Zeit der Dunkelheit (Band 4)
bleibt hier!«, miaute Minka streng, ihr Pelz streifte das Fell ihrer Jungen, denen sie den Weg versperrte.
»Ich will die Jungen sehen!«, beschwerte sich Rosenjunges.
»Blutet sie?«, piepste Unkenjunges.
»Leise!«, fauchte Blattsee.
Millie keuchte wieder.
»Du machst das sehr gut«, versicherte ihr Blattsee.
»Wo ist Graustreif?«, jammerte Millie.
»Er ist gleich vor dem Eingang«, antwortete Häherpfote.
»Gut.« Millie stöhnte, als die Wehe nachließ. »Lasst ihn nicht herein, jetzt noch nicht.«
Blattsee legte ihren Schwanz um Häherpfote und zog ihn näher. »Hier«, miaute sie, nahm seine Pfote sacht ins Maul und legte sie auf Millies geschwollene Flanke. »Gleich kommt wieder eine Wehe. Sie kommen wie Wellen, die ans Ufer schwappen, eine nach der anderen, immer schneller und heftiger.« Häherpfote spürte aufgeregt, wie sich Millies Flanke unter seiner Pfote anspannte und bewegte.
»Ihre Muskeln arbeiten, um die Jungen rauszupressen«, erklärte Blattsee. »Gleich wird sie mithelfen und selbst pressen müssen.«
»Jetzt?«, fragte Millie.
»Noch nicht.« Blattsee legte ihre Pfote neben Häherpfotes, während die Wehe nachließ. Eine Ruhe wie Mondlicht ging von der Heiler-Katze aus. Häherpfote staunte. Sein Herz hämmerte so heftig, dass die anderen es ganz gewiss hören mussten.
»Jetzt!« Eine neue Wehe war da, und Häherpfote spürte, wie die Kätzin die Muskeln anspannte, bis sie zitterte, und dabei mit aller Kraft presste.
»Das erste kommt«, ermutigte Blattsee sie. »Ich kann es sehen.«
Millie presste weiter und Häherpfote entdeckte einen neuen Geruch, warm und blutig, aber zugleich frisch.
Blattsee rutschte bis zu Millies Schwanzspitze weiter. »Komm her«, flüsterte sie Häherpfote zu. Er streckte den Kopf vor und beschnupperte das feuchte Bündel, das unter seiner Nase zappelte. »Ich habe die Fruchthülle geöffnet, damit es zum ersten Mal Luft holen kann.«
Millie stöhnte.
»Das nächste kommt«, verkündete Blattsee. Minka stieß Häherpfote beiseite und zog das erste Junge aus dem Weg. Wenig später hörte Häherpfote, wie sie ihm mit der Zunge das nasse Fell leckte. »Wäschst du es?« Seine Ohren verrieten ihm, dass sie es gegen den Strich leckte.
»Ich mache das, um es zu wärmen und seine Atmung anzuregen«, erklärte ihm Minka. Häherpfote beugte sich vor und hörte, wie das winzige Junge zum ersten Mal nach Luft schnappte.
Millie stöhnte wieder auf, worauf ein weiteres feuchtes Bündel ins Moos fiel. »Hier.« Blattsee schob es Häherpfote zu. »Beiß die Fruchthülle auf und befreie es.«
Plötzlich schrecklich nervös, leckte Häherpfote an der wabbeligen Masse, die Haut fühlte sich glitschig an unter seiner Zunge. Vorsichtig, um das weiche Fleisch darunter nicht zu verletzen, biss er in die dünne Haut. Sie riss auf und das Junge purzelte heraus, piepsend und zappelnd. »Dieses hier atmet schon«, berichtete er Blattsee.
»Gut«, miaute sie. »Jetzt musst du so lecken wie Minka.«
Seine Nase fand zuerst den Kopf des Jungen, aber er machte sich daran, es vom Schwanz bis zu den Ohren zu lecken. Nass, wie es war, würde es schnell anfangen zu frieren, aber unter seiner Zunge wurde es bald warm und trocken.
Millie bewegte sich hinter ihm. Sie schob ihre Nase an ihm vorbei, um ihre Jungen zu beschnuppern. Dann sank sie wieder zurück und stöhnte.
»Da kommt wieder eins«, berichtete Blattsee.
Millie jaulte, diesmal etwas leiser, die Schmerzen schienen nachzulassen.
»Na bitte«, murmelte Blattsee, als das nächste Bündel herausplumpste. »Das war das letzte.« Millie drehte sich zu ihm um, befreite es und leckte es schnurrend.
»Eins ist männlich und die anderen beiden weiblich«, erklärte Blattsee.
Millie sank in ihr Nest zurück, immer noch schnurrend, und Blattsee nahm die beiden weiblichen Jungen und legte sie der Königin an den Bauch. »Sie brauchen Milch«, erklärte sie Häherpfote.
Häherpfote hob das Junge auf, das er geputzt hatte, und legte es zu den anderen. Sofort kuschelte es sich an den warmen Bauch seiner Mutter und suchte zappelnd nach einer Zitze. Häherpfote setzte sich und lauschte, während sie saugten. Ihr zartes Schnurren ging im lauteren ihrer Mutter unter, und als ihm der warme Milchduft in die Nase stieg, überkam ihn eine Woge der Schwermut.
»Ihr habt Glück, denn ihr seid beim DonnerClan geboren«, flüsterte er ihnen zu und dachte zum ersten Mal in dieser Nacht an die Prophezeiung.
Brombeergeraschel verriet, dass
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