Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
Vom Netzwerk:
meinen Körper durchströmte, vor ihr zu verbergen.
Plötzlich spürte ich ihre warme Hand auf meiner Schulter, erst ganz zart, dann immer energischer zupackend. Schließlich drehte sie mich zu sich herum. Ich versuchte ihrem Blick auszuweichen, doch sie nahm mein Gesicht in ihre Hände. Mir war klar, sie würde nicht locker lassen, bis sie wusste was mit mir los war.
"Das möchtest du nicht wissen", sagte ich nur und setzte mich mit leerem Blick auf die Couch vor dem Wandkamin.
"Julian, ich kenne dich und ich weiß, egal was es ist - es wird seine Gründe dafür gegeben haben." Ihre Augen strahlten eine solche Wärme aus, wie ich es nur von Tamaras Blick kannte. Es lag so viel Gutes darin.

Ich legte mein Gesicht in meine Hände und ließ sie zu, die Gedanken, bei denen mir jedes Mal ein eisiger Schauer durch die Glieder fuhr und die Übelkeit in mir aufstieg.
Seufzend hob ich den Kopf, blickte Caroline direkt ins Gesicht und ließ sie an den Bildern in meinem Kopf teilhaben.

    22. August 1721:
Damians Augen glühten vor Zorn, als er von mir erfuhr, dass Max seinen lange gehegten Plan in die Tat umsetzen wollte.

Max wollte fliehen.
Fliehen vor Damian, vor seinem fremdbestimmten Dasein und vor den Gräueltaten, die wir angerichtet hatten.
Den Gedanken an eine Flucht trug er schon lange mit sich herum. Er war nicht wie die Anderen unserer Art. Max hatte trotz seiner Verwandlung in einen Vampir, seine Menschlichkeit behalten. Er konnte fühlen, was seine Opfer fühlten. Ihren Schmerz, ihre Angst und ihre Verzweiflung. Jedes Mal wenn er getötet hatte, egal ob Mensch oder Vampir, zog er sich komplett zurück und hasste sich noch mehr für das, was aus ihm geworden war.

Geredet hatte er nur mit mir darüber. Nur ich wusste von seinem Plan und er hatte mir vertraut. Und ich hatte ihn nun verraten. Aus purem Egoismus, denn ich wollte nicht, dass Max mich verließ.
In den fünf Jahren, die ich nun als Vampir unter Damian diente, waren Max und ich so etwas wie Freunde geworden. Auch ich hasste mein neues Dasein, das Töten und den ewigen Krieg um Blut und Macht. Doch Max zeigte mir, dass wir nicht automatisch dazu verdammt waren, Angst und Schrecken zu verbreiten. Er ging immer öfter auf die Jagd nach Tieren, statt nach Menschen. Damian durfte davon allerdings nichts erfahren, für ihn waren Vampire die Tierblut tranken, erbärmliche Feiglinge. Anders als Max fehlte mir der Mut, den entscheidenden Schritt zu wagen und mich von Damian zu lösen.
Und nun stand ich vor unserem Schöpfer und fiel meinem einzigen Freund in den Rücken.

"Und du bist dir ganz sicher, dass Max vorhat uns zu verlassen?!" Damians tiefe Stimme klang wie ein Donnergrollen. Er lief vor mir auf und ab, blieb immer wieder stehen, um mich mit seinen Blicken zu durchbohren, bevor er wieder hin und her lief.
"Nun, darum werde ich mich persönlich kümmern.", ließ er schließlich verlauten und baute sich bedrohlich vor mir auf. Ich duckte mich unwillkürlich. "Für dich habe ich nämlich einen wichtigen Auftrag, mein lieber, loyaler Freund.", säuselte er mit gespielter Zuneigung.
Ich nickte und wagte es kaum, ihn anzusehen. "Was immer du wünscht, Damian." Meine Stimme war kaum mehr als ein Flüstern.
"Begib dich in das Städtchen namens Rheinberg und bring mir die Tochter des Stadtoberhaupts. Ihr Name ist Margaretha. Ihr Vater hat trotz meiner Geduld, seine Schulden bei mir bis heute nicht beglichen. Er hält mich wohl für dumm und glaubt, man könnte mich hinhalten. Es ist also an der Zeit, ihn dafür zu bestrafen." Damian rollte theatralisch die Augen und zeigte mir mit einer Geste seiner Hand, ich sollte mich gleich auf den Weg machen.
"Ja Damian, ich werde Margaretha für dich finden und sie zu dir bringen." erwiderte ich tonlos.
"Gut, gut. Ach und Julian...", rief er mir nach, "...bring sie mir bitte lebend."
Ich nickte kurz und rannte die Steintreppe nach unten. Meine schnellen Schritte hallten im gesamten Treppenhaus. Ich dachte an Max und meinen Verrat. Hoffentlich würde Damian Gnade walten lassen. Immerhin war Max ja noch nicht geflohen. Und sicher würde er nicht einen seiner besten Schöpfungen töten. Das konnte ich mir einfach nicht vorstellen.

Ich nickte den beiden Wachen am Fuße der Treppe zu und machte mich auf den Weg nach Rheinberg. Es war nicht allzu weit dorthin, für Menschen wahrscheinlich ein Drei-Tages-Marsch.

Ich rannte mit irrer Geschwindigkeit durch Wälder, sprang über Flüsse und Bäche und durchschwamm einen

Weitere Kostenlose Bücher