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Zeit der Hingabe

Zeit der Hingabe

Titel: Zeit der Hingabe Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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heiteren Plauderton. „Ich bin nur durchschnittlich. Manche halten mich sogar für plump, aber das finde ich ziemlich rüde.“
    „Ich würde nie rüde zu dir sein“, murmelte er und beobachtete sie, da sie keine Anstalten machte, ihr Nachthemd auszuziehen. „Erzähl mir mehr.“
    Als er sich ans Fußende des Bettes setzte, zog sie erschrocken die Füße beiseite. Und dann lachte sie wieder. „Ich bin weder dick noch dünn. Ich bin alltäglich. Meine Brüste sind zu klein, meine Hüften zu breit. Ich habe gesunde Zähne und eine gute Haut. Mein braunes Haar ist zwar langweilig, dafür aber kräftig und ungewöhnlich lang.“
    „Ich habe dich noch nicht mit offenem Haar gesehen. Löst du deine Zöpfe und zeigst es mir?“
    Sie drohte ihm spielerisch mit dem Zeigefinger. Offenbar hatte sie keine Ahnung, dass sie einen aussichtslosen Kampf focht. „Offenes Haar würde sich unentwegt verwirren, und ich müsste mich stundenlang damit abmühen, es auszubürsten. Es ist auch nicht schön, lediglich lang und braun.“
    „Lang genug, um dich zu bedecken wie die legendäre Lady Godiva, als sie nackt durch die Stadt geritten ist?“
    „Keine Ahnung. Der Gedanke, nackt auf einem Pferd zu reiten, würde mich nicht reizen.“
    „Zu schade. Mir gefällt die Vorstellung.“
    Ihre Lider flatterten, dann schenkte sie ihm wieder ihr sonniges Lächeln. „Ehrlich gestanden, begreife ich nicht, warum du dich mit mir abgibst, Mylord. Ich weiß nämlich, dass die schönsten Frauen Englands deine Mätressen waren.“
    „Und hast du dich gefragt, wieso?“
    Sie furchte ihre glatte Stirn. „Wieso?“, wiederholte sie verwirrt. Und dann kam ihr eine Idee. „Ach ja, ich nehme an, du schläfst mit Frauen im Dunkeln“, sagte sie naiv. „Christopher St. John machte es auch im Dunkeln.“
    Lucien musste lachen. „Nein, meine zukünftige Gemahlin, ich mache es nicht im Dunkeln. Ich will sehen, woran ich mich ergötze. Und wenn Frauen sich an meinem Aussehen stören, sorge ich dafür, dass sie es bald vergessen.“
    „Siehst du, das ist der Beweis!“, erklärte sie triumphierend. „Ich hatte den Eindruck, du glaubst mir nicht, als ich sagte, ich sehe deine Narben nicht. Aber du stolzierst herum wie Lord Byron mit schwermütig umwölkter Stirn, weltfremd und verschlossen, dadurch wirkst du interessant und romantisch. Kein Wunder, dass Frauen dir zu Füßen liegen wie … nun ja, wie Frauen eben Männern zu Füßen liegen. Und Byron hat einen Klumpfuß.“
    Er starrte sie entgeistert an. „Ich und romantisch?“, wiederholte er angewidert. „Schwermütig und weltfremd? Wie dieser eitle Pfau Byron? Meine liebe Miranda, deine spitze Zunge gleicht einer Peitsche mit Widerhaken.“ Er benutzte diesen Vergleich absichtlich, als befühle er mit der Zunge ständig einen schmerzenden Zahn, um zu prüfen, ob er noch wehtat.
    Er tat noch weh.
    Diesmal war ihr Lächeln echt in der Genugtuung, es geschafft zu haben, seine Eitelkeit zu verletzen. „Nun ja, wenn du nicht wirken willst wie ein geheimnisvoller Held, solltest du dir Bauch und Doppelkinn zulegen, ständig über Geld reden und laut rülpsen. Auch deine Kleidung ist zu dramatisch. Lebhafte Farben statt dieses Trauerschwarz, in dem du dich so wohlzufühlen scheinst. Helle Töne, etwa Blau oder Grün, würden dich gut kleiden. Du solltest dir auch das Haar schneiden lassen, es ist zu lang für die heutige Mode. Eine Cäsarenfrisur wäre angebracht.“
    „Mein Haar verdeckt meine Narben.“
    „Aber wir sind uns doch darin einig, dass deine Narben gar nicht auffallen, wenn man dich näher kennt. Du bezirzt Menschen wie eine große, haarige schwarze Spinne. Selbst wenn man sich noch so sehr dagegen wehrt, ist man dir hilflos ausgeliefert.“
    „Irgendwie kann ich mir nicht vorstellen, wie eine Spinne ihre Beute bezirzt“, stellte er belustigt fest. „Und bisher ist mir nicht aufgefallen, dass du hilflos bist. Den obersten Knopf, wenn ich bitten darf.“
    „Darfst du nicht. Es ist kalt, wir sind noch nicht verheiratet und …“
    „Den obersten Knopf, oder ich mache es selbst.“
    Sie tastete nach dem ersten der vielen winzigen Perlmuttknöpfe an ihrem Nachthemd. Er würde ihre langsame Entschleierung genießen. Aber wenn sie sich noch länger zierte, würde er ihr das Nachthemd aufreißen und die Knöpfe würden im ganzen Zimmer herumfliegen.
    Der erste Knopf war offen, und er sah die zarte Mulde an ihrem Halsansatz. Ein erotischer Anblick, dachte er bei sich.
    „Ist es nicht

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