Zeit der Hingabe
belassen.
Aber eine Frau, die unerfahren darin war, was zwischen Mann und Frau geschehen konnte, versprach ein wundervolles Erlebnis.
„Es gibt viele Möglichkeiten, es dir zu beweisen, liebe Miranda.“
Sie sah ihn zweifelnd an, doch dann legte sie sich in die Kissen zurück. Mit ihren langen brünetten Zöpfen sah sie kindlich jung aus. „Wenn du es sagst. Bist du sicher, dass ich deine Meinung nicht ändern kann?“
„Absolut sicher.“ Und er schob sich auf dem Bett zu ihr hoch wie das lauernde Raubtier, mit dem sie ihn gleichgesetzt hatte.
Sie könnte ihm einen Krug über den Schädel schlagen, hätte einer in Reichweite gestanden. Sie könnte behaupten, sie müsse sich erleichtern, aber er würde vermutlich darauf bestehen, sie zu begleiten. Sie hatte es mit Argumenten, Ausflüchten und Schmeicheleien versucht, aber nichts hatte gefruchtet.
Sie hatte sich tatsächlich erhofft, diesem Grauen zu entrinnen, den Paarungsakt nicht erneut ertragen zu müssen, eine Hoffnung, die von Anfang an aussichtslos war. Und in Wahrheit war es keine schreckliche Katastrophe. Sie hatte weder ihre Jungfräulichkeit noch ihren Ruf zu verlieren. Was immer er mit ihr vorhatte, in ihrem Leben würde sich dadurch nicht viel verändern.
Das Schlimmste, was passieren konnte, war ihre verräterische Reaktion auf seine Berührungen, seine Küsse, vorausgesetzt, er würde sie bei dem ekelhaften Akt küssen. Christopher hatte es nicht getan, denn er hatte nicht viel vom Küssen gehalten.
Miranda indes hatte mittlerweile Geschmack am Küssen gefunden. Zumindest küsste sie Lucien gern, auch wenn er eine gefährliche Giftnatter war. Ihr Körper reagierte mit sinnlichen Wonnen auf die Berührung seiner Hände, seiner Lippen. Das könnte das Eindringen, den Schmerz und die Demütigung beim Paarungsakt umso schlimmer machen, was diesem Mann natürlich völlig gleichgültig wäre. Er wollte nur seine Rache auskosten.
Miranda lag reglos und beobachtete ihn unsicher.
„Würde es dich stören, die Kerzen zu löschen?“, fragte sie höflich. „Ich fühle mich im Dunkeln wohler.“
„Interessant. Dann kannst du dir vorstellen, ich sei ein anderer.“ Er beugte sich über sie, und sie kam sich klein und hilflos vor; ein Gefühl, das ihr keineswegs behagte. „Sag mir, Teuerste, gibt es einen Mann, der dich in den letzten Jahren interessiert hätte? Einen gut aussehenden jungen Mann, den du dir als Ehemann gewünscht hättest, bevor du gesellschaftlich in Ungnade gefallen bist?“
Wie würde er reagieren, wenn er die Wahrheit wüsste? „Nur dich, Liebster“, antwortete sie kokett. Er sollte annehmen, dass sie ihn verhöhnte. Vielleicht könnte sie ihn sogar davon überzeugen, dass ihre Hilflosigkeit zu ihrem Spiel gehörte.
In Wahrheit aber war er der einzige Mann, an den sie schwärmerische Träume verschwendet hatte, bevor er die Maske abgelegt und sein wahres Gesicht gezeigt hatte.
Er hatte schön geschwungene Lippen. Eine Narbe reichte bis zum Mundwinkel. Unwillkürlich hob sie die Hand und berührte den Wulst zart mit den Fingerkuppen.
„Was ist dir zugestoßen?“, fragte sie leise.
Seine hellen Augen glitzerten kalt. „Willst du mich damit abschrecken, meine Süße? Ich fürchte, ich bin aus härterem Holz geschnitzt. Eine Frau mit einer Peitsche hat mir das angetan.“
Sie strich mit den Fingerkuppen über die Furchen an seiner Schläfe und Stirn, sanft und beruhigend, als wolle sie die Narben wegwischen. „Aber warum? Wie konnte eine Frau dich so schrecklich verletzen?“
Er verzog die Mundwinkel zu einem zynischen Lächeln. „Wünschst du dir das nicht auch?“
Sie nahm sein Gesicht in beide Hände, ihre Daumen strichen zart über seine Lippen. „Nein.“ Sie konnte nicht lügen. „Manchmal möchte ich dich töten. Aber ich will dir nicht wehtun.“
„Weißt du, wie absurd das klingt?“ Seine tiefe Stimme war hypnotisch, sein Mund dem ihren sehr nah.
„Ja“, flüsterte sie, zog sein Gesicht zu sich herab und küsste ihn.
Sie spürte, wie er sich anspannte und fürchtete, etwas falsch gemacht zu haben, wollte sich von ihm lösen, aber da zog er sie an sich und erwiderte den Kuss tief und leidenschaftlich, bis sie zu zittern begann. Auf diese Weise würde ein Mann sie küssen, der etwas für sie empfand, der sie liebte. Und sie konnte immerhin vorgeben, daran zu glauben.
Er legte sie sanft in die Kissen zurück, ohne seine Lippen von ihren zu lösen. Sie schloss die Augen, genoss den süßen Geschmack
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