Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zweifel schwanden.
    »Dann bin ich froh, das von dir zu hören«, miaute der Krieger.
    »Schön, dass ich helfen konnte.«
    »Kommst du zum Essen mit nach draußen?«, fragte Wolkenschweif. »Gerade ist eine Jagdpatrouille zurückgekehrt.«
    Häherpfote wartete, bis die beiden Katzen gegangen waren, dann schlüpfte er durch die Felsspalte. Rußpelz’ Traurigkeit war für ihn immer noch spürbar wie eine Wunde in seiner Seele. Wie hatte Blattsee dieses Gefühl so schnell beiseiteschieben können? Sie musste es auch gespürt haben, denn schließlich war es ihre Erinnerung. Und doch hatte sie sich so fröhlich angehört, als sie mit Wolkenschweif sprach. Unnatürlich fröhlich, als wollte sie einen Zweifel vertuschen. Häherpfote nahm ein Bündel Huflattich und kehrte zum Lager zurück. Er konnte nur hoffen, dass sich Blattsee mit ihrer Einschätzung von Rußpfotes Verletzung nicht irrte.

5. KAPITEL
    Blattsee teilte sich gerade eine Maus mit Wolkenschweif, als Häherpfote vor den Bau trat und zum Frischbeutehaufen lief.
    Es gab reichlich Beute, um daraus zu wählen. Jagdpatrouillen hatten den Haufen bereits aufgefüllt, obwohl nicht einmal Sonnenhoch war. Während er eine Spitzmaus von unten herauszerrte – ganz frisch und sogar noch warm –, blitzte das Bild von der hungrigen Rußpelz im verschneiten Lager wieder in seinen Gedanken auf. Dachte Blattsee an ihre alte Mentorin, während sie ihre Mahlzeit zu sich nahm?
    »Häherpfote!« Graustreif kam über die Lichtung auf ihn zugesprungen. Der Krieger blieb stehen. »Iss auf! Wir gehen jagen.«
    »Mit mir?« Häherpfotes Herz schlug schneller.
    »Ampferschweif, Mausbart und ich werden jagen«, korrigierte Graustreif. Offensichtlich hatte er Häherpfotes Enttäuschung gespürt. Er strich ihm mit dem Schwanz über die Flanke. »Du hast eine wichtigere Aufgabe. Blattsee will, dass du mit uns kommst, um Kräuter zu sammeln.«
    Wie schön. Häherpfote war der Appetit vergangen. Er schob die Spitzmaus in den Haufen zurück. »Ich esse, wenn wir wiederkommen.«
    »Wir gehen zum See hinunter«, fuhr Graustreif fort.
    »Zum See?« Ein Funken Interesse glomm in Häherpfotes Bauch. Der eingekerbte Stock befand sich beim See. Er war seine Verbindung zu den altertümlichen Katzen aus den Tunneln. Vielleicht sogar zu viel größeren Geheimnissen, wenn er nur verstehen könnte, was die Markierungen zu bedeuten hatten. »Wird mir bestimmt guttun, mal aus dem Lager zu kommen und mir die Beine zu vertreten.«
    »Das hört sich schon besser an.« Graustreif machte kehrt und lief Richtung Dornentunnel. Häherpfote hörte, wie Ampferschweif und Mausbart dort unruhig auf und ab liefen. Schnell lief er hinter Graustreif her und die Patrouille machte sich gemeinsam auf den Weg in den Wald.
    Mausbart – der gerade erst zum Krieger ernannt worden war – steckte voller Energie. »Hoffentlich erwische ich was Anständiges! Ein Eichhörnchen vielleicht.«
    Graustreif schnurrte. »Eichhörnchen, seht euch vor!«
    Der Wald döste in der Hitze, die Blätter, die Häherpfote im Vorbeigehen streifte, waren schlaff und dufteten, Bienengesumm schwirrte durch die Luft. Mausbart rannte voraus, seine Pfoten trommelten über den laubbedeckten Boden. Graustreif eilte hinter ihm her.
    »Von mir aus könnte immer nur Blattgrüne sein.« Ampferschweif tappte neben Häherpfote her und streifte seinen Pelz.
    »Hm.« Er rückte von ihr weg. In diesem Teil des Waldes kannte er sich gut aus und brauchte keine Hilfe. Mit federnden Sprüngen durch das tiefe Laub setzend, rannte er über den vertrauten Pfad.
    »Warte auf mich!«, rief Ampferschweif überrascht hinter ihm her.
    Sie holten Graustreif und Mausbart oben auf der Anhöhe ein. Dort war der Wald zu Ende, ein seichter, grasbewachsener Abhang führte von hier zum See hinunter.
    Mausbart keuchte.
    »Er hätte das Eichhörnchen beinahe erwischt«, miaute Graustreif stolz, »aber dann ist es einen Baum hinaufgeklettert.
    Über ihren Köpfen raschelte es.
    »Wenn die blöde Amsel es nicht gewarnt hätte«, knurrte Mausbart.
    »Beim nächsten Mal schnappst du es«, erklärte Graustreif zuversichtlich.
    Ampferschweif knetete den Boden. »Ich kann’s kaum erwarten, mit meinen Jungen zu jagen, wenn sie erst Krieger sind.« Stolz schwang in ihrem Miauen mit. »Honigpfote, Mohnpfote und Rußpfote werden in den nächsten Tagen ihre Prüfung ablegen.«
    Häherpfote erstarrte. War Rußpfotes Bein wirklich kräftig genug?
    »Ich freue mich schon darauf, wenn sie in