Zeit der Hingabe
klarer denken. Er löste seine Krawatte und ließ das lange Seidentuch mit einem lasziven Lächeln bedächtig durch die Finger gleiten.
„Diese Variante wollen wir uns für später aufheben, nicht wahr?“, murmelte er, drapierte das Tuch sorgsam um den Bettpfosten und lehnte sich mit seinem Raubtierlächeln zurück. Im schwachen Kerzenschein waren die Narben in seinem Gesicht nicht mehr zu sehen, was sie irgendwie bedauerte. Die Narben gehörten zu ihm, waren ihr vertraut, und sie sehnte sich danach, sie zu berühren.
„Du hast wunderschöne Brüste, und ich würde gerne die ganze Nacht daran saugen, fürchte aber, mein Verlangen ist zu mächtig. Erstaunlich, wie wenig Selbstbeherrschung ich bei dir habe. Vielleicht ist Vergeltung ein besonders wirksames Aphrodisiakum.“
Mirandas Augen weiteten sich. Sie hatte völlig vergessen, dass es sich nur um einen Racheakt handelte, um nichts anderes.
Und das Abscheuliche an diesem Gedanken war, dass sie sich nicht mehr daran störte. Seine Hand auf ihrem Bauch glitt tiefer, seine gespreizten Finger gruben sich in die Löckchen ihrer Scham, und sie versuchte schamhaft, die Oberschenkel zusammenzupressen.
„Stell dich nicht an, Miranda. Hast du vergessen?“, fragte er weich. „Spreiz deine Beine für mich, oder ich zwinge dich dazu.“
Endlich fand sie ihre Stimme wieder. „Du hast versprochen, mich nicht zu zwingen.“
„Ich habe gelogen. Ich bin an einem Punkt angelangt, an dem ich alles tue, um dich zu nehmen.“
„Auch mit Gewalt?“
Er blieb ungerührt. „Teuerste, ich habe dich soeben zum Höhepunkt gebracht, nur weil ich deine Brüste liebkost habe. Ich brauche keine Gewalt.“ Seine Finger glitten tiefer, berührten ihre intimste Stelle. Und wieder durchzuckte sie ein greller Blitz. „Habe ich recht, mein Schatz?“
Statt einer Antwort öffnete sie die Schenkel und schloss die Augen, um sein triumphierendes Lächeln nicht sehen zu müssen.
18. Kapitel
L ucien wusste genau, was er mit Miranda tun sollte, die aufreizend mit gespreizten Beinen vor ihm lag, willig … nein … fiebernd vor Verlangen, nachdem er sie verblüffend mühelos zum Höhepunkt gebracht hatte.
Er sollte gehen. Er sollte aufstehen und gehen, dafür sprachen tausend Gründe, nicht zuletzt sein heftiges Verlangen nach ihr, das ihn angreifbar machte, und er hasste es, Schwäche zu zeigen. Er machte sich auch keine Illusionen darüber, dass sie ihn langweilen könnte, nachdem er sie einmal gehabt hatte. Im Gegenteil, wenn er mit ihr schlief, würde seine Gier nach ihr nur noch wachsen.
Zugegeben, irgendwann würde er ihrer überdrüssig sein. Nach einiger Zeit langweilte ihn alles, weil ihm nichts auf der Welt wirklich etwas bedeutete. Aber bevor dieses Sättigungsgefühl eintrat, würde sein Verlangen ihn beherrschen, und auch das hasste er.
Die beste Lösung wäre, einfach zu gehen, sie bebend zurücklassen, am Rande ihrer völligen Hingabe. Ihre unbefriedigte Sehnsucht würde sie halb um den Verstand bringen. Sie würde ihn anflehen, er würde sie zurückweisen und ihre Qualen auskosten als Vergeltung für den frühen Tod seiner Halbschwester. Er könnte einfach gehen …
Miranda hatte die Augen wieder aufgeschlagen und blickte im schwachen Kerzenschein verschwommen zu ihm auf, als könne sie seine Gedanken lesen. Sie kannte ihn zu gut, auch das war ein Grund, wieso er sich zu ihr hingezogen fühlte. Das erhöhte den Reiz des Spiels: Sie sah seine Schachzüge voraus und konterte mit einem geschickten Gegenzug.
Ein dünnes Lächeln umspielte ihre vollen, verlockenden Lippen. Ihr schlanker, alabasterheller Körper lag vor ihm, und sie versuchte nicht länger, sich in mädchenhafter Scheu zu bedecken. „Hast du deine Meinung geändert, Mylord? Schade eigentlich. Deckst du mich zu, ehe du gehst? Mir ist ein wenig kühl.“ Ihre Stimme klang heiter, ungerührt, und er zollte ihr im Stillen Anerkennung für ihre Selbstbeherrschung. Sie hatte sich erstaunlich rasch mit eiserner Willenskraft vom zweifellos ersten Lustgipfel ihres Lebens erholt und war bereit, den Kampf wieder aufzunehmen.
Er konnte sie jetzt nicht verlassen, ebenso wenig wie er aufhören könnte zu atmen.
Seine Hand glitt über ihren Schoß, seine Finger berührten spielerisch die harte Perle, untrüglicher Beweis ihrer Erregung. Sie war heiß und feucht und bereit für ihn. Er tauchte einen Finger in sie.
Ihr Schoß war eng, sehr eng. Kein Wunder, seit ihrer Entjungferung waren zwei Jahre vergangen. Er ließ
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