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Zeit der Finsternis

Zeit der Finsternis

Titel: Zeit der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tanja Rauch
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erzählte der Fremde schmunzelnd und deutete auf den Tisch, der vor ihm stand. Darauf stand ein Töpfchen mit schwarzer Farbe und etwas, dass aussah wie ein kleiner Stab mit zwei - nein, drei kleinen Nadeln an seiner Spitze.

Langsam kroch die Furcht in mir hoch. Ich blickte den Fremden fragend an. "Was ist mit mir geschehen?" Meine Stimme war nur ein angstvolles Flüstern. Und trotzdem hatte sie einen eigenartigen, völlig veränderten Klang. Das war alles mehr als nur Merkwürdig. War ich vielleicht doch gestorben und in einer Art Unterwelt? Gab es vielleicht gar keinen Himmel? Keinen Gott?
"Du bist nicht tot", erwiderte er ruhig. "Zumindest nicht in der Form, wie du es vermutest. Ich habe dich gefunden gestern Abend, die haben dich halb tot geprügelt. Ich brachte dich hierher und habe dich verwandelt - in einen Vampir. Es war die einzige Chance für dich, zu überleben."
"In...was?!" Das ergab alles keinen Sinn für mich. Mein Kopf fühlte sich an, als würde er jeden Moment explodieren. Jedes noch so kleine Geräusch hämmerte unerträglich laut in meinen Ohren. "Ich weiß nicht, was du mit mir gemacht hast - aber ich werde jetzt gehen!" Ich gab mir Mühe, meine Stimme bestimmt klingen zu lassen.
"Ich glaube das ist keine...", setzte der Unbekannte an, doch er kam nicht dazu, seinen Satz zu beenden denn sofort war ich auf den Beinen, sprang zur Tür und lief hinaus. Es war helllichter Tag und obwohl die Sonne sich hinter dicken grauen Wolken versteckt hatte, brannten meine Augen, so sehr wurde ich geblendet. Fast blind taumelte ich durch die Stadtmitte, in der ein reges Treiben herrschte. Alles war viel zu laut und viel zu grell für meine Sinne und ich hatte lauter unbekannte Düfte in der Nase. Es war Markttag und so strömten unendlich viele Gerüche über die Straßen. Mir wurde übel.

Ich rempelte mehrere Passanten an, die sich nach mir umdrehten und mich beschimpften. Als ich am Stand des Metzgers vorbeistolperte, hielt ich einen Moment inne. Ein köstlicher Geruch kroch mir in die Nase und mir fiel auf, wie hungrig ich war. Ich warf einen kurzen Blick zur Seite und sah die Eimer mit Blut und Schlachtabfällen neben dem Stand. Zwei messerscharfe Zähne traten aus meinen Kiefer hervor und ich erschrak fast zu Tode. Panisch presste ich beide Hände vor den Mund und flüchtete in irrem Tempo. Hinaus aus der Stadt, weg von den vielen Menschen und dem Lärm und stoppte erst, als ich auf einem Hügel stand, der sich ungefähr zwei Kilometer vor den Stadtmauern befand. Ich musste gerannt sein wie der Teufel. Wie war ich so schnell hierher gekommen?
Verzweifelt ließ ich mich in den Schnee sinken und begrub das Gesicht in meinen Händen. Hatte der Fremde recht gehabt? War ich kein Mensch mehr? Ich konnte das alles gar nicht glauben - ich wollte es nicht glauben!

Als ich eine warme Hand auf meiner Schulter spürte, fuhr ich herum. Der Mann, der behauptete, mich in einen Vampir verwandelt zu haben, stand hinter mir und lächelte vorsichtig. "Es ist wahr, du musst mir glauben. Lass mich dir helfen, damit zurecht zu kommen."
"Aber...wenn das wirklich stimmt, was wird dann jetzt aus mir? Aus meinen Eltern und" ich schluckte, "aus Margaretha?"
Meine Gedanken überschlugen sich und mein Verstand arbeitete so schnell, dass ich mir meine Frage bereits selbst beantworten konnte. Ich würde diese Stadt verlassen müssen und meine geliebte Margaretha nie wieder sehen! Mein Herz krampfte sich schmerzhaft zusammen.
Der Fremde reichte mir seine Hand. "Ich bin übrigens Damian", stellte er sich vor und deutete eine Verbeugung an. Ich ergriff seine Hand.
"Max, ich heiße Max", stammelte ich wie hypnotisiert und blickte in seine Augen. Erst jetzt fiel mir auf, dass sie die Farbe von Smaragden hatten.
"Es wird sich alles für mich ändern, oder?", fragte ich Damian vorsichtig.
Er nickte. "Allerdings. Aber das hat auch seine guten Seiten, glaub mir. Wenn ich dir alles beigebracht habe, wirst du dein neues Dasein nicht mehr missen wollen. Du bist jetzt unsterblich und auch dein Verstand und deine Fähigkeiten sind denen der Menschen weit überlegen."

Wir standen auf der Anhöhe und sahen der Sonne zu, die langsam unterging. "Komm", sagte Damian und machte eine einladende Handbewegung. "Ich zeige dir erst mal, wie wir uns ernähren."
Er lief in Richtung der Stadt zurück und ich folgte ihm.

Danksagung

    Für meinen Papa, der hoffentlich von oben zusieht und sich mit mir freut!
Danke an meinen Mann, für seine bedingungslose Liebe

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