Zeit der Dunkelheit (Band 4)
Geheimnis. Ihm schauderte, wenn er sich vorstellte, wie ihn Blattsee ausfragen und seine Clan-Gefährten den Stock begaffen und sehen würden, was er nicht sehen konnte, oder sein Eigentum gar berühren würden.
»Nun, jetzt ist er jedenfalls in Sicherheit«, miaute Feuerstern. Er beugte sich tiefer über den Stock. »Er hat ein paar ungewöhnliche Markierungen. Hast du sie dort angebracht?«
»Nein«, antwortete Häherpfote wahrheitsgemäß und sein Pelz glühte. Er ließ die Krallen spielen und hoffte inständig, dass Feuerstern nicht noch mehr Fragen stellen würde.
»Komm jetzt«, miaute Feuerstern. »Wir müssen zurück.«
Dem SternenClan sei Dank! Häherpfote rollte den Stock zum nächstgelegenen kräftigen Strauch und schob ihn ganz nah an den Stamm, um ihn dort mit einem Ende unter eine knorrige Wurzel zu stopfen. Er war sich ziemlich sicher, dass das Wasser niemals bis hierher ansteigen würde, und sogar dann sollte der Stock eigentlich nicht wieder davonschwimmen. Bis bald, flüsterte er, dann drehte er sich um und folgte seinem Anführer die Böschung hinauf zum Wald.
Als sie zwischen den Bäumen angekommen waren, bemühte sich Häherpfote, zu Feuersterns Gedanken durchzudringen. Er wollte wissen, was der Anführer des DonnerClans, der die Prophezeiung schließlich kannte, wirklich von ihm hielt. Aber genau wie bei Blattsee, die ihre Gedanken meist sorgsam hütete, stieß er auch bei Feuerstern auf eine undurchdringliche Wolkenwand.
»Wie geht es Rußpfote?«, fragte Feuerstern. Er klang besorgt. Häherpfote erinnerte sich an seine Vision: Feuerstern war es gewesen, der Rußpelz hatte sagen müssen, dass sie niemals Kriegerin werden konnte. Ein wenig tat ihm sein Anführer leid. Rußpfotes zweiter Unfall musste alte Wunden aufgerissen haben.
»Sie wird doch wieder gesund?«, drängte Feuerstern.
Häherpfote wich einer direkten Antwort aus. »Sie hat heftige Schmerzen. Wie schlimm die Verletzung wirklich ist, lässt sich da schwer sagen.« Er wollte mit seiner Antwort keiner Aussage widersprechen, die Blattsee vielleicht schon gemacht hatte.
»Dieser Name bringt anscheinend kein Glück«, sagte Feuerstern leise und eher zu sich selbst. Häherpfote hätte ihm gern gesagt, dass Rußpfote nicht nur Rußpelz’ Namen übernommen hatte, sondern auch ihren Geist.
Schweigend liefen sie weiter bis zum Felsenkessel, und als sie die Lichtung betraten, kam Blattsee atemlos angetrabt. »Ist dir etwas passiert?«, fragte sie Häherpfote.
»Es geht ihm gut«, antwortete Feuerstern für ihn. »Ich habe ihn im Wald getroffen und dann sind wir gemeinsam zurückgelaufen.«
Häherpfote war dankbar, dass Feuerstern den Stock nicht erwähnt hatte.
»Komm mit, wir müssen Mäusegalle holen«, befahl Blattsee. »Minka hat eine Zecke.«
Häherpfote lief Richtung Heilerbau und Blattsee trottete schweigend neben ihm her. War sie immer noch verärgert wegen ihres Streits? Er versuchte, ihre Gedanken zu lesen, aber seine eigenen stellten sich ihm dabei in den Weg. Vor seinem geistigen Auge sah er den Stock, wie er auf dem Wasser schwamm. Das Holz war nicht untergegangen. Feuerstern hatte behauptet, der Stock könnte gar nicht untergehen. Häherpfote hatte Wasser stets für ein tückisches Wesen gehalten, das alles, was es berührte, mit sich in die Tiefe zog. Es hatte ihn zu verschlingen versucht, als er noch ein Junges war. Aber den Stock hatte es nicht nach unten gezogen. Es hatte ihn getragen. An der Oberfläche gehalten, wo er atmen konnte.
FlussClan-Katzen konnten schwimmen. Häherpfote hatte sogar Geschichten von Feuerstern und Graustreif gehört, die durch eine Flut geschwommen waren, um Junge aus einem Nest zu retten. Und als die Tunnel überflutet worden waren, hatten sie sich ja schließlich auch an Land retten können, oder?
Er erinnerte sich an jene Nacht, in der er im Wasser gezappelt und erfolglos nach etwas gesucht hatte, an das er sich hätte klammern können. Das Wasser hatte an seinem Pelz gezerrt, bis er aufgehört hatte, sich dagegen zu wehren. Dann war er geschwommen, genau wie sein Stock. Er erinnerte sich, wie sich seine Pfoten angefühlt hatten, während er gestrampelt hatte und vom Wasser hin und her getrieben worden war wie im Wind. Er hatte sich so leicht gefühlt wie Distelwolle.
Er blieb stehen.
»Was ist los?« Blattsee hatte ebenfalls angehalten.
»Nichts«, antwortete Häherpfote. Aber in seinem Kopf nahm eine Idee Gestalt an.
Ein Schrei ließ ihn zusammenfahren. In der Nähe der
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