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Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Zeit der Dunkelheit (Band 4)

Titel: Zeit der Dunkelheit (Band 4) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Erin Hunter
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hinaus, was der SternenClan vorhersehen konnte.
    Ihr wurde schwindelig, ihr Herz begann zu rasen und sie schob den Gedanken beiseite. Nichts ging über den SternenClan hinaus! Nichts ging über das Gesetz der Krieger!
    Sol riss sie aus ihren Gedanken. »Die Prophezeiung bringt eine große Verantwortung mit sich, an der so junge Katzen schwer zu tragen haben.« Seine Bernsteinaugen waren groß und voller Mitgefühl.
    Häherpfote bohrte seine Krallen ins Gras. »Ich kann in die Träume anderer Katzen eindringen und ihre Gedanken lesen.«
    Aber Sol hielt den Blick unverwandt auf Löwenpfote gerichtet. »Und du? Ich sehe, dass in dir ein Feuer brennt.«
    Löwenpfotes Schwanzspitze begann zu zittern.
    Sols Stimme wurde sanft. »Ein Feuer, das dir vielleicht ein bisschen Angst macht?«
    »Ich kann kämpfen, ohne mich verletzen zu lassen«, gestand Löwenpfote und hörte sich dabei sehr jung und kleinlaut an.
    Distelpfote hielt den Blick auf ihre Pfoten gesenkt. Worin lag ihre besondere Stärke? Sie wusste, dass es sie gab. Sie konnte sie spüren. Aber sie war sich nur einer Sache absolut sicher – so sicher, dass sie sich wie ein dornenscharfer Stich in ihrer Flanke anfühlte: Sie musste das Gesetz der Krieger bewahren, weil sie felsenfest daran glaubte, dass es für die Existenz der Clans lebensnotwendig war.
    Würde Sol das verstehen? Er war ein Einzelläufer. Wie sollte er verstehen, dass es etwas von so großer Bedeutung gab, dass es vier Clans zusammenhielt? Sie sah zu ihm auf, wartete darauf, dass er seine Bernsteinaugen auf sie richtete, aber Sol hatte den Kopf wieder zur Seite gelegt und die Augen geschlossen.
    »Ihr müsst eure Stärken pflegen.« Er miaute diesen Satz so beiläufig, als ob er absolut unwichtig wäre. »Hört auf eure innere Stimme, auf euren Instinkt, mit dem andere Katzen nur Schutz und Nahrung suchen. Wer kann schon sagen, ob so ein Instinkt nicht etwas wirklich Großes hervorbringen kann?«
    Häherpfote schüttelte eine Fliege von seiner Nase. »Hatte das Verlöschen der Sonne irgendwas mit uns zu tun?«
    Distelpfote blinzelte. Sie wäre nie auf die Idee gekommen, dass zwischen der Prophezeiung und dem entsetzlichen Verschwinden der Sonne irgendein Zusammenhang bestehen könnte. Sie beugte sich vor, ihre Pfoten begannen zu kribbeln.
    »Möglich.« Sol strich mit dem Schwanz über das Gras.
    Distelpfote merkte, wie Löwenpfote neben ihr die Muskeln anspannte. »Und was?«
    »Möglich, dass ihr wie der Schatten seid, der die Sonne verdeckt hat, und eines Tages die Sterne am Himmel verdecken werdet, sodass die Katzen nur noch euch sehen werden und nicht mehr den SternenClan.«
    Distelpfote stockte der Atem. »Soll das heißen, dass wir dann tot sind?«
    Sol schüttelte den Kopf. »Natürlich nicht«, miaute er. »Ihr werdet nur mächtiger als eure Kriegerahnen sein. Das Licht wird zurückkehren, genau wie die Sonne zurückgekehrt ist, aber es wird euer Licht sein, und an euch wird es sein, es zu beherrschen.« Unser Licht?
    Hinter Häherpfote ragte sein Schwanz senkrecht in die Luft, er sah damit aus wie eine erschrockene Maus.
    »A-aber wenn wir das Licht beherrschen …« Distelpfote suchte nach Worten, um die Angst zu beschreiben, die sich in ihrem Inneren immer breiter machte. Jetzt verstand sie überhaupt nichts mehr. Alles stand auf dem Kopf. »Wenn wir das Licht beherrschen …«
    Sol wollte ihr Mut machen, weiterzusprechen, und beugte sich vor.
    »Was wird dann aus dem Gesetz der Krieger?«, miaute sie schließlich. »Wie passt das denn da rein?«
    »Ganz wie ihr wollt«, miaute Sol leichthin. »Ihr werdet die Macht haben, das Gesetz zu zerstören oder zu bewahren. Eure Entscheidung.«
    Das Gesetz der Krieger zerstören!
    Distelpfote schwirrte der Kopf. »Wir dürfen nicht mächtiger sein als das Gesetz«, flüsterte sie.
    Häherpfote trat vor. »Sol.« Er blickte zu dem Kater auf. »Du musst mit uns kommen«, miaute er eindringlich. »Wir brauchen dich, du musst unser Mentor sein.«
    »Ich?« Sol machte eine Pause, bis er seinen Schwanz wieder ordentlich um die Pfoten gelegt hatte. »Ihr braucht mich nicht. Die Prophezeiung wird sich von selbst erfüllen.« So wie er es sagte, schien er zu glauben, es wäre die einfachste Sache der Welt.
    »Aber du weißt so viel mehr als die anderen«, beharrte Häherpfote. »Du wusstest, dass die Sonne verlöschen würde. Du musst uns doch helfen können.«
    »Ich kann aber unmöglich in eurem Territorium leben«, erinnerte ihn Sol. »Feuerstern

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