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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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nur gefragt, ob Rußpelz eine andere Behandlungsmethode für dein Bein vorgeschlagen hätte.«
    Lügnerin! Häherpfote wurde heiß vor Zorn. Warum war sie so sehr darauf bedacht, dieses Geheimnis zu wahren?
    Blattsee strich ihrer Patientin mit dem Schwanz über den Pelz.
    »Ich hab immer gewusst, dass du mir nicht helfen kannst.« Rußpfotes Miauen war kaum mehr als ein Hauch. »Ich werde niemals Kriegerin werden, nicht wahr?«
    »Du brauchst Ruhe«, erklärte ihr Blattsee. »Deine Ohren sind ganz heiß.« Moos raschelte, als sie Rußpfotes Nestpolster ordnete. »Häherpfote?«, rief sie über ihre Schulter. »Bring Rußpfote bitte etwas Wasser.«
    Häherpfote stapfte zur Wasserlache, nahm ein Moosbüschel von dem Haufen, der danebenlag, und tunkte ihn in die kalte Pfütze. Wenn sie sie weiter so verhätschelt, wird ihr Bein niemals besser werden. Blattsee machte aber auch alles falsch! Er ließ das nasse Moos neben Rußpfotes Nest fallen und verließ den Bau.
    Die Enttäuschung über Blattsee vermischte sich mit seiner Vision von den Monstern und der Erinnerung an den Schmerz in seinem Bein. Er blieb beim Brombeerflecken stehen und atmete tief aus und ein, um an der frischen Luft einen klaren Kopf zu bekommen.
    »Häherpfote?« Er hatte Blattsee nicht kommen hören.
    »Ich dachte, du hättest zu tun, um deine Patientin weiter zu verhätscheln«, miaute er schroff.
    »Entschuldige, dass ich so unfreundlich zu dir war«, miaute Blattsee versöhnlich. »Aber sie darf es einfach nicht erfahren.«
    »Und warum nicht?«, wollte Häherpfote wissen.
    »Weil es nicht richtig wäre.« Erschöpft setzte sich Blattsee zu ihm. »Ihr früheres Leben darf keinen Einfluss auf sie haben, verstehst du das denn nicht?«
    »Aber du lässt dich davon beeinflussen«, widersprach Häherpfote. »Behandelst du sie wirklich genauso, wie du das mit Mohnpfote oder Honigpfote tun würdest? Sobald du dich ihr näherst, musst du an Rußpelz denken.«
    Während er sprach, spürte er bereits, dass Blattsee Bilder von einem Dachs durch den Kopf schossen, der in die Kinderstube eindrang und nach Rußpelz schnappte, die sich schützend vor Ampferschweifs neugeborene Junge gestellt hatte. »Du machst es schon wieder!«, warf er ihr vor. »Du bist nicht daran schuld, dass Rußpelz umgekommen ist.«
    »Natürlich bin ich das!« Blattsees Stimme klang erstickt. »Wenn ich den Clan nicht im Stich gelassen hätte …«
    Nebel hüllte rasch ihre Gedanken ein und schloss Häherpfote aus. »Hör endlich damit auf!«, fauchte sie. »Das ist nicht fair!«
    »Ich kann es nicht verhindern«, erklärte ihr Häherpfote. »Es passiert einfach so.«
    »Bei dir passiert nichts ›einfach so‹, Häherpfote«, miaute sie.
    »Was soll denn das schon wieder heißen?« Häherpfote spürte, wie Blattsee ihren Zorn mühsam zu unterdrücken versuchte.
    »Nichts«, miaute sie dann kraftlos. »Der SternenClan hat Rußpelz ins Leben zurückgeschickt, damit sie das Leben führen kann, das sie sich immer gewünscht hat. Als Kriegerin beim DonnerClan. Ich wollte nur dafür sorgen, dass nichts dazwischenkommt.«
    »Und warum lässt du sie dann wie einen Krüppel in ihrem Nest herumliegen?«
    »Ich will ihr noch mehr Leiden ersparen.«
    »Du hast sie aufgegeben«, warf ihr Häherpfote vor. »Sie hat Angst, sich zu bewegen, und du wagst nicht, es ihr zu erlauben!«
    »Das ist nicht wahr«, fauchte Blattsee.
    »Ach, wirklich?« Häherpfote peitschte mit dem Schwanz. »Und warum gehst du dann nicht da rein und sagst ihr, dass sie sich ihr Wasser beim nächsten Mal selbst holen soll?«
    »Weil ich nicht weiß, ob ihr das hilft oder ob es ihr schadet.«
    Häherpfote traute seinen Ohren kaum. Wie konnte es sein, dass seine Mentorin ihrem eigenen Urteil plötzlich so wenig vertraute? »Du hast ihr Bein doch untersucht! Du weißt, dass sie sich nur eine Zerrung zugezogen hat!«
    »Beim letzten Mal habe ich mich auch schon geirrt«, erklärte Blattsee. »Ich habe gesagt, sie wäre bereit für ihre Prüfung, obwohl es nicht stimmte.« Ihre Stimme war ganz leise geworden. »Ich habe sie enttäuscht und den SternenClan habe ich auch enttäuscht.«
    Allmählich hatte Häherpfote genug. »Gibst du eigentlich immer so schnell auf?«, knurrte er. »Ich dachte, diese Sache wäre dir wichtig, aber so wichtig kann sie dir dann doch nicht sein!« Ohne auf eine Antwort zu warten, wandte er sich ab und tappte auf die Lichtung. Er wollte raus aus dem Felsenkessel und möglichst weit weg von Blattsee. Er

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