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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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werden.« Ihre Stimme war schwer, eine finstere Erinnerung schien ihre Gedanken einzunehmen. »Aber du wirst es nicht von mir lernen.«
    »Und warum nicht?« Häherpfote faszinierte die Vorstellung, die Macht über Leben und Tod in den Pfoten zu halten.
    Blattsee wollte offensichtlich nichts damit zu tun haben. »Wir müssen tun, was wir können, um unseren Clan-Gefährten zu helfen, aber wann es Zeit ist zu sterben, hat der SternenClan zu entscheiden.« Sie schob Häherpfote ein Bündel Blätter zu. Huflattich, sagte ihm seine Nase. »Wirf alles weg, was modrig riecht oder bereits Aroma verliert.«
    Häherpfote machte sich daran, jedes einzelne Blatt zu wenden, sorgsam zu beschnuppern und alle beiseitezutun, die er nicht mehr frisch genug fand. Blattsee arbeitete an seiner Seite, zerriss Huflattichblätter und rollte sie bündelweise zusammen.
    »Ich bin seit deiner Rückkehr noch gar nicht dazu gekommen, dich nach der Reise zu fragen«, hob Blattsee an. »Wie war es denn?«
    »Ganz in Ordnung.« Häherpfote erinnerte sich an die entsetzliche Schlucht im steilen Bergpfad, über die er hatte springen müssen, ohne zu wissen, wo er aufkommen musste oder wie weit es unter ihm in die Tiefe ging. Er fing an zu zittern.
    »Was hältst du vom Stamm des eilenden Wassers?« Blattsee hatte die Katzen auf der Großen Reise kennengelernt.
    »Ich fand sie seltsam.« Häherpfote versuchte in Worte zu fassen, was ihn an den Stammeskatzen am meisten verwirrt hatte. »Die Berge sind rau, deshalb dachte ich, die Katzen müssten das auch sein, dabei hatten sie keine Ahnung, wie sie sich gegen die Eindringlinge zur Wehr setzen sollten.« Sie erinnern an einen Clan, der sich vor irgendwas versteckt. Häherpfote hatten die Stammeskatzen leidgetan, die in ihrer Höhle hinter dem Wasserfall kauerten und sich ständig nervös über die Schulter blickten, weil irgendwo Gefahr lauern könnte. Selbst ihre Ahnen waren ihm ängstlich vorgekommen. »Ich bin dem Stamm der ewigen Jagd begegnet«, miaute er zögernd.
    Blattsee arbeitete weiter. Aber der Geruch des Huflattichs wurde intensiver, weil ihre Pfoten nervös zu zittern schienen. »Was hältst du von ihnen?«, miaute sie.
    »Sie haben Ähnlichkeit mit dem SternenClan.« Sie hatten gewusst, dass ich kommen würde. »Aber sie haben den Stamm nicht dabei unterstützt, die Eindringlinge zu verjagen.«
    »Manchmal fehlt sogar unseren Ahnen die Macht, uns zu helfen.« Blattsee seufzte.
    »Mir kamen sie allerdings so vor, als hätten sie sich verirrt.« Häherpfote wurde den Gedanken nicht los, dass die Stammeskatzen nicht immer in den Bergen gelebt hatten, sondern ehemals weit weg von den bitterkalten Winden und den gezackten Gipfeln, unter jenen Katzen, die die Prophezeiung von der Macht der drei als Erste gekannt hatten.
    Er spürte, dass Blattsee ihre Arbeit unterbrochen hatte und ihn beobachtete. Neugier kribbelte unter ihrem Pelz.
    »Ich fand es eigenartig, dass Steinsager Anführer und gleichzeitig Heiler ist«, miaute er, bevor sie noch mehr Fragen über den Stamm der ewigen Jagd stellen konnte.
    »Für eine einzelne Katze ist das eine große Verantwortung«, stimmte Blattsee zu. Sie widmete sich ihrem Huflattich. »Ein großes Wissen kann einsam machen.«
    Häherpfotes Herz machte einen Satz. Meint sie die Prophezeiung damit? Weiß sie davon? Das kann nicht sein! Dann hätte sie etwas gesagt. Allmählich beruhigte sich sein Herz wieder, während er sich einzureden versuchte, dass Blattsee ein so großes Geheimnis nicht hätte verbergen können. Trotzdem durchforstete er ihre Gedanken nach einem Hinweis. Undurchdringlicher Nebel versperrte ihm wie gewohnt den Weg. Er entdeckte Schwermut, die sie wie eine Wolke zu umhüllen schien, aber mehr konnte er nicht erkennen. Vielleicht wusste sie tatsächlich nichts von der Prophezeiung, irgendetwas bereitete ihr aber dennoch Sorgen.
    Warum wirkte sie bloß oft so unglücklich? Er wollte sie aufheitern. »Soll ich dir ein Stück Frischbeute holen?«, fragte er.
    »Nein, danke.« Blattsee schüttelte sich kurz, vermutlich, um ihre Gedanken zu zerstreuen. »Du kannst aber schon damit anfangen, den Huflattich zurückzulegen.«
    Als sich Häherpfote mit einem Büschel Huflattich im Maul wieder in den Spalt zurückzog, ertönte eine Stimme am Eingang. »Blattsee?«
    Es war Wolkenschweif.
    »Du bist da.« Der Krieger hörte sich erleichtert an.
    Häherpfote blieb, wo er war. Er würde sich hinten in der Felsspalte beschäftigen, solange Blattsee und

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