Zeit der Dunkelheit (Band 4)
am Nackenfell und hob ihn in die Luft. Er piepste erschrocken auf und ruderte mit den winzigen Pfoten.
Rosenjunges wich zurück. »Ich will nicht runtergetragen werden!«
»Dich fragt aber keiner!« Löwenpfote hob sie auf und machte sich auf den Weg zum Ausgang der Höhle.
Auf müden Pfoten folgte ihm Distelpfote zur Kinderstube, wo Graustreif bereits wartete, um die Jungen nach drinnen zu befördern.
»Blumenjunges schläft«, sagte sie, nachdem sie ihm Hummeljunges übergeben hatte. Ein schmerzhafter Stich von einem Kratzer im Nacken durchzuckte sie. »Mausefell meint, du könntest sie später holen.«
Graustreif nickte und verschwand zwischen den Ranken.
Rußpfote kam angetrabt. »Den Jungen ist nichts passiert?«
»Löwenpfote!« Blattsee hatte von der Lichtung nach ihm gerufen. »Geh mit Fuchspfote in den Wald und holt mir mehr Spinnweben.« Sie deckte gerade einen Riss an Honigfarns Schulter ab.
Als Fuchspfote seinen Namen hörte, kam er sofort angelaufen. »Ich weiß, wo es ein paar riesige Spinnennetze gibt«, miaute er. »Gleich hinter dem Eingang ist ein hohler Ast. Da hängen ganz viele.«
Löwenpfote sah zu Brombeerkralle hinüber. Der zweite Anführer des DonnerClans stand unter der Hochnase, während Häherpfote eine klebrige Paste auf eine Wunde an seiner Flanke schmierte. »Ist es in Ordnung, wenn ich hinausgehe?«, rief er. »Blattsee braucht mehr Spinnweben.«
»Ja, aber seid vorsichtig«, mahnte Brombeerkralle.
Als sich Löwenpfote mit Fuchspfote auf den Weg machte, wandte sich Blattsee an Distelpfote. »Neben der Pfütze in meinem Bau liegt ein Bündel Kräuter«, miaute sie. »Bring es zu Weißflug und den anderen. Du weißt sicher noch, wie man sie zerkauen muss, und kannst sie anleiten, die Paste auf ihre Schrammen zu lecken.«
» Ich weiß auch, wie das geht!«, miaute Rußpfote plötzlich.
Distelpfote sah sie erstaunt an. »Du? Obwohl du keine Heiler-Schülerin bist?«
Blattsee unterbrach ihre Arbeit mit den Spinnweben. »Sie hat lange genug im Heilerbau gelegen, um es zu lernen.« Mit einer Schwanzgeste entließ sie Rußpfote. »Geh mit Distelpfote und hilf ihr. Aber pass auf dein Bein auf.«
»Keine Sorge.«
Unterwegs zum Heilerbau fiel Distelpfote auf, dass Rußpfote kaum noch hinkte. »Wie geht’s deinem Bein?«, fragte sie.
»Viel besser«, miaute Rußpfote. »Alle Kampftechniken würde ich wahrscheinlich noch nicht schaffen, aber lange kann es nicht mehr dauern. Ich habe genau im richtigen Moment mit dem Schwimmen angefangen«, fügte sie hinzu.
Sie kamen an Eichhornschweif vorbei. Die tiefrote Kätzin saß seltsam verrenkt am Rand der Lichtung, mit angespannten Hinterläufen, eine Pfote von sich gestreckt.
Distelpfote nickte ihr zu, aber Eichhornschweif starrte nur finster vor sich hin.
Distelpfote fühlte sich unbehaglich. »Hat Blattsee nach dir gesehen?«
»Noch nicht«, miaute Eichhornschweif knapp.
Irgendetwas stimmt hier nicht.
Distelpfote senkte den Kopf und sah, dass der Sand rund um Eichhornschweif dunkelrot verfärbt war. Blut. »Du bist verletzt!« Ihre Müdigkeit war vergessen, sie eilte an die Seite ihrer Mutter und beschnupperte ihren Pelz. Frisches Blut quoll unter ihrer Brust hervor. Eichhornschweifs Vorderläufe zitterten und sie sank zusammen, stöhnte, wenn sie sich bewegte.
Pfoten kamen hinter Distelpfote angetrappelt.
»Was ist los?« Sandsturm presste sich an ihre Seite.
»Sie blutet«, flüsterte Distelpfote, die Pfoten starr vor Schreck.
Immer noch stöhnend, rollte sich Eichhornschweif auf die Seite und entblößte ihren blutgetränkten Bauch.
Sandsturm stockte der Atem. »Warum hat sich das niemand angesehen?« Sie schnippte mit dem Schwanz nach Distelpfote. »Geh Blattsee holen!«
Distelpfote starrte entsetzt auf den Bauch ihrer Mutter. Eichhornschweif keuchte, ihre Flanken bebten unregelmäßig.
»Sofort!« Sandsturm stieß Distelpfote an.
Blattsee hockte am anderen Ende der Lichtung, wo sie Blätter zerkaute.
»Eichhornschweif ist verletzt!« Mehr brauchte Distelpfote nicht zu sagen. Blattsee war bereits auf den Pfoten und kam angerannt.
Distelpfote raste hinter ihr her, bremste, als Blattsee niederkauerte und Eichhornschweif mit einer Pfote umdrehte. Mit der anderen teilte sie vorsichtig das tiefrote Bauchfell. Eine Kralle hatte Eichhornschweifs Bauch von der Brust bis zum Ansatz ihres Hinterlaufs aufgerissen. »Sie atmet kaum noch.« Die Augen ihrer Mutter fielen ganz langsam zu. »Du musst wach bleiben!«, flehte
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