen«, flehte Blattsee noch einmal.
    Sofort veränderte sich der Ausdruck auf Rußpelz’ Gesicht. Ihr Blick war jetzt kalt wie Eis. »Verschwendet sie nicht an mich!«, fauchte sie. »Zuerst müssen die Ältesten und die Königinnen essen. Und die Krieger und Schüler. Sie brauchen ihre Kraft, wenn sie mehr Beute finden sollen.«
    »Aber du musst doch auch bei Kräften bleiben«, widersprach Blattsee. »Du kümmerst dich um die Katzen mit Weißem Husten. Und wenn Grüner Husten daraus wird? Dann brauchen sie dich mehr denn je.«
    Rußpelz neigte den Kopf, dann fuhr sie leiser fort: »Mit diesem Bein kann ich nicht weit laufen. Vor allem, wenn ich wegen der Kälte Schmerzen habe. Ich brauche nicht so viel Nahrung wie die anderen.« Traurigkeit und Sehnsucht lag in ihrer Stimme. Häherpfote hörte die Worte, obwohl Rußpelz sie nicht sagte: Wenn ich nicht verkrüppelt wäre, könnte ich mit hinaus, Nahrung für meine Clan-Gefährten suchen …
    »Sie wird es schaffen.« Blattsees fröhliches Miauen riss ihn in die Gegenwart zurück. Seine Mentorin redete eifrig auf Wolkenschweif ein. »Nichts kann sie davon abhalten, Kriegerin zu werden.«
    »Mir ist beim Kampftraining aufgefallen, dass ihr Bein bei manchen Bewegungen steif ist.« Wolkenschweif hörte sich unsicher an. »Ich fürchte, dass sie es mir nicht sagt, wenn sie Schmerzen hat.«
    »Und wenn sie gar keine hat?«, miaute Blattsee.
    »Vielleicht könntest du ihr bei der nächsten Trainingsrunde zusehen?«, schlug Wolkenschweif vor. »Nur zur Sicherheit?«
    »Nicht nötig.« Blattsee wurde schroff. »Sie wird eine großartige Kriegerin werden. Du solltest stolz auf sie sein.«
    »Das bin ich auch«, versicherte ihr Wolkenschweif. »Ich will sie aber nicht überfordern. Wenn sie noch Zeit braucht, um ganz gesund zu werden, warte ich lieber.«
    »Du überforderst sie nicht«, erklärte Blattsee.
    Häherpfote spürte, wie Wolkenschweifs

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