Zeit der Heimkehr
Kumpel, aber ich warne dich: Wenn du versuchst, mich reinzulegen, dann bin ich schneller weg als 'n Einsiedler beim Dirnenkongreß.«
»Keine Tricks, Mudge! Das verspreche ich. Wir beide werden eine angenehme Seereise unternehmen, bei welcher wir ein kleines Geschäft mit einem Handwerksmeister machen. Danach kommen wir nach Hause. Das ist alles. Ich bin noch nie so weit im Süden gewesen. War auch noch nie so lange auf dem Meer. Es sollte also einen gewissen Bildungswert haben.«
»Ja, das macht mir ja gerade auch Sorgen. Jede Reise, bei der ich dich begleitet 'ab, 'atte mir viel zu viel verdammten Bildungswert.« Er entdeckte eine übriggebliebene Scheibe von Taleas köstlichem Tuklabrot, schoß auf den Tisch zu und riß sie vom Teller. Er machte keine Anstalten, sie mit seinem Reisegefährten zu teilen.
IV
Nachdem ihre Rucksäcke bis zum Besten mit den köstlich leckeren Produkten aus Taleas Küche gefüllt waren, machten der tatendurstige Bannsänger und sein zögerlicher Gefährte halt, um Clodsahamp noch einmal ihre Aufwartung zu machen, bevor sie sich gen Süden bewegten. Sie fanden den Hexer vor, wie er Sorbl wegen eines nicht näher definierten Vergehens zusammenstauchte, von dem der Eulerich lauthals behauptete, es sei eher eingebildet als wirklich. Nachdem er seine weitschweifigen Ermahnungen beendet hatte, widmete sich der Hexer dem bevorstehenden Aufbruch seines Freundes.
»Obwohl sie es nicht braucht, werde ich auf Talea aufpassen, solange du weg bist, Jon-Tom. Allerdings bemitleide ich jetzt schon jeden, der ihr während deiner Abwesenheit Ärger machen sollte.«
»Ich auch. Talea kann schon auf sich selber aufpassen, aber Ihre Fürsorglichkeit weiß ich zu schätzen. Wie geht es Ihnen eigentlich? Alles in Ordnung?«
»Tatsächlich fühle ich mich so gut wie schon lange nicht mehr, mein Junge.« Er warf einen Blick über den Rand des Panzers zurück. »Alles wäre noch viel besser, wenn ich meinem nichtsnutzigen Famulus etwas mehr Vernunft einbleuen könnte. Nur die Zeit wird zeigen, ob aus Sorbl noch einmal etwas mehr wird als ein Alkoholschwamm. Ich habe gerade erst einen ausgedehnten Versicherungszauber für die Stadt Folklare beendet und muß vielleicht persönlich dorthin, um die Installation zu überprüfen.« Er senkte den Kopf und spähte über seine Brillengläser zu dem gelangweilten Mudge hinüber, der ungeduldig gegen den Baum lehnte.
»Deine Ausbildung macht offensichtlich auch Fortschritte, denn es muß wohl einer gehörigen Portion Magie bedurft haben, um den da dazu zu bringen, dich zu begleiten.«
»Das ist nicht meine, sondern Taleas Magie gewesen.« Clodsahamp nickte wissend. »Ich habe schon immer gewußt, daß diese junge Frau verborgene Talente hat, völlig abgesehen von ihren sichtbaren.«
»Nur schade, daß ich nie Gelegen'eit 'atte, sie mal richtig auszuloten«, bemerkte Mudge. Der Otter hatte eine ausgezeichnetes Gehör.
»Hör auf, Mudge! Wir sind jetzt verheiratet.« Doch diese Warnung ließ das Grinsen des Otters nur noch breiter werden. Jon-Tom gab es auf und blickte wieder zu seinem Mentor hinab.
»Ich habe zwar das hier«, und er gestikulierte mit seinem Rammholzstab -, »aber ohne die Duar fühle ich mich richtig nackt.«
»Versuche, nicht dem nachzuhängen, was du nicht hast, mein Junge. Bald wird Couvier Coulb sie wieder ganz machen. Vielleicht kannst du ihn dazu überreden, dir einen neuen Satz interdimensionaler Saiten anzufertigen. Sie sind zwar aus Metall, dennoch werden jene, die du gerettet hast, nicht ewig halten. Und übrigens: Wenn du Yarrowl erreicht und die Fahrt nach Chejiji gebucht hast, empfehle ich dir, mal in einem bestimmten Laden im Einkaufsviertel vorbeizuschauen. Er ist nur unter dem Namen seines Besitzers bekannt, und der lautet Izfan ab-Akmajiandor, er wird vor Ort aber Dizzy Izzy genannt. Er ist ein ziemlicher Exzentriker, eine Art Lokallegende, und handelt viel mit kostbaren und einmaligen Artikeln. Vor allen Dingen mit Uhren, Spielzeug - und Musikinstrumenten.«
Jon-Tom spürte, wie die Aufregung sich seiner bemächtigte.
»Sie glauben, daß er vielleicht...?«
»Nein, niemand außer Coulb kann deine Duar reparieren. Aber man weiß ja nicht, was Dizzy Izzy unter der Ladentheke so alles verbirgt. Es heißt, daß er mit Geräten handelt, die ebenso exzentrisch sind wie er selbst. Vielleicht findest du irgend etwas in seinem Lager, das dir gefällt.«
»Eine andere Duar beispielsweise?«
»Das wäre zuviel gehofft, doch wer will
Weitere Kostenlose Bücher