Zeit der Heimkehr
kommen.«
Sasheem befingerte sein Messer. »An der Westküste des Glittergeistmeers sind Eunuchen sehr gefragt.«
»'ätte mich ganz zweifellos doch für den Kochtopf entscheiden sollen«, maunzte Mudge kläglich.
Im Gänsemarsch führte man sie aus dem Dorf, zwischen Reihen fauchender, gestikulierender Jäger hindurch. Dann wandten sich die Piraten nach Westen statt nach Norden.
»Wollen in Richtung See. Müssen irgendwo ein Schiff vor Anker liegen haben, darauf könnt ihr wetten.« Vorsicht witterte die Luft. »Hab euch doch gesagt, daß Piraten sich ans Meer halten. Dürfte von hier aus ein ziemlich langer Marsch sein, schätze ich. Wird gleich Nacht.« Er warf Jon-Tom einen bedeutungsschwangeren Blick zu.
Es war eindeutig, was er meinte. Trotz Kamaulks Warnung mußten sie versuchen, den Piraten zu entfliehen, bevor diese sie wieder auf ein Schiff brachten. Waren sie erst einmal in ihrem Gewahrsam auf dem Meer, würde Sasheem sämtliche Argumente vorbringen und darauf bestehen, daß es gefährlich sei, sie am Leben zu lassen. Wahrscheinlich würde er Kamaulk mit einer übertriebenen Liste von Jon-Toms Fähigkeiten bearbeiten, wie er denn überhaupt alles in seiner Möglichkeit Stehende tun würde, um den neuen Kapitän davon zu überzeugen, daß es sicherer sei, den Menschen und seine Gefährten zu töten als zu versuchen, ein paar Goldstücke aus ihnen herauszuschlagen. Natürlich mit Ausnahme von Weegee.
Sie machten auch nach Einbruch der Dunkelheit nicht halt, bis ein zerzauster dunkler Kojote im Dunkeln über eine Wurzel stolperte und sich fluchend wieder erhob. »Wir müssen hier Rast einlegen, Käpt'n.« Er trug eine lange Pike und war in kräftiges Rot und Grün gekleidet. »Die Jungs mögen die Vorstellung nicht, im Dunkeln den Strand zu suchen.« Zustimmendes Murmeln bei den anderen Mannschaftsmitgliedern.
»Ja, Käpt'n, wir sind ziemlich fertig.«
»Es war ein langer Tag und ein noch längerer Marsch. Ich bin dafür, hier das Lager aufzuschlagen.«
Sasheem funkelte sie böse an. »Unfug!« Mit dem Daumen zeigte er gen Himmel. »Der Mond gibt uns jede Menge Licht.«
»Es ist besser, heute nacht zu ruhen, dann kommen wir am Morgen auch schneller voran«, wandte der Kojote stur ein.
»Man weiß schließlich nie, auf was oder wen man nachts in einem fremden Wald trifft, vor allem hier in diesem unbekannten Land.«
Der Leopard ließ ein lautes Schnauben fahren. »Hast du etwa Angst vor diesen Einfaltspinseln, bei denen wir gerade waren?« Der Kojote spukte aus. »Erster Maat, ich fürchte mich vor nichts Natürlichem. Wir sind einfach nur ausgelaugt, so ist das.
Ich will bestimmt ebensogern zurück auf ein seetüchtiges Schiff wie alle anderen, aber selbst ein Fanatiker braucht seinen Schlaf. Und jetzt, da wir haben, was wir wollten, sehe ich auch keinen Grund zur Eile. Die Gefangenen können sowieso nicht abhauen.«
Kamaulk legte seinem Stellvertreter einen beruhigenden Flügel auf den Arm. »Ich bin selbst müde. Die letzten Tage waren ziemlich anstrengend. Das hier ist eine gute Stelle zum Lagern, trocken und kühl. Selbst wenn wir den Strand noch erreichen, müssen wir dennoch die Nacht auf dem Sand verbringen, bevor wir zurücksegeln können. Die Strömungen an diesen Küstenstrichen sind heimtückisch, und ich habe keine Lust, es bei Nacht mit den Brechern zu versuchen. Soll die Mannschaft schlafen.«
Ein gewitzter Kapitän, dachte Jon-Tom, und daher sehr viel gefährlicher als der aufbrausende arrogante Corroboc. Er weiß seinen Leuten zuzuhören und sie gegeneinander auszuspielen.
Sasheem teilte Wachen ein, die auf die Gefangenen aufzupassen hatten, wie auch solche, die ihr vorübergehendes Lager beschützen sollten für den Fall, daß die Jäger zurück kommen sollten, um ihren früheren Besitz wieder an sich zu reißen. Der dicke narbenübersäte Biber, der als Wache eingeteilt war, blickte finster auf Jon-Tom herab, wütend, weil man ihn ausgewählt hatte, während seine Kumpanen schlafen durften.
Jon-Tom und Mudge legten die Köpfe zusammen und flüsterten miteinander; doch schließlich war es Weegee, die ihren nächsten Schritt bestimmte. Sie setzte sich gerade auf und spuckte beide an. Verblüfft fuhren Mensch und Otter auseinander.
»Ich habe die Schnauze voll von euch beiden!«
»Liebchen, was redest du da? Wir 'aben unseren 'als riskiert, um dich von diesen Bastarden zu befreien. Nur weil nich alles so gelaufen is, wie wir es geplant 'aben...«
»Geplant? Für die Katz!
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