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Zeit der Gespenster

Zeit der Gespenster

Titel: Zeit der Gespenster Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jodi Picoult
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Schreibtischsessel eingeschlafen und erst gegen 9 Uhr aufgewacht sei. Er habe sofort nach seiner Frau sehen wollen, ihr Schlafzimmer aber leer vorgefunden, mit eingeschlagener Fensterscheibe. Professor Pike gab an, dass er im ganzen Haus nach ihr gesucht habe, ehe er sie aufgehängt am Vordach des Eishauses fand. Er habe sie dann mit einem Messer vom Stützbalken geschnitten.

    Die sichergestellte Pfeife und der Lederbeutel wurden Professor Pike gezeigt. Er identifizierte sie als Eigentum eines männlichen Abenaki namens Gray Wolf. Er sagte aus, dass er Gray Wolf am Mittag des 18. September unter Anwendung körperlicher Gewalt von seinem Grund und Boden verwiesen habe. Professor Pike gab an, dass er Zeuge gewesen sei, wie Gray Wolf seine Frau belästigt habe. Nach Aussage von Professor Pike handelt es sich um einen kürzlich entlassenen Häftling, der wegen eines Tötungsdeliktes im Gefängnis von Burlington einsaß und derzeit ohne festen Wohnsitz ist. Professor Pike gab an, dass er Gray Wolf zur Rede gestellt und ihn aufgefordert habe, das Grundstück augenblicklich zu verlassen. Angeblich musste Gray Wolf mit Gewalt gezwungen werden, der Aufforderung nachzukommen.

    Professor Pike konnte keine Angaben zum Verbleib des Hausmädchens machen, das nicht da war, als er um 9 Uhr erwachte. Ihre persönliche Habe befand sich jedoch noch im Haus. Ihr Zimmer zeigte keine Spuren eines Kampfes. Professor Pike gab an, dass das vierzehnjährige Hausmädchen körperlich nicht in der Lage gewesen wäre, seiner Frau etwas anzutun. Er vermutete, dass das Hausmädchen aufgrund seiner schwachen Konstitution möglicherweise davongelaufen sei, nachdem es den Leichnam seiner Frau entdeckt hatte.

    Der Coroner, Dr. J. E. DuBois, traf um 10 Uhr ein und untersuchte die Leiche des Opfers. Seine vorläufigen Erkenntnisse deuten auf Tod durch Ersticken hin.

    Eli blätterte weiter. Beschreibungen des Hauses, der Gegenstände in Cissy Pikes Schlafzimmer. Anzeichen für einen Einbruch und Kampfspuren. Der Bericht des Coroners. Ein Satz Fingerabdrücke, die dem Opfer abgenommen worden waren. Eine Vernehmung von Pike, eine weitere von Gray Wolf, der freiwillig aufs Revier gekommen war. Aussagen der Männer, die Gray Wolf für die Nacht ein Alibi lieferten. Ein Haftbefehl gegen Gray Wolf, einen Tag später ausgestellt, der nie ausgeführt werden konnte, weil Gray Wolf wie vom Erdboden verschluckt war.
    Eli betrachtete das Seil, das Nachthemd, die Pfeife. Zumindest konnte er diese Gegenstände zur DNA-Analyse ins Labor schicken, um feststellen zu lassen, ob Gray Wolf irgendwelche Spuren hinterlassen hatte.
    Geistesabwesend streichelte Eli Watsons Kopf. Es war möglich, dass Gray Wolf aus der Stadt geflohen war, weil er wusste, dass er erneut verurteilt werden würde. Aber es war ebenso gut möglich, dass Gray Wolf nie gefunden wurde, weil er die ganze Zeit auf dem Grundstück am Otter Creek Pass war, zwei Meter unter der Erde – dank Spencer Pike.
    Was bedeuten würde, dass das Land tatsächlich ein Indianerfriedhof war.

    Ross sah, wie der Blitz zwischen den Sternen hindurchzuckte. Dann riss der Himmel erneut auf, Donner grollte. Der erste Tropfen fiel auf Ross’ Stirn.
    Bei paranormalen Ermittlungen gab es gewisse Grundregeln im Hinblick auf Temperatur und Wetterbedingungen. Man wollte schließlich keine Geisterfotos aufnehmen, bei denen sich später herausstellte, dass sie nur den Frosthauch des eigenen Atems zeigten. Aus demselben Grund waren Regen und Schneefall tunlichst zu meiden. Ross hatte diese Regeln schon einmal sträflich missachtet, weil Gewitter so viel Energie lieferten, dass Geister sich leichter materialisieren konnten als sonst. Die Warburtons waren einmal nach einem Gewitter vom Staat Connecticut um Hilfe gebeten worden, weil ein Verwaltungsbeamter mit dem Dienstwagen eine Frau angefahren hatte, die über den Highway gelaufen war. Obwohl sechs Zeugen den Unfall gesehen hatten und der Kotflügel des Wagens stark zerbeult war, fehlte von der Frau jede Spur. Curtis hatte die Theorie aufgestellt, dass die gewaltige Energie in der Luft diesen Geist ungewöhnlich verfestigte Substanz hatte annehmen lassen.
    Ross hatte seine Ausrüstung am Abend auf der Lichtung aufgebaut, doch der Regen machte ihm einen Strich durch die Rechnung. Er zog hastig seine Jacke aus und wickelte sie als Schutz um die Videokamera. Nachdem er alles eingepackt hatte, warf er sich die Tasche über die Schulter, steckte die Taschenlampe ein und stapfte

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