Zeit der Finsternis
seinen Blick auf mich. Er sah mich so hasserfüllt an, dass ich wusste, er würde mir gleich an den Hals springen.
Da verstand ich langsam, Margaretha - natürlich, Max musste sie gekannt haben. Und es schien, als würde sie ihm sehr viel bedeuten!
Es bedurfte zwei von Damians Leibwächtern um Max, der völlig ausrastete, davon abzuhalten, mich in Stücke zu reißen.
Als mir bewusst wurde, was ich getan hatte, wollte ich auch nur noch eines - sterben! Noch nie hatte ich mich so verabscheut, wie in dieser Nacht!
Doch Damian ließ Max nicht gewähren. Er schickte ihn fort, nachdem er zu ihm gesagt hatte: "Jetzt hast du alles verloren, du bist frei und kannst gehen."
Dann wandte er sich zu mir um, legte seinen Kopf schief und sah mir einen Moment in die Augen. "Und deine Strafe ist, dass du damit leben musst, die große Liebe deines besten Freundes getötet zu haben - denn auch du bist ein Verräter!" Seine Stimme klang wie das Zischen einer Schlange und ich erschauderte bis ins Mark.
In dieser Nacht floh ich. Ich hatte nichts bei mir, außer den Sachen, die ich trug. Ich lief so schnell ich konnte, ohne konkretes Ziel und nur mit dem Wunsch Max und Damian nie wieder zu begegnen.
Als die Gedanken meiner brutalen Vergangenheit langsam verblassten, sah ich Carolines Gesicht. Ihre Miene wirkte angespannt und aufgewühlt. Für einen so jungen Vampir wie sie, war es wohl kaum vorstellbar, zu was unsere Art im Stande war. Ich konnte sehen, wie sehr sie sich bemühte, sich nichts von ihrem Entsetzen anmerken zu lassen.
Gerade als ich das unbehagliche Schweigen zwischen Caroline und mir brechen wollte, flog die Tür auf und Max rauschte ins Zimmer.
Seine Augen sprachen schon Bände, bevor ich seine Stimme vernahm: "Wir haben Tamara gefunden!"
Kapitel 4: Tamara - Vampirblut
"Ich sage doch, es geht nicht! So funktioniert das einfach nicht!" Wütend knurrte ich Randall an, der sich drohend vor mir aufgebaut hatte.
"Du versuchst mich doch für dumm zu verkaufen - du kleine Schlampe!", brüllte er, stürzte einen Schritt auf mich zu und donnerte mit der Faust auf den massiven Buchenholztisch, der direkt neben mir stand.
Der Tisch gab ein lautes Knacken von sich und im nächsten Moment klaffte ein riesiger Riss in der Tischplatte. Ich zuckte zusammen, doch ich ließ mich von seinen Drohgebärden nicht einschüchtern. Schließlich konnte er mir nichts tun, Damian würde ihm wahrscheinlich den Kopf abreißen, wenn Randall mir ein Haar krümmte.
Gestärkt durch diese Tatsache, reckte ich mein Kinn hoch und sah ihn mit zusammengekniffenen Augen an. "Ich kann eure Feinde nur aufspüren, wenn ich ihren Geruch kenne! Anders klappt das nicht!", zischte ich.
Ich konnte zusehen, wie Randall mit sich rang. Er ballte die Fäuste und sein Kiefer bebte. Doch schließlich wandte er sich wortlos um, riss die Türe auf und verließ den Raum. Die schwere Stahltür wurde von außen verschlossen und ich war allein.
Matt sank ich auf den Fußboden und lehnte den Kopf gegen die kühle Wand. Zwar hatte ich vor Randall gerade die Furchtlose gespielt, doch in meinem Inneren tobte langsam die Verzweiflung.
Damian hatte mich in einen fensterlosen Raum bringen lassen, den man nur durch eine dicke Stahltür (die einzige Tür, die Vampire aufhalten konnte) betreten und verlassen konnte. Davon versprach er sich, dass ich mich voll und ganz auf Visionen von seinen Feinden konzentrieren würde. Doch ich hatte Randall die Wahrheit gesagt, wenn ich den Geruch des jeweiligen Vampirs nicht kannte, konnte ich ihn auch nicht sehen.
Ich musste an Julian denken. Er fehlte mir so sehr. Seit ich wusste, dass er sich in New York befand, war ich wirklich besorgt. Das hatte ich durch Visionen von ihm und Max herausgefunden. Nur war mir nicht klar, warum er dorthin gereist war. Das verwirrte und beunruhigte mich noch mehr. Wahrscheinlich hatte er sich auf die Suche nach mir gemacht und das Risiko in Kauf genommen, von Andrew oder Benjamin getötet zu werden. Die Sehnsucht und Sorge nach ihm, hielt mein Herz in eiskalter Umklammerung.
Ich legte mein Gesicht in die Hände und konzentrierte mich auf Julian, seinen Geruch und...
Gerade als ein Bild von seinem Gesicht vor mir auftauchte, flog quietschend und krachend die Tür auf und Damian schritt eilig ins Zimmer, gefolgt von Randall.
Das wars!
, dachte ich. Jetzt hatte Damian bemerkt, dass ich ihm nichts nützte. Wahrscheinlich würde er mich jetzt auf der Stelle töten. Weil ich schon zuviel wusste, konnte er mich nicht
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