Zeit der Dunkelheit (Band 4)
verschwinden?«
»Der Himmel war strahlend blau, eine Wolke wird es also nicht gewesen sein«, flüsterte Mohnfrost.
»Von Wolken wird es auch nicht so dunkel und kalt«, fügte Weißflug hinzu.
Blattsee sah sie streng an. »Ihr solltet eure Kratzer lecken und nicht wie die Finken schwatzen!« Sie schubste erst Birkenfall und dann Beerennase in Dornenkralles Richtung. »Wartet da drüben.«
Die geschwollene Pfote vorsichtig von sich streckend, humpelte Birkenfall auf drei Beinen über die Lichtung. »Ist mir völlig unverständlich, warum der SternenClan die Sonne vor uns verstecken sollte!«, miaute er ungehalten.
Beerennase hoppelte ungelenk neben ihm her, sorgsam darauf bedacht, mit einer Hinterpfote nicht den Boden zu berühren. »Der WindClan hätte den Kampf niemals anzetteln sollen. Geschieht ihnen ganz recht, wenn der SternenClan jetzt auf sie böse ist.«
Distelpfote wandte sich Löwenpfote zu. »Alles in Ordnung mit dir?«
»Bestens«, miaute er.
Hatte er denn nichts zum Verschwinden der Sonne zu sagen? »Du bist so still.«
»Hm.« Löwenpfote blickte zur Hochnase auf, wo sich Millie gerade anschickte, vorsichtig nach unten zu klettern, Wurzeljunges baumelte in ihrem Maul. Minka, die Unkenjunges trug, tappte hinter ihr her.
»Komm, wir helfen ihnen«, schlug Löwenpfote vor und rannte zur Hochnase.
Wie konnte es sein, dass er noch so viel Energie übrig hatte? Distelpfote fühlte sich vor Erschöpfung schwer wie ein Stein, und die Schrammen und Bisse, die sie überall am Körper hatte, brannten. Seufzend folgte sie ihm.
»Ich hätte auch allein hinunterklettern können!« Unkenjunges zappelte wütend mit den Pfoten.
»Halt still, sonst stürzen wir beide ab!«, knurrte Minka unter seinem Nackenfell hervor. Mit kurzen Sprüngen brachte sie das letzte Stück hinter sich und sah sich nach Millie um. »Geht es dir gut?« Millie nickte. Wurzeljunges baumelte mit weit aufgerissenen Augen unter ihrem Kinn.
Es ist nicht immer so, hätte Distelpfote dem winzigen Jungen gern gesagt, war sich allerdings nicht sicher, ob es das schon verstehen würde.
Löwenpfote streckte Millie eine Vorderpfote hin, um ihr auf die Lichtung zu helfen, hinter ihr kullerten lose Steine abwärts. »Wir holen die anderen«, versprach er.
»Danke.« Minka setzte Unkenjunges ab, das mit gesträubtem Pelz davonsprang.
»Vorsicht!« Minka schloss die Augen, weil er direkt auf Graustreif zusauste.
Der graue Krieger wich mit einem Seitenschritt aus. »Geh doch mal nachsehen, ob Millies Nest gut genug mit Moos ausgepolstert ist, mein Kleiner!«, miaute er.
»Mach ich!« Unkenjunges rannte weiter Richtung Kinderstube.
Graustreif blinzelte Minka zu. »Offensichtlich hat er sich nicht allzu sehr erschreckt.«
Minkas Augen verfinsterten sich. »Für ihn war das nur ein Abenteuer.« Sie seufzte.
»Vielleicht ist das auch besser so.« Graustreif nahm Millie Wurzeljunges ab und folgte Minka zur Kinderstube. Millie lief an ihn geschmiegt neben ihm her.
Löwenpfote kletterte bereits den Steinfall hinauf. Distelpfote tappte müde hinter ihm her und folgte ihm in Feuersterns Höhle.
Drinnen war es dunkel. Distelpfote wäre beinahe über Rosenjunges gestolpert, die im Eingang kauerte. Hinter ihr versuchte Langschweif, Hummeljunges zu trösten. Der winzige grau-schwarz getigerte Kater maunzte nach seiner Mutter.
Langschweif strich ihm besänftigend mit dem Schwanz über den Pelz. »Leise, sonst weckst du deine Schwester.«
Distelpfote konnte Blumenjunges kaum erkennen, die sich an Mausefells Bauch gekuschelt hatte und fest schlief.
»Stör sie nicht«, fauchte Mausefell leise. »Graustreif kann sie später holen.«
Langschweif stupste Distelpfote mit der Schnauze an die Schulter, seine blinden Augen waren groß und besorgt. »Hast du gesehen, wie es passiert ist?«
Er meinte die verschwindende Sonne.
»Ja.«
»Was sagt Häherpfote dazu?«, wollte Mausefell wissen, deren Augen im Dämmerlicht leuchteten.
»Er verrät uns nicht alles, was er vom SternenClan erfährt«, antwortete Löwenpfote ausweichend.
Distelpfote begegnete seinem Blick. Denkt er das Gleiche wie ich? Wenn sie wirklich mächtiger waren als der SternenClan, müsste Häherpfote eigentlich wissen, was das Verlöschen der Sonne zu bedeuten hatte. Löwenpfote wich ihrem Blick aus.
»Vielleicht teilt er heute Nacht seine Träume mit ihnen«, miaute sie hoffnungsvoll.
Mausefell legte ihren Schwanz um Blumenjunges. »Das wäre gut.«
Distelpfote packte Hummeljunges
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